In einer launigen Sondersitzung des Gemeinderats wurde Michael Lutz für seine dritte Amtszeit als Bürgermeister von Waldenbuch verpflichtet.

Waldenbuch - Eine Gemeinderatssitzung, in der der Bürgermeister von der ersten bis zur letzten Minute in den höchsten Tönen gelobt wird und nach der er mit einem Kofferraum voller Präsente nach Hause fährt, gibt es in Waldenbuch nur alle acht Jahre. Es ist die Sondersitzung zur Verpflichtung des neugewählten Rathauschefs. Am Dienstagabend starteten etwa 180 Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Schultes im Forum der Oskar-Schwenk-Schule offiziell in die neue Amtszeit.

 

Seit dem 13. März steht fest: Die Waldenbucher setzen in der Kommunalpolitik auf Kontinuität. Bereits zum dritten Mal hintereinander gelang Michael Lutz der Sprung an die Rathausspitze. 85,7 Prozent der Wähler hatten ihm diesmal ihr Vertrauen ausgesprochen. „Das ist ein großartiges Ergebnis“, lobte der Böblinger Landrat Roland Bernhard, der die Wahlprüfungsurkunde überreichte. „Mit dem Dokument ist alles in Ordnung“, beruhigte der Gast, denn die Urkunde trug das Datum vom 1. April.

Landrat spricht von „Idealbesetzung“

Dennoch war Roland Bernhard zu Scherzen aufgelegt. Er erinnerte an jene Jahre, in denen der schwäbische Schultes noch als Respektsperson qua Amt durch die Gemeinde flanierte. „Damals haben es die Bürgermeister leichter gehabt“, sinnierte der Landrat. Wohlbeleibt, mit Zigarre im Mund und Hut auf dem Kopf habe der Rathauschef die Bürger mit einem staatstragenden „So, au dô“ begrüßt und nach dem Motto gearbeitet: „Wenn’s Schaffa koi Gschäft wär, däts dr Schultes selba mache.“

Heutzutage sind an der Rathausspitze andere Eigenschaften gefordert. Und Bernhard stellte fest: „Michael Lutz ist die Idealbesetzung“. Der Waldenbucher Verwaltungschef habe klare Vorstellungen davon, wohin sich die Stadt entwickeln solle, er gehe zielstrebig seinen Weg und sei sich darüber im Klaren, dass man es nicht jedem recht machen könne. Was die Figur und das Gesundheitsbewusstsein betrifft, verkörpere Lutz eine dynamische Generation von Bürgermeistern, die rund um die Uhr gefordert seien. „Er ist so sportlich, dass er auf dem Weg zum Termin erst in Renningen merkt, dass er das Auto zu Hause vergessen hat“, sagte Bernhard schmunzelnd.

Der Schultes kennt die Fördertöpfe

Der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl hat beim Waldenbucher Rathauschef in den vergangenen 16 Jahren indes keine Anzeichen von Vergesslichkeit feststellen können. Vor allem dann nicht, wenn es um Anträge für Fördermittel ging. Insgesamt 5,5 Millionen Euro hat das Land zur Stadtsanierung beigesteuert und Schmalzl verriet, worin die Kunst des Waldenbucher Bürgermeisters liegt: „Er kennt die 150 Fördertöpfe, die beim RP auf dem Herd stehen und es gelingt ihm, seine Finger so reinzukriegen, dass es die Nachbarn nicht unbedingt mitbekommen.“

Damit könnte nun freilich Schluss sein. Der Holzgerlinger Rathauschef Wilfried Dölker, der die Glückwünsche des Gemeindetags Baden-Württemberg überbrachte, hatte aufmerksam zugehört: „Bei 5,5, Millionen Euro kann man neidisch werden.“ Letztlich aber bescheinigte auch er seinem Amtskollegen die besondere Fähigkeit „schwäbisch gescheit“ zu sein und stellte fest: „Kaum einer schafft es, so viele Bürgerinnen und Bürger an die Urnen zu bringen.“

Zum dritten Mal gewählt

Michael Lutz ist es zum dritten Mal gelungen, die Waldenbucher zu motivieren – andere haben jedoch schon mehr geschafft. SPD-Stadtrat Walter Keck, der als dienstältestes Mitglied des Gremiums die Vereidigung vornahm, hatte nachgerechnet: „Im Durchschnitt sind Bürgermeister in der Schönbuchstadt 29 Jahre im Amt.“ Bis dahin ist es für den aktuellen Schultes noch ein weiter Weg. Die Unterstützung seiner Mitarbeiter und des Gemeinderats scheint ihm dabei gewiss. Die stellvertretende Bürgermeisterin Annette Odendahl entdeckte im Verhältnis zwischen Verwaltungschef und Ratsgremium gar „eheähnliche Züge“ und der städtische Personalratsvorsitzende Bernd Casselmann sicherte zu: „Bei ihrer Aufgabe sind sie nicht allein.“

Der frisch vereidigte Rathauschef gab das Lob zurück und erklärte: „Ich stehe weiterhin für politische Redlichkeit und eine umfassende Informationspolitik. Mein oberstes Ziel ist ein von gegenseitigem Respekt getragenes harmonisches Verhältnis in der Stadt.“ Bevor er dieses Vorhaben in Angriff nehmen kann, muss jedoch noch ein Problem gelöst werden. „Was mich gerade am meisten beschäftigt, ist die Anzahl der Geschenke in flüssiger Form“, ließ Lutz wissen. Ohne Amtshilfe von Seiten der Familie sei dies wohl nicht zu bewältigen.