Hat der US-Investor KKR den 150-Millionen-Euro-Kredit von der Sparkasse zu Recht erhalten? Zweifel werden laut angesichts des drohenden Stellenabbaus.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen/Göppingen - Das Thema WMF ist jetzt auch in der Göppinger Kreispolitik angekommen. In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am 25. Juli könnte sich der Verwaltungsrat, der die Kreissparkasse im Auftrag des Kreistags beaufsichtigt, der Sache annehmen und prüfen, ob die Kreissparkasse Göppingen ihren Auftrag verletzt hat, als sie 2012 den Einstieg des US-Investors Kohlberg Kravis Roberts (KKR) bei der WMF in Geislingen massiv unterstützte.

 

Bankgeheimnis verhindert öffentliche Stellungnahme

„Wir sind selbstverständlich bereit, mit unserem Aufsichtsgremium, dem Verwaltungsrat, der den Kreistag repräsentiert, die aufgeworfenen Fragen umfassend zu erörtern und zu beantworten“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreissparkasse. Eine öffentliche Stellungnahme sei in Hinblick auf das Bankgeheimnis allerdings nicht möglich. Doch sei man der Verantwortung als regional verankertes Kreditinstitut jederzeit gerecht geworden und habe Garantien für die wesentlichen Standorte wie etwa Geislingen im Kreditvertrag vereinbart.

SPD-Landtagsabgeordneter hatte Aufklärung verlangt

Mit diesen dürren Zeilen reagierte die Kreissparkasse auf ein Schreiben des Geislinger SPD-Landtagsabgeordneten und Kreisrats Sascha Binder, der in einem Brief an den Landrat Edgar Wolff Aufklärung über das bisher größte Kreditgeschäft der Kreissparkasse Göppingen gefordert hatte. Binder verlangt Klarheit darüber, unter welchen Voraussetzungen im Jahr 2012 dem US-Investor KKR die Finanzierung der Aktienmehrheit am Geislinger Traditionsunternehmen WMF ermöglicht worden war. Anlass dafür sind Pläne der KKR, bei der WMF 700 Arbeitsplätze, davon allein 500 in Geislingen, zu streichen, Unternehmensteile zu schließen und die WMF von der Börse zu nehmen, was den ungehinderten Zugriff auf das Firmenkapital ermöglicht.

2012 erhielt KKR von den Sparkassen 150 Millionen Euro

Die Kreissparkasse Göppingen hatte im Jahr 2012 gemeinsam mit einem Konsortium aus weiteren 20 Kreissparkassen der KKR Kredite über 150 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Geschäft kam unter der gemeinsamen Federführung der Kreissparkasse Göppingen und der Kreissparkasse Biberach zustande. Damals investierten die Amerikaner insgesamt 238 Millionen Euro und erhielten die Mehrheit der WMF-Aktien. Der Deal wurde über die Finedining Capital abgewickelt, eine Holdinggesellschaft des US-Investors KKR. Mit Hilfe des Kredits wurden fast 72 Prozent der Stammaktien der WMF erworben. Dazu zählt auch das 52 Prozent schwere Aktienpaket des Schweizer Finanzinvestors Capvis.

KKR als seriösen Investor bezeichnet

Mitverantwortlich für diese Finanzierung, die als das größte Geschäft dieser Art in der Geschichte der Kreissparkasse Göppingen bezeichnet wurde, war Klaus Meissner, der im Vorstand der Kreissparkasse für die Geschäftskunden zuständig ist. Meissner sagte damals, er halte die KKR für einen außerordentlich seriösen Investor, dessen Engagement bei der WMF nachhaltig angelegt sei.

Dass das unter dem neuen WMF-Vorstandschef Peter Feld angepeilte 30-Millionen-Euro-Sparpaket allein in Geislingen 500 Menschen den Arbeitsplatz kosten soll, wird im gesamten Kreis Göppingen als drohende Katastrophe angesehen. „Diese Entwicklung besorgt uns in allerhöchstem Maß“, sie habe eine fatal andere Richtung eingeschlagen als gedacht, kommentiert der Landrat Edgar Wolff die Abbaupläne des neuen WMF-Managers.

Das alte WMF-Management stand hinter der KKR-Übernahme

Gleichzeitig bekräftigt Wolff, der Kraft Amtes auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Kreissparkasse Göppingen ist, er habe keine Zweifel daran, dass das Kreditgeschäft mit KKR im Jahr 2012 eine sinnvolle Transaktion gewesen sei. „Das damalige WMF-Management hat dies ausdrücklich empfohlen. Es gab keine Zweifel am soliden Geschäftsmodell“, erläuterte Wolff auf Anfrage.