Das Winnender Quellwasser wird in Zukunft von den Stadtwerken aufbereitet. Der Gemeinderat hat sich gegen eine Lösung ausgeprochen, das Wasser über eine Verbundlösung in fremde Hände zu geben.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - „Das können wir.“ Stefan Schwarz hat in seinem Statement vor dem Gemeinderat keinen Zweifel daran gelassen, dass er es sich als Geschäftsführer der Winnender Stadtwerke zutraut, die Wasserversorgung der Stadt noch fester in die Hand zu nehmen als bisher. Er sprach sich – anders als der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth – dagegen aus, das Wasser aus den städtischen Quellen in Zukunft komplett dem Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW) zur Aufbereitung zu überlassen.

 

Eigenes Quellwasser soll in eigener Hand beiben

„Nach diesem Modell müssten wir einen Vertrag mit einer Laufzeit von 45 Jahren abschließen“, argumentierte Schwarz. In diesem Zeitraum könne einiges geschehen, auf das man bei den Stadtwerken dann keinen Einfluss mehr habe. Außerdem sehe das NOW-Modell vor, das Winnender Quellwasser bis nach Maubach zu pumpen, wo das Wasser in einer zentralen NOW-Anlage aufbereitet und dann zurückgepumpt werden solle. „Das kostet Energie“, so Schwarz, nachhaltig sei das nicht. Zudem müsste man die Anlage erst neu errichten und zudem noch neue Leitungen verlegen.

Die Anlage ginge anschließend in das Eigentum der Kooperationspartner über. Um die Verbundkonzeption zu sichern, schließen diese mit der NOW Verträge über 45 Jahre Laufzeit ab. Zu den Partnern vor Ort zählen die Stadtwerke Backnang, die Gemeinden Leutenbach, Aspach, Oppenweiler, Allmersbach im Tal, Burgstetten und die Stadt Backnang.

Bis auf Winnenden stimmen alle der Verbundlösung zu

Bis auf Winnenden haben alle Kommunen der Verbundlösung zugestimmt. Die Kooperationspartner verpachten die Anlage und die Leitungen an die NOW. Mit diesen Einnahmen sollen bis auf einen „verbleibenden Eigenanteil“ die Investitionen wieder ausgeglichen werden. Für die Winnender Stadtwerke hätte der gesamte Finanzierungsanteil 7,5 Millionen Euro betragen, nach Abzug von 20 Prozent Förderanteil (1,5 Millionen Euro) und der Refinanzierung durch die Pachteinnahmen hätte ein verbleibender Eigenanteil von 1,4 Millionen Euro bezahlt werden müssen.

Der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth, der die Ausführungen von Schwarz als „echtes Herzensplädoyer“ bezeichnete, sprach sich dennoch für das NOW-Modell aus. „Das wirtschaftliche Risiko tragen wir damit nicht allein.“ Bei der Aufbereitung von Trinkwasser könnten durchaus gesetzliche Änderungen eintreten, die Auf- oder Umrüstungen der Stadtwerke-Anlagen notwendig machten. Solche Kosten müsste man dann komplett allein schultern, in der Verbundlösung verteile sich das auf alle.

Wasserpreis wird bei beiden Modell steigen

Sowohl Holzwarth als auch Schwarz erklärten, dass bei beiden Lösungen der Wasserpreis um etwa 20 Cent pro Kubikmeter steigen werde. Das Konzept der Stadtwerke sieht den Bau zweier kleiner Wasserwerke vor, um eine gleichbleibende Wasserqualität zu gewährleisten. Eine Vollversorgung aus Eigenwasser ohne Mitgliedschaft in der NOW sei auch dadurch nicht möglich. Aber für einen Teil der Wasserversorgung könne man die kommunale Eigenständigkeit wahren. Die Kosten der lokalen Lösung sollen 2,8 Millionen Euro betragen. „Eigentlich ist unsere Lösung die günstigere, denn in der Verbundlösung werden 1,5 Millionen Euro durch die Förderung getragen“, so Schwarz. Die lokale Lösung werde nicht bezuschusst und komme die Stadt teurer.

Der Gemeinderat sprach sich schließlich nach längerer Aussprache mit 13 gegen elf Stimmen für die lokale Lösung aus. Diese wird nun von den Stadtwerken umgesetzt. Als realistischen Zeitplan für die Errichtung und Inbetriebnahme der beiden Wasserwerke gab Stefan Schwarz die Jahre 2016 bis 2017 an.

Ein Geschäftsführer mit Rückgrat – kommentiert Thomas Schwarz

Winnenden - Ob die lokale Lösung der Wasserwerke die richtige Wahl ist, wird die Zukunft weisen. Eines aber ist nach der Debatte darüber sicher: die Wahl des Geschäftsführers der Stadtwerke, der im vergangenen Jahr sein Amt angetreten hat, war die richtige. Mit Sachverstand und Selbstbewusstsein hat Stefan Schwarz sein Modell dem Gemeinderat empfohlen und sich dafür verkämpft, selbst als sich der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth, ebenso nachdrücklich für eine andere Lösung aussprach.

Das Vertrauen, das der Gemeinderat dem Geschäftsführer und damit auch den Stadtwerken entgegengebracht hat, stärkt aber nicht nur Stefan Schwarz den Rücken. Durch sein souveränes Verhalten hat der Geschäftsführer der Stadtwerke zudem dazu beigetragen, dass alle erhobenen Hauptes aus der Diskussion herauskamen.

Die Stadtverwaltung hat zwar in der Sache den Kürzeren gezogen, aber bewiesen, dass sie mit Schwarz den Richtigen für die Aufgabe vorgeschlagen hat, als Geschäftsführer die Ausrichtung der Winnender Stadtwerke vom reinen Wasserwerk hin zum Vollversorger zu meistern. Dies belegt nicht nur seine Professionalität, sondern auch das notwendige Rückgrat, das er in der Diskussion bewiesen hat