Waldorf-Erzieherinnen hatten sich zu einer Initiative zusammengeschlossen, um in Birkach einen Kindergarten einzurichten, der sich ihrer Pädagogik verpflichtet sieht. Wegen zahlreicher Hindernisse ist das Projekt nun gescheitert.

Birkach - Leid tue es ihr vor allem für die Kinder, sagt Andrea Kunze. Gemeinsam mit zwei weiteren Erzieherinnen und Eltern hatte sie mit dem Ziel eine Initiative gegründet, in Birkach einen Waldorfkindergarten zu schaffen. Bereits im vergangenen September sollte dieser in einem ehemaligen Laden im Steckfeld seine Pforten öffnen. Doch dann kam alles anders. Für Andrea Kunze war es ein langer Kampf, der nun endgültig vorbei ist. „Unsere Initiative ist eingeschlafen“, sagt sie, und die Enttäuschung kann sie nicht verbergen.

 

Denn es ging schief, was schief gehen konnte. Langfristig wollte die Initiative den Kindergarten in Birkach ansiedeln. Der Standort an der Strebelstraße war nur als Übergangslösung gedacht. Leider bekam die Vermieterin genau das mit, nachdem bereits der Mietvertrag unterschrieben war. Sie löste ihn kurzerhand auf. Der Schock bei den Erzieherinnen war groß.

Seniorenheim hat andere Pläne

Gleichzeitig kamen aber auch die Pläne für eine Verwirklichung des Kindergartens in Birkach nicht voran. Konkret hatte die Initiative ein Gelände an der Moosheimer Straße im Auge, das der Neuapostolischen Kirche gehört. Bauen wollte den Kindergarten die Stiftung, die das Nikolaus-Cusanus-Haus trägt. Ziel war es, die Kindergartengruppen mit Seniorenwohnungen zu kombinieren. Ganz im Sinne des häufig propagierten Zusammenlebens der Generationen wäre das gewesen.

Doch auch aus diesen Plänen wurde nichts. Die Neuapostolische Kirche habe sich nicht mehr mit der Initiative in Verbindung gesetzt, nachdem sie sich noch im vergangenen Oktober grundsätzlich für einen Kindergarten auf dem Gelände ihres nicht mehr genutzten Gotteshaus ausgesprochen hat, sagt Andrea Kunze. „Wir haben dann gar nichts mehr von der Neuapostolischen Gemeinde gehört“, sagt sie.

Von der Neuapostolischen Kirche gibt es dazu keine Auskunft. Im vergangenen Herbst hat die Glaubensgemeinschaft aber bereits klargestellt, dass ihr eine Erbpacht für das Gelände lieber wäre als ein Verkauf. Vielleicht liegt der Grund für das Ende des Projekts daran, dass auch die das Nikolaus-Cusanus-Haus tragende Stiftung inzwischen etwas anderes vorhat. Sie will zwar weiter mit der Neuapostolischen Kirche über das Gelände an der Moosheimer Straße verhandeln, ließ die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel die Bezirksbeiräte im Juli wissen. Ziel sei es nun aber, Wohngemeinschaften für Demenz-Patienten zu errichten. Eine Bauvoranfrage liegt bereits bei der Stadt.

Von einem Kindergarten ist nun keine Rede mehr. Das Seniorenheim wolle sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren, und die liegen nun mal in der Betreuung älterer Menschen, heißt es in einer Stellungnahme von Nikolai Keller, dem Leiter des Cusanus-Hauses. Andrea Kunze hat den Verdacht, dass einige Bewohner des Seniorenheims ihre Bedenken geäußert hätten wegen einer möglichen Lärmbelastung durch den Kindergarten. Genaueres wisse sie aber nicht.

Urteil aus Berlin macht Probleme

Letztlich ist die Initiative aber auch an einem Wandel in der Gesetzgebung gescheitert. Es sei stets üblich gewesen, dass Waldorfschulen Vereine als Träger haben, sagt Angelika Krause, eine weitere Mitstreiterin aus der Initiative. „Dann hat es ein Urteil in Berlin gegeben, das dies untersagt, weil die Vereine aus der Sicht des Gerichts mit den Kindergärten einen wirtschaftlichen Zweck verfolgen würden“, sagt sie. Die Initiative habe trotzdem versucht, sich als Verein eintragen zu lassen, sagt Angelika Krause. „Wir haben die Satzung verändert, um den ideellen Zweck zu unterstreichen und klar zu machen, dass es uns nicht um Geld geht“, sagt sie. Aber auch das war umsonst. Wie die Waldorf-Bewegung nun mit dem Berliner Urteil umgehe, sei in ganz Deutschland derzeit ein großes Thema, sagt Angelika Krause.

Eine mögliche Lösung käme aber für die Birkacher Initiative zu spät. Angesichts dieser Widrigkeiten und dem Fehlen einer Perspektive haben die Befürworter des Waldorfkindergartens in Birkach aufgegeben. Die Erzieherinnen, die ihre alten Jobs schon gekündigt hatten, da sie das Projekt am Standort Steckfeld bereits in trockenen Tüchern sahen, hatten Glück im Unglück: Sie können an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren. Trotzdem bleibt die Enttäuschung. Denn versucht haben sie alles.