Seit Anfang Juli ist Walter Tattermusch als neuer Behindertenbeauftragter im Amt. Erstmals hat sich der frühere Sozialamtsleiter in einem Ratsgremium vorgestellt. Dabei machte er deutlich: der bisherige Beirat Inklusion solle zu einem politischeren Gremium weiterentwickelt werden.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Mit viel Zuspruch der Fraktionen ist der neue Behindertenbeauftragte der Stadt, Walter Tattermusch, bei seinem ersten Auftritt im Sozialausschuss empfangen worden. Von der Kritik zweier Fraktionen an der Bestellung des ehemaligen Sozialamtsleiters, der erst Ende 2014 in den Ruhestand verabschiedet worden war, war kaum mehr etwas zu spüren. Stattdessen zeichnete sich in dem Ausschuss ein erstes neues Vorhaben ab: der Beirat Inklusion soll zu einem politischen Gremium weiterentwickelt werden.

 

Als Amtsleiter 23 Jahre im Rathaus

Hätte man nicht gewusst, dass der Mann erst im Dezember in Pension gegangen ist, man hätte meinen können: Walter Tattermusch ist nach einem langen Urlaub wieder zurück im Dienst. Doch am Montag sprach dieser, der 23 Jahre das Sozialamt der Stadt geleitet hatte, erstmals in seiner neuen Rolle als Behindertenbeauftragter. Sein Ehrenamt hat er am 1. Juli angetreten. Und Tattermusch machte gleich klar, dass er „in erster Linie für die einzelnen Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen eine unabhängige Beratung“ bieten wolle. Natürlich werde er sich auch für Organisationen, Verbände und Selbsthilfegruppen engagieren, sagte er. Und er wolle „Mittler sein zwischen den Bürgerinnen und Bürgern mit Behinderung und der Stadtverwaltung“. Auch werde er Aktivitäten unterstützen, welche „die Autonomie von Menschen mit Behinderung und ihre Teilhabe am Leben in unserer Stadtgesellschaft verbessern“, erklärte Tattermusch. Auf ein Echo traf seine Äußerung, der bestehende Beirat Inklusion könne „nur ein erster Schritt auf dem Weg zur politischen Teilhabe“ von behinderten Menschen sein.

Viel Zustimmung von den Fraktionen

Philipp Hill (CDU) beschränkte sich noch darauf, zu erklären, dass er „von Anfang an Feuer und Flamme“ gewesen sei für die Idee, Walter Tattermusch zum Behindertenbeauftragten zu machen. Jochen Stopper von den Grünen, die sich skeptisch geäußerte hatten, bot Tattermusch die Zusammenarbeit an. Ein wichtiges Thema für die Grünen ist, wie der Prozess der Beteiligung von behinderten Menschen weitergeht. „Den aufgenommenen Faden dürfen wir nicht verlieren“, sagte Stopper. Eine Idee dazu sei, „den Beirat Inklusion zu einem politisch arbeitenden Gremium zu machen“. Derzeit tagt dieses, in dem auch Betroffene und ihre Angehörigen vertreten sind, nur nichtöffentlich. Marita Gröger (SPD) vertrat die Auffassung, dass sich dies ändern sollte. „Der Beirat Inklusion sollte so behandelt werden wie andere Beiräte auch – der Städtebauausschuss tagt zum Beispiel auch öffentlich.“ Walter Tattermusch machte deutlich, dass der Beirat auch ins Leben gerufen worden sei für Menschen, „die Probleme haben, sich zu artikulieren und dazu Zeit brauchen“. Aus seiner Sicht wäre aber vorstellbar, ein zweites, politisches Gremium zu schaffen.

„Inklusion ist eine Mammutaufgabe“

Selbst Hannes Rockenbauch von SÖS-Linke-Plus, der die Bestellung Tattermuschs am deutlichsten kritisiert hatte, beschrieb diesen nun als „hervorragend geeignet“ für das Amt und sagte zu, ihm den „Rücken zu stärken“. Allerdings blieb er bei seiner Auffassung, dass wegen der gewachsenen Aufgaben eine hauptamtliche Stelle hätte eingerichtet werden müssen. Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) sagte, dass die formulierten Ansprüche teils falsch adressiert seien. „Bei der Mammutaufgabe der Inklusion ist das Sozialamt federführend“, sagte Fezer, „die könnte auch kein hauptamtlicher Behindertenbeauftragter bewältigen. Das ist die Aufgabe der gesamten Sozialverwaltung.“