Bisher ist der Schwede Källenius Vertriebsvorstand von Daimler. Nun soll er möglicherweise als Entwicklungsvorstand noch Sporen verdienen, um später als Nachfolger von Dieter Zetsche Daimler-Chef zu werden.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Daimler will offenbar den bisherigen Entwicklungsvorstand Thomas Weber durch Vertriebsvorstand Ole Källenius ablösen. Bei seiner Sitzung in Schweden am kommenden Dienstag solle die Personalie entschieden werden, berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf informierte Kreise. Der 61 Jahre alte Weber werde seinen Posten zum Jahresende aus Altersgründen aufgeben, heißt es weiter. Ein Daimler-Sprecher sagte gegenüber der Stuttgarter Zeitung, Personalspekulationen kommentiere das Unternehmen nicht. Tatsächlich waren Vermutungen über eine Ablösung von Weber auch jüngst immer wieder aufgetaucht.

 

Auf der Sitzung ist auch vorgesehen, den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche zu verlängern. Bereits im Frühjahr hatte der Aufsichtsrat beschlossen, den Ende dieses Jahres auslaufenden Vertrag um drei Jahre zu verlängern. Källenius soll nun offenbar als Nachfolger von Zetsche aufgebaut werden. Dem Vernehmen nach genießt der Schwede sowohl im Aufsichtsrat als auch im Betriebsrat großes Vertrauen.

Milliarden in Verbesserungen

Wie Weber gestern im Rahmen eines Workshops erklärte, ist Daimler von der Zukunft der Dieselmotoren überzeugt und steckt auch wegen schärferer Gesetzesvorgaben Milliarden in Verbesserungen. Über fünf Jahre würden dafür 2,6 Milliarden Euro ausgegeben, erklärte das Unternehmen am Donnerstag. Nach Angaben eines Sprechers ist davon bereits ein Teil in die Entwicklung der Motoren geflossen, der Rest werde für Investitionen in die Fertigung verwendet. Erstmals soll der neue Motor in der E-Klasse eingebaut werden, die von April an bei den Händlern steht. Ausgaben von 2,6 Milliarden für einen neuen Motor seien auch für Daimler „eine stattliche Summe“, sagte der Sprecher.

„In der neuen Motorfamilie steckt über 80 Jahre Diesel-Knowhow von Mercedes-Benz“, meinte Daimler-Forschungsvorstand Thomas Weber. Sie sei „darauf ausgelegt, alle künftigen Abgasvorschriften weltweit zu erfüllen“. Dieselmotoren in Lastwagen und Personenwagen seien „unverzichtbar, wenn der verkehrsbedingte Ausstoß an Kohlendioxid weiter sinken soll“, erklärte Weber. Die Verbesserung moderner Verbrennungsmotoren spiele für Daimler neben Hybrid- und Elektrofahrzeugen eine entscheidende Rolle. Der in Europa sehr populäre Diesel leiste einen wesentlichen Beitrag zur Senkung des Flottenverbrauchs bei Daimler.

Sparsamere und stärkere Motoren

Die neuen Motoren seien sparsamer und stärker, aber auch leichter und kompakter. Nach Angaben des Unternehmens verbrauchen sie 13 Prozent weniger Kraftstoff. Der Ausstoß an Kohlendioxid sinke auf dem Prüfstand ebenfalls um 13 Prozent gegenüber dem Vorgängermodell, erklärte Bernhard Heil, der Leiter der Motorenentwicklung bei Daimler. Nach Angaben des Unternehmenssprechers erfüllen die Motoren aber auch die Vorgaben unter realen Fahrbedingungen auf der Straße.

Die Emissionen hielten sich innerhalb des in der vergangenen Woche vom EU-Parlament abgesteckten Rahmens. Beim Ausstoß von Stickoxiden liegt der Motor laut Heil ganz wesentlich unter dem Vorgängermodell. Die hohen Investitionen in den Dieselmotor seien keine Reaktion auf die Kritik der Deutschen Umwelthilfe (DUH) an einem Daimler-Dieselmotor, sagte der Unternehmenssprecher. Dies zeige sich auch daran, dass die Anforderungen an die     neue Dieselgeneration schon vor Jahren festgelegt worden seien.

Alle für die Senkung von Emissionen wichtigen Komponenten seien nun direkt am Motor angebaut und nicht mehr irgendwo am Fahrzeug. Insbesondere bei kurzen Fahrstrecken führe dies auch zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch.

Geringere Geräusche

Als wichtigste Innovation neben der Abgasreinigung direkt am Motor nennt Daimler die komplette Vollaluminium-Bauweise. Ungewöhnlich sei auch die Kombination von Aluminiumgehäuse und Stahlkolben. Außerdem sei der Motor leichter und kompakter. So sei eine Reduzierung des Gewichts um 17 Prozent auf 168 Kilogramm gelungen. Durch verschiedene Maßnahmen seien zudem die Geräusche und die Vibrationen geringer geworden.

Im modularen Aufbau der Motorenfamilie sieht das Unternehmen weitere Vorteile. Dadurch könnten verschiedene Varianten produziert werden, ohne dass gleich ein komplett neues Aggregat entwickelt werden müsse, teilte der Stuttgarter Autobauer mit. In den vergangenen 25 Jahren habe sich die Zahl der Varianten – etwa wegen unterschiedlicher Vorschriften in verschiedenen Ländern oder unterschiedlicher technischer Anforderungen – dramatisch erhöht und sei von weniger als 100 auf mehr als 1000 Varianten angestiegen.

Eine der Zielsetzungen von Daimler bei der neuen Motorengeneration sei deswegen auch gewesen, die Zahl der Varianten so weit wie möglich zu senken. Gerade die Entwicklung modular aufgebauter Motoren sei heute wichtiger als je zuvor, da die Zahl der Fahrzeugmodelle immer mehr zunehme.