Seit vergangenen Mittwoch hat es in Stuttgart vier Wasserrohrbrüche gegeben. Doch für den Betreiber des Wassernetzes stellt die jüngste Pannenserie eine „zufällige Häufung“ dar.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Im Sport würde man von einer negativen Serie sprechen: Seit vergangenen Mittwoch hat es vier Wasserrohrbrüche im Stuttgarter Untergrund gegeben. Für Jürgen Kaupp von der Netze BW, die die Leitungen betreibt, stellt die jüngste Pannenserie eine „zufällige Häufung“ dar.

 

Kaupp kann die Einschätzung mit Zahlen unterfüttern. Pro Jahr verzeichnet er in Stuttgart durchschnittlich zwischen 120 und 140 Rohrbrüchen. Was zunächst nach viel klingt, relativiere sich mit einem Blick auf die Länge des Netzes: Gut 1000 Kilometer Hausanschlüsse und 1370 Kilometer Verteilerleitungen ziehen sich durch den Untergrund der Landeshauptstadt.

Frost macht dem Netz zu schaffen

Defekte an den Leitungen häufen sich im Frühjahr, wenn eine lange Forstperiode zu Ende geht. „Die lehmhaltigen Stuttgarter Böden frieren bis in größere Tiefen.“ Wenn die Temperaturen wieder steigen, würden sich die Druckverhältnisse im Untergrund ändern – mit teilweise fatalen Folgen fürs Wassernetz. „Vorgeschädigte Rohre gehen dann schneller kaputt.“

Die hügelige Topografie Stuttgarts ist für die Wasserversorger Segen und Fluch zugleich. Dank des Gefälles läuft das Wasser gut – so gut, dass der Netzbetreiber sogar mehr Strom rückgewinnen kann als zum Pumpen aufgewendet werden muss. Die 320 Meter Höhenunterschied zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Punkt im Stadtgebiet würden aber in der Theorie einen Wasserdruck von 32 bar erzeugen. Zum Vergleich: Haushaltsanschlüsse können fünf bis sieben Bar verarbeiten. Deswegen ist das Stadtgebiet in 50 verschiedene Zonen eingeteilt, in denen der Wasserdruck beherrschbar bleibt.

20 Millionen Euro pro Jahr für die Netzerneuerung

Dem Verdacht, das Stuttgarter Netz könnte schlicht veraltet und deswegen besonders anfällig für Defekte sein, tritt Kaupp entgegen. Nur 40 Prozent der Leitungen stammen aus einer Zeit vor den 60er-Jahren. Das Rohr, das vergangenen Mittwoch in der Nähe des Max-Kade-Hauses den Geist aufgab, ist Baujahr 1973 gewesen. Nur zehn Prozent des eingespeisten Wassers im Netz entweicht, ehe es beim Kunden ankommt. Ein Wert, der unter den Wasserversorgern als niedrig gilt und einen Hinweis auf den Wartungszustand der Leitungen gibt. Gut 15 Kilometer des Netzes werden pro Jahr erneuert. Kostenpunkt: rund 20 Millionen Euro.