Der Klimawandel lässt längere Hitzeperioden erwarten. Dann könnte sich bei niedrigem Pegelstand das Wasser im Rhein zu stark erwärmen. Gemeinsam wollen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen dagegen aktiv werden.

Karlsruhe - Aufgrund der Klimaerwärmung werden künftig die Trocken- und Hitzeperioden weiter zunehmen und sich auf die Ökosysteme der Gewässer auswirken. Als eine Folge des Rekordsommers 2003 haben jetzt die Umweltfachbehörden dreier benachbarter Bundesländer ein erweitertes Prognosemodell für den Rhein von Basel bis Köln in Betrieb genommen – „Wassertemperaturmanagement“ nennt sich das Vorhaben, mit dem bei Bedarf steuernd eingegriffen werden soll, wenn die Temperaturen in dem Fließgewässer zu stark steigen. Für den Neckar gibt es ein solches Monitoring bereits seit 2005, für den Oberrhein bis Worms seit 2011.

 

Die Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) in Karlsruhe, Margareta Barth, bezeichnete die Kooperation von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen als wichtige Hilfestellung, mit der man auf künftige Hitzezeiten besser vorbereitet sei. Von Basel bis Köln, auf einem Abschnitt von insgesamt etwa 520 Kilometer Länge, werde nun täglich die Wassertemperatur im Rhein simuliert. So könnten Vorhersagen für bis zu einer Woche getroffen werden. Vor allem in Hitzeperioden werde somit die Möglichkeit verbessert, „stabilisierend auf die Temperatur im Rhein einzuwirken“, sagte Barth. Den letzten derartigen Ernstfall hatte es im Sommer 2006 gegeben, als wegen deutlich gestiegener Wassertemperaturen am Neckar einzelne Kraftwerke temporär gedrosselt wurden.

Das erläuterte Burkard Schneider, der Leiter der Fachabteilung Wasser bei der LUBW. Einzelne Kraftwerke könnten seiner Erfahrung nach mit dem Ableiten von Prozesswärme in die Kühlaggregate und im Anschluss in die Flüsse die Gewässertemperatur zwischen 0,8 und 1,4 Grad Celsius verändern, sagte er. Die Auswirkungen seien dabei im Neckar deutlicher spürbar als im grundsätzlich mehr Wasser führenden Rhein. Als das Kernkraftwerk Obrigheim 2005 vom Netz ging, habe das Temperatursenkungen im angrenzenden Neckar von etwa 1,4 Grad Celsius ergeben. Ähnliches berichtete der Chef der hessischen Umweltfachbehörde, Thomas Schmid. Eine temporäre Abschaltung des südhessischen Steinkohlemeilers „Staudinger“ bei Hanau bringe 0,5 bis 0,8 Grad Celsius Temperaturreduzierung im Main.

In das jetzt erweiterte „Wärmemodell Rhein“ kommen zu der 280-Kilometer-Strecke von Basel bis Worms nun der folgende Abschnitt des Rheins bis Köln mit weiteren 240 Kilometern hinzu. Auch das französische Kernkraft Fessenheim im Elsass wird in der Prognose mit eingerechnet, allerdings gebe es dort bislang nur begrenzt Einwirkungsmöglichkeiten auf Betriebsabläufe, sagte Schneider.

Grenzwert in der Diskussion

Die Steuerungsmöglichkeiten am Rhein werden auch vom EU-Recht begrenzt. Nach der gültigen EU-Wasserrichtlinie liege der „gewässerökologisch noch akzeptierte Grenztemperaturbereich“ bei 28 Grad Celsius, sagte Thomas Schmid. Derzeit werde über einen neuen Grenzwert von 25 Grad diskutiert. Die Einleitungsgenehmigungen der bestehenden Kraftwerke orientierten sich bisher aber am Grenzwert von 28 Grad. Im Rekordsommer 2003 erreichte der Rhein im August bei Karlsruhe den Spitzenwert von 27,1 Grad, und weiter rheinabwärts bei Worms 29 Grad. Damals war vereinzelt schon ein Fischsterben zu beobachten. Das hessische Kohlekraftwerk „Staudinger“ sei 2003 an insgesamt 53 Tagen gedrosselt worden wegen der damals herrschenden Hitze. Derartige Zahlen für Baden-Württemberg hatte LUBW-Präsidentin Margareta Barth nicht parat. Letzmals wurden die Kraftwerke in Baden-Württemberg am Neckar 2006 gedrosselt, sagte LUBW-Abteilungsleiter Burkard Schneider. Damals war die Wassertemperatur auf gut 25 Grad Celsius gestiegen.