Stylistin und Designerin Nora Erdle weiß wie Mode funktioniert. Sie vermietet Designer-Teile, bietet Styling-Beratungen an und hat eine Kaftan-Kollektion kreiert. Bei einem Spaziergang durch das Heusteigviertel zeigt sie uns ihren Streetstyle.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - "Ich will nicht als Mode-Tussi abgestempelt werden", sagt Nora Erdle, eine junge Frau aus Stuttgart-Süd, die man guten Gewissens als Style-Profi bezeichnen kann. "Klar, Mode ist defintiv mein Ding, aber ich nehme das eben alles nicht so ernst." Die 35-jährige Stylistin, die Temporary Wardrobe mitbegründet hat, sei kein Mensch, der morgens stundenlang vor dem Spiegel steht. "Bei mir geht da viel nach Gefühl. Und ich habe immer so Phasen, gerade zum Beispiel eine Trainingsanzug-Phase."

 

Mode-addicted by Mama

Dass Klamotten mal eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen würden, war Nora schon früh klar. "Ich war schon immer mode-addicted. Als Kind habe ich die Wände in meinem Zimmer mit Vogue-Covern tapeziert und Modenschauen im Wohnzimmer organisiert. Die Kids aus meiner Straße habe ich gezwungen mitzumachen, um sie dann zu stylen", erinnert sich die Mode-Designerin mit einem Lachen zurück. Ein Mensch habe sie darin sehr bestärkt. "Meine Mutter ist eine sehr auffällige Person, die schon immer einen ganz eigenen, crazy Stil hatte und das habe ich einfach geliebt." Zusammen seien sie oft auf Flohmärkte gegangen, "deshalb bin ich auch heute noch ein echtes Flohmarkt-Girl."

Kein Wunder also, dass Noras Weg schließlich straight in die Staatliche Modeschule Stuttgart führte. Mit ihrem Abschluss in Mode-Design ging's nach drei Jahren für ein Praktikum nach Berlin ans Theater. Zurück im Städtle folgten Jobs im Vintage-Shop Gewand und als Kostüm-Assistentin am Staatstheater. Davor habe die modische Stuttgarterin mit einem Faible für Männermode und Kleidung fremder Kulturen außerdem immer wieder eine Stylistin auf Shootings begleitet und sei so immer tiefer in die Mode-Welt eingetaucht. Beim Job im Stuttgarter Shop Ave und Reisen nach Paris lernte Nora dann noch wie man ordert und kam immer mehr mit High-Fashion in Berührung.

Art Basel, Unisex-Label, Kaftan-Kollektion

Was folgte war ein wilder Mix aus Reisen, Machen, Kreieren. Nora verbrachte unglaublich viel Zeit in Flugzeugen, jettete zwischen Berlin, Paris und Mailand hin und her, lebte in New York, Berlin und der Schweiz. Die 35-Jährige wurde zum Acne-Representive und Art-Basel-Dauergast bzw. -Aussteller. Zusammen mit einer Freundin rief sie den Concept-Guerilla-Shop "June Basel" ins Leben, später gründete der mode-begeisterte Tausendsassa mit einem Freund das Unisex-Label "D-MU Clothing" und brachte nun auch noch eine eigene Kaftan-Kollektion.

Durchatmen ist deshalb noch lange nicht angesagt. Seit einem Jahr mischt Nora die Mutterstadt wieder auf, bringt das eigene Label, Temporary Wardrobe und neuerdings Personal-Shopping und Styling-Beratung bei Ave unter einen Hut. Dabei folgt die angstfreie Stylistin weiterhin keinen Trends, dafür aber immer ihrem Herzen. Wo ihr Weg sie als nächstes hinführt, bleibt ungewiss, aber definitv spannend.