Das Gebäude soll abgerissen werden, die Freizeit künftig beim SV Gablenberg stattfinden. Im Ausschuss stießen die Kirchenvertreter auf Unverständnis dafür, wieso man es so weit hat kommen lassen.

Frauenkopf - Das Waldheim Frauenkopf steht vor dem Aus – zumindest dann, wenn alles nach den Vorstellungen der Verantwortlichen der evangelischen Gesamtkirchengemeinde geht. Diese streben an, noch vor Weihnachten einen Vertrag mit dem SV Gablenberg auf der Waldebene Ost abzuschließen, damit die Waldheimferien vom Sommer 2014 an auf dessen Gelände stattfinden kann. Das würde nach jetzigem Stand bedeuten, dass die Waldheimferien künftig nur noch fünf statt bisher sechs Wochen dauern – und dass deutlich weniger Kinder als bisher aufgenommen werden können. Das Waldheim Frauenkopf selbst würde dann abgerissen werden.

 

Kritik am Verantwortlichen der Gesamtkirchengemeinde

Mit diesen Informationen hat der Kirchenpfleger Hermann Beck am Mittwochabend in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses Kinder/Schule/Jugend des Bezirksbeirats Stuttgart-Ost die Ausschuss-Mitglieder überrascht – und viele Zuhörer aus den Kirchengemeinden und dem Betreuerteam vor den Kopf gestoßen. Beck als Verantwortlicher der Gesamtkirchengemeinde wurde für das Vorgehen der Kirche beim Waldheim Frauenkopf in den vergangenen drei Jahren heftig kritisiert.

Das Waldheim Frauenkopf ist eines der ältesten und auch größten Waldheime in Stuttgart. Die evangelische Kirche hat wie mehrfach berichtet den langjährigen Pachtvertrag für das Waldheim gekündigt, er läuft zum 31. März 2014 aus. Grund für die Kündigung war, dass die Gebäude dringend saniert werden müssen, die Kirche dafür aber kein Geld zur Verfügung stellen will. Die Kosten für eine grundlegende Sanierung wurden laut Kirchenpfleger Beck vor drei Jahren auf rund zwei Millionen Euro geschätzt. Eine solche Investition mache aber nur dann Sinn, wenn das Waldheim ganzjährig genutzt würde. Ein tragfähiges Konzept für eine ganzjährige Nutzung gibt es aber bisher nicht. Die Kirche habe durch die Stadt prüfen lassen, ob das Waldheim Frauenkopf als Kindertagesstätte genutzt werden könne. Dafür fehle in dem Bereich aber das Planungsrecht. Ein solches in Form eines Bebauungsplans müsste erst geschaffen werden. Beck: „Damit war für uns klar, dass wir das Vertragsverhältnis beenden.“ Früher seien in dem Waldheim viele Gemeindefeste gefeiert worden, inzwischen gebe es aber außer den Waldheimferien keine kirchliche Nutzung mehr. Beck: „Wir haben andere wichtige Aufgaben.“

Unverständnis im Ausschuss

Die Gespräche mit den Sportvereinen auf der Waldebene als Alternativstandort sind mit dem SV Gablenberg am weitesten fortgeschritten. Dort steht in der Gastronomie ein Pächterwechsel bevor, was einen den Anforderungen einer Waldheimfreizeit entsprechenden Umbau des Küchenbereichs ermöglicht. Michael Dalaker vom SV Gablenberg sagte: „Grundsätzlich können wir uns das vorstellen.“ Die Einschränkungen wurden in der Diskussion aber auch deutlich, wenn auch erst auf mehrfache Nachfragen beim Kirchenpfleger: Bei dieser Lösung können nicht mehr so viele Kinder wie bisher aufgenommen werden und die Waldheimferien dauern bei dieser Lösung nur noch fünf Wochen.

Im Ausschuss stießen die Kirchenvertreter auf Unverständnis. Federico Busarello (FDP) frage: „Wieso hat man es eigentlich so weit kommen lassen, dass die Gebäude in diesem Zustand sind? Das ist mir völlig unerklärlich. Ich verstehe auch nicht, warum hier kein Bebauungsplan hinzubekommen sein soll.“ Gabriele Heller-Pawlicki äußerte sich ähnlich entrüstet: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie dafür im Bezirksbeirat eine Mehrheit bekommen. Bitte gehen Sie noch einmal in sich.“

Gemeinden übernehmen möglicherweise einen Teil der Kosten

Auch die zahlreichen Waldheim-Betreuer und -Mitarbeiter unter den Zuhörern waren enttäuscht. Eine langjährige Helferin sagte: „Ich finde es unheimlich bedauerlich, dass die Betreuer Jahre lang nicht in die Überlegungen einbezogen wurden.“ Eine andere Betreuerin fürchtet einen gravierenden Identitätsverlust beim Wegzug vom Frauenkopf: „Viele Mitarbeiter sagen: Wenn das Waldheim umzieht, ziehen wir nicht mit. Und dann haben Sie ein großes Betreuerproblem.“

Bezirksvorsteher Martin Körner, der die Sitzung leitete, legte den Kirchenvertretern nahe, die Waldheimferien 2014 noch einmal auf dem Frauenkopf zu machen und die so gewonnene Zeit zu nutzen, andere Optionen in Ruhe zu prüfen. Dazu gehört für ihn auch eine langfristige Lösung als Kindertagesstätte und Waldheim am Standort Frauenkopf. Einen entsprechenden Beschlussantrag will er dem Bezirksbeirat Stuttgart-Ost in der nächsten öffentlichen Sitzung am 27. November vorlegen.

Die Waldheimarbeit der Gesamtkirchengemeinde wird auch Thema bei der Sitzung des Gesamtkirchengemeinderates am Samstag, 16. November, sein. Dort wird es um die Zukunftsperspektiven und die Finanzierung der Waldheime gehen – möglicherweise durch die Übernahme eines Teils der Kosten durch die Gemeinden.