Die Stiftung Warentest warnt vor Schadstoffen und schlechter Verarbeitung. Jedes zehnte Spielzeug hätte erst gar nicht verkauft werden dürfen.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Giftige und krebserregende Schadstoffe, aufgerissene Nähte und Füllmaterial, an dem Kleinkinder im schlimmsten Fall ersticken können – auch die vierte Untersuchung von Spielsachen, die von der Stiftung Warentest vor Weihnachten durchgeführt wurde, ist kein Ruhmesblatt für die Hersteller. Von 30 untersuchten Plüschtieren werden 21 mit mangelhaft bewertet, darunter auch teure Markenprodukte wie der Drache Kuno von Käthe Kruse und der Schlenkerhase Hoppi von Steiff. Die Tester raten daher, beim Spielzeugkauf achtsam zu sein und die Qualität der Produkte sorgfältig zu prüfen.

 

Dafür gibt es allen Anlass. Keine Branche verstoße so regelmäßig gegen rechtliche Sicherheitsbestimmungen wie die Spielzeugindustrie, sagte der Testleiter Holger Brackemann bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Seit 2010 wurden in vier Tests insgesamt 150 Spielwaren untersucht und jedes zehnte Produkt hätte wegen gravierender Mängel gar nicht verkauft werden dürfen, so die Stiftung. Das sei eine blamable Bilanz. Auch auf der EU-Warnliste Rapex für gefährliche Produkte belege die Branche voriges Jahr mit 650 Meldungen einen traurigen Spitzenplatz. Der Deutsche Verband der Spielwarenindustrie betont dagegen, die Sicherheit der Produkte habe „oberste Priorität“.

Nur acht Kuscheltiere empfehlen die Tester

In der aktuellen Untersuchung, die in der neuen Ausgabe des Verbrauchermagazins Test (Dezember 2015) erschienen ist, wurden 30 Kuscheltiere auf rund 180 Chemikalien, verschluckbare Kleinteile, reißende Nähte und Entflammbarkeit geprüft. Als Maßstab dienten die europäischen Normen zur Spielzeugsicherheit sowie die strengen Vorgaben für das GS-Zeichen, ein Siegel für geprüfte Sicherheit, das bisher nur wenige dieser Produkte und kein einziges der Testobjekte tragen. Nur acht Kuscheltiere werden von den Testern empfohlen. Das beste Ergebnis sicherte sich der 58 Euro teure Hase von Senger Tierpuppen. Weitere sechs Tiere bekommen die Note gut: der Smiki Hund von Spiele Max (15 Euro), Bob der Bär Affenbaby von Galeria Kaufhof (7 Euro), das Lamm von Ki (5 Euro), die Katze Sweety von Sigikid (27 Euro), der Elefant von Schmidt Spiele (13 Euro) und der Kuschelbär von Oetinger Natur Mein Bio (10 Euro).

Die Janosch Tigerente von Heunec (15 Euro) schaffte es mit der Note befriedigend auch noch auf die übersichtliche Empfehlungsliste. Die Testsieger seien der Beweis, dass es selbstverständlich möglich sei, sicheres Spielzeug herzustellen, betont Brackemann. Leider zeige die Branche wenig Engagement für positive Veränderungen.

Weder Preis noch Herkunft sagen etwas über Qualität

So könnten sich die Hersteller einer unabhängigen Prüfung für das GS-Zeichen unterziehen, deren Vorgaben strenger seien als die gesetzlichen Regeln. Dagegen biete das CE-Zeichen, mit dem der Anbieter nur die Einhaltung von EU-Anforderungen versichere, keine Orientierung für Verbraucher. Weder Preis noch Produktionsland seien ein Indiz für Qualität, sagte Brackemann. Viele teure Markenprodukte fallen im Test wegen gefährlicher Mängel durch. Bei drei Produkten – Kuno von Käthe Kruse, Hoppi von Steiff sowie Kuschelwuschel von Karstadt – seien die Nähte nicht stabil genug, warnt die Stiftung. Kleinkinder könnten sie aufreißen, das Füllmaterial herausziehen, verschlucken und schlimmstenfalls daran ersticken.

Diese drei Produkte dürften daher überhaupt nicht angeboten werden, warnt die Stiftung Warentest. Der Drache Kuno enthalte zudem in der Knisterfolie der Flügel den Weichmacher DEHP, der die Fortpflanzungsfähigkeit gefährde und seit Jahren EU-weit verboten sei, sagte Brackemann. Auch in der Nase des Tedi Teddybären habe man den ähnlich gefährlichen Schadstoff DIBP gefunden. In weiteren 13 Kuscheltieren wurde der als krebserregend eingestufte Schadstoff Chrysen festgestellt. Dieser Schadstoff darf ab dem 27. Dezember EU-weit nur noch bis zu 0,5 Milligramm pro Kilo in Spielzeug enthalten sein, das GS-Zeichen erlaubt nur 0,2mg/kg. Sieben Plüschtiere waren mit dem Schadstoff Naphtalin belastet, der auch Krebs erzeugen kann. In den Füßen des kleinen Felsenpinguins von Kösen wurde Formaldehyd in zu hohen Mengen festgestellt.