Kurz vor dem wahrscheinlichen Verkauf an den Gastronomen Karrer bringen Betreuer der Ferienfreizeit den SV Fellbach als Interessenten ins Spiel.

Fellbach - Auch wenn auf den Wegen und Treppen rund ums Waldschlössle das Kraut wuchert, so herrscht doch der Eindruck vor: Das Wiesle ist gemäht. Die Zukunft auf dem Kappelberg ist besiegelt. Der Zug ist abgefahren, der Fisch ist geputzt. Schließlich hat das Fellbacher Bauverwaltungsamt auf entsprechende Nachfrage unserer Redaktion Ende vergangener Woche mitgeteilt: Der Umbau samt teilweiser Erweiterung des Waldschlössles ist städtischerseits genehmigt.

 

Zwar will die evangelische Kirchengemeinde in diesen Tagen die abschließenden Verhandlungen noch mit dem Kaufinteressenten – dem Fellbacher Gastronom Armin Karrer (Restaurant „Zum Hirschen“) – führen und erst dann den Kaufvertrag unterschreiben. Dass dies noch scheitert, damit rechnen die wenigsten Beobachter.

Die Veräußerung hat aber nicht nur Freunde; auch in der Kirche selbst gibt es Kritiker. Es rumort schon länger, ja seit Jahren. Der Weiterbetrieb des Waldheims der evangelischen Kirche stehe zumindest in der bisher bewährten Form auf der Kippe, befürchten gerade etliche Macher der traditionsreichen Sommerfreizeit.

„Stiftung und Trägerverein sollen Idylle auf dem Kappelberg retten“

Von diesen Bedenken zeugen auch die Schlagzeilen und Leserbriefe in unserer Zeitung, wie der Blick ins Archiv verrät. „Stiftung und Trägerverein sollen Idylle auf dem Kappelberg retten“, hieß es bereits im November 2011 über die Bemühungen, Alternativen zum Verkauf an den Gastronomen zu finden. „Das Kirchenvolk will mitreden“, war ein Artikel nur wenige Wochen später überschrieben. „Chancen vertan!“ oder „ein Pyrrhussieg“, lauteten die Kommentare im April 2012, als der Verkauf schon näherzurücken schien.

Besonders engagiert und vorne dran im Protest gegen das Vorhaben war da schon Ralf Holzwarth, langjähriger Organisator diverser Waldheim-Abschnitte. „Ralf Holzwarth ist sicher einer der kompetentesten Waldheim-Mitarbeiter, und er kennt den Betrieb auf dem Kappelberg wie kaum ein anderer“, äußerte sich im Januar 2011 eine Leserbriefschreiberin.

Nun, da nach Ansicht der Beobachter die Würfel schon gefallen sind, meldet sich Holzwarth erneut zu Wort (Auszüge seines Statements lesen Sie rechts neben diesem Artikel im Text „Das schreit zum Himmel“). Holzwarth ist zudem auch noch aus einem anderen Grund kein Unbekannter in der Stadt – wurde er doch im August 2009 gemeinsam mit seiner Ehefrau Heike Härter-Holzwarth mit dem Kronenkreuz in Gold des Diakonischen Werks der evangelischen Kirche Deutschlands ausgezeichnet. Anfang 2015 erhielt Holzwarth – im Lindle aufgewachsen und Sohn des bekannten Siegfried Holzwarth – die Ehrenplakette der Stadt. Im FZ-Artikel dazu wurde sein Engagement für den Erhalt der Kinderstadtranderholung beim Waldschlössle gewürdigt, und er selbst wurde so zitiert: „Dort ist es wie in einer anderen Welt, in die man mit allen Sinnen eintaucht.“

Holzwarth hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben

In seinem Kommentar zur aktuellen Entwicklung berichtet der 52-Jährige zudem davon, wie „vor knapp zwei Jahren an uns Waldheim-Leitenden die ‚Bitte‘ herangetragen wurde, sich nicht mehr öffentlich zum Waldschlössle zu äußern“. Durch die nun von der Stadt Fellbach erteilte Baugenehmigung sei ist es ihm „aber ein großes Bedürfnis, mich dazu zu äußern“.

Holzwarth hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben und bringt einen interessanten, bisher öffentlich nicht bekannten Aspekt ins Spiel. Noch sei hier in Fellbach die evangelische Kirchengemeinde der Eigentümer. Der Verkauf sei noch nicht vollzogen. An dieser Stelle stellt Holzwarth deshalb die Frage: „Warum nimmt man das zu Beginn diesen Jahres unterbreitete Angebot des SV Fellbach, das Waldschlössle zu übernehmen, also zu kaufen, nicht ernst? Sport und Waldheim, das liegt nicht ganz so weit auseinander!“ Gemeinsam über eine Lösung mit dem SV Fellbach nachzudenken, das wäre seiner Ansicht nach zumindest mal ein paar Gespräche wert. „Also liebe Vertreter von Stadt und Kirche, es liegt an Ihnen, jetzt nochmal ernsthaft den eingeschlagenen Weg zu hinterfragen.“

Seine Kenntnis von diesem Angebot des SV Fellbach hat Holzwarths eigenen Angaben zufolge von einem Gespräch Mitte Januar mit Tilmann Wied, einem der drei Vorsitzenden des SVF. Wied selbst war bis Freitagabend nicht erreichbar, sodass vorläufig offen bleiben muss, wie diese Offerte einzuschätzen ist und wie ernsthaft ein solches Angebot wäre.