Die Erzieher des Waldkindergartens kämpfen nach drei Monaten noch mit Startschwierigkeiten.

Weilimdorf - Ich finde den Regen einfach schön. Da kann ich durch die Pfützen platschen“, sagt die dreijährige Magdalena und rennt auf einen Regenwurm zu. Die anderen Kinder stürmen ihr hinterher und stecken über dem rosafarbenen Tierchen die Köpfe zusammen. Das Interesse verlagert sich erst, als Burak ruft: „Ich hab’ eine Pfütze gefunden!“ Das Wasser spritzt, der Schlamm schmatzt, die Kinder lachen.

 

Sechs Mädchen und Buben im Alter von drei Jahren spazieren an diesem verregneten Morgen mit ihren beiden Erzieherinnen durch den Wald am Lindental, ausgerüstet mit Gummistiefeln, wasserfesten Regenhosen und -jacken, als ob ein Besuch der Niagarafälle auf dem Programm stehen würde. Wie jeden Morgen steuern sie auf ihren vom Förster genehmigten und gesicherten Stammplatz zu, wo Eltern ein Waldsofa aufgebaut haben. Dort findet der Morgenkreis statt, dann wird gevespert, gesungen und anschließend frei gespielt. Moos, Beeren, Stöckchen – der Wald kommt einer großen Spielkiste gleich.

Nur die Hälfte der Plätze sind belegt

„Den Kindern gefällt das total gut“, sagt Ilona Schwegler, die den Waldkindergarten Weilimdorf leitet. Seit April gibt es das naturpädagogische Angebot, Träger sind die Johanniter. Doch obwohl es im Stadtbezirk nicht genügend Betreuungsplätze für Drei- bis Sechsjährige gibt, sind derzeit nur die Hälfte der zwanzig Plätze belegt. „Wir haben Kapazitäten für Eltern, die wirklich an der Naturpädagogik interessiert sind und hinter dem Draußensein stehen“, betont Schwegler. Nicht gewünscht sei, dass Eltern ihre Kinder nur anmelden, weil sie keinen anderen Betreuungsplatz gefunden hätten und wieder weg sind, sobald ein anderer Kindergarten gefunden sei.

Buraks Mutter gehört zu den Eltern, die hinter dem Konzept des Waldkindergartens stehen. „Er kommt ganz ausgeglichen nach Hause“, sagt sie. „Und wenn ich mit ihm nach draußen gehe, beobachtet er alles viel genauer.“ Dass ihr Sohn hin und wieder mit einem Zeckenstich nach Hause kommt, nimmt sie in Kauf. Dafür sei er insgesamt viel seltener krank.

Konflikte bleiben aus

Ilona Schwegler, die eine naturpädagogische Ausbildung absolviert hat, erkennt einige Vorteile im Konzept des Waldkindergartens. „Die Kinder sprechen viel mehr miteinander und tauschen sich darüber aus, was sie sehen“, beobachtet die Erzieherin. Konflikte, die sich in einem engen Raum bisweilen ergeben würden, blieben in der Natur aus. Auch das Problem mangelnder Bewegung treffe auf die Waldkinder beileibe nicht zu. „Vor allem im Winter, wenn es kalt ist, achten wir darauf, dass die Kinder immer in Bewegung bleiben.“ Dann werde das Vesper aber auch mal im Bauwagen gegessen, an dem sich die Gruppe jeden Morgen trifft, und sich am Ofen aufgewärmt. Die Sorge einiger Eltern, dass die Vorbereitung auf die Schule zu kurz kommen könnte, teilt Schwegler nicht. „Morgens, bevor wir losgehen, lernen die Kinder auch, mit Stift und Schere umzugehen“, sagt sie. Auch konzentriert an einer Sache dranzubleiben, werde den Kleinen beigebracht.

Zurzeit geben die Eltern ihre Kinder morgens an einem Bauwagen ab, der unter der Brücke der Bundesstraße 295 im Lindental steht. Doch die Fläche wurde nur übergangsweise genehmigt. Ilona Schwegler sucht daher händeringend nach einer neuen Stellfläche. „Am besten wäre ein Wiesenstück, das man einzäunen kann“, sagt sie. Doch bisher haben entweder der Natur- oder der Gewässerschutz einen Strich durch die Rechnung gemacht.