Der Zustand des Waldes in Baden-Württemberg hat sich erneut leicht verbessert. Doch es gibt große Sorgenkinder. Und es gibt Regionen im Land, wo es besonders schlecht aussieht.

Stuttgart - In den baden-württembergischen Wäldern steht die nächste alteingesessene Baumart vor dem Aussterben. „Die Esche wird in den nächsten zehn Jahren zu 99 Prozent verschwinden“, sagte der Stuttgarter Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) bei der Vorstellung des aktuellen Waldzustandsbericht. Sie folgt damit dem Schicksal der Ulme, die früher massenhaft in den Wäldern vorzufinden war.

 

Verantwortlich für das Absterben des dritthäufigsten Laubbaumes im Land (vier Prozent aller Bäume) ist das Falsche Weiße Stängelbecherchen, ein aus Ostasien stammender Pilz. Inzwischen sei die Esche die Baumart mit den meisten Kronenschäden in Baden-Württemberg, sagte Hauk. Gegenüber dem Vorjahr stieg der mittlere Blattverlust um 1,9 Prozentpunkte auf 31,6 Prozent. Dies sei tragisch. Bisher habe die vielerorts einsetzbare Esche eigentlich als Hoffnungsträger bei der Bewältigung des Klimawandels gegolten, sagte Hauk.

Der Schwarzwald verändert seinen Charakter

Besonders für den Oberrhein und seine Auenwälder bedeute dies einen herben Verlust, zumal auf den dortigen Sandböden auch die Kiefer und die Fichte wegen der Hitze und der Trockenheit zunehmend einen schwereren Stand hätten. „Die Zusammensetzung der Wälder wird sich ändern“, sagte Hauk. So setze Forst BW auf Mischwälder. Auch der Schwarzwald werde seinen Charakter verändern.

Am Oberrhein sollen Eschen und Kiefern unter anderem durch Douglasien ersetzt werden. Im Schwarzwald könne auch verstärkt die Weißtanne gepflanzt werden. In den 80er Jahren galt sie noch als Symbolbaum für das deutsche Waldsterben. Der Eintrag von Schwefel setzte ihr besonders zu. Inzwischen liegt der mittlere Nadelverlust bei der Weißtanne mit 19,5 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt aller Laub- und Nadelbäume (22 Prozent). „Wir haben das Schwefelproblem in den Griff bekommen“, sagte Hauk. Heute bestimme weniger der Schadstoffeintrag als vielmehr der Klimawandel die Entwicklung im Wald.

Weniger stark geschädigte Bäume

Insgesamt habe sich der Waldzustand leicht verbessert. Der Anteil der deutlich geschädigten Bäume habe sich im Jahr 2017 von 37 auf 31 Prozent verringert. Ebenso viele Bäume hätten gar keine Schäden (Vorjahr: 30 Prozent). Das Wachstum sei so kräftig ausgefallen wie schon lange nicht mehr. Dafür sei auch der anhaltend hohe Stickstoffeintrag verantwortlich. Er betrage im Schnitt 30 Kilogramm pro Hektar. „Das war früher eine Grunddüngung, die ein Landwirt auf die Felder gebracht hat“, sagte Hauk. Der Nabu-Vorsitzende und gelernte Förster Johannes Enssle sprach von einer tickenden Zeitbombe. „Es ist nicht abzusehen, wann das System kippt. Zu viel Stickstoff für den Wald ist wie für Menschen zu viel Zucker.“ Die Folge seien Krankheiten. Schuld sei die Überdüngung durch Bauern, sagte Enssle.