David Plouffe leitete 2008 die Wahlkampagne, mit der Barack Obama Präsident wurde. Jetzt wird er Cheflobbyist des US-Unternehmens Uber, das weltweit das Taxi-Gewerbe aufmischen will – und in deutschen Städten für Ärger sorgt.

Stuttgart - David Plouffe ist ein hochkarätiger Kommunikationsprofi. Der 47-jährige Politstratege leitete 2008 die Wahlkampagne, mit der Barack Obama US-Präsident wurde. Als Obama seine Siegesrede hielt und den wichtigsten Helfern und Mitarbeitern dankte, erwähnte er allein Plouffe namentlich. Auch nach Obamas Einzug ins Weiße Haus blieb sein Wahlkampfleiter bis zum vergangenen Jahr einer seiner engsten Ratgeber.

 

Im nächsten Monat wird David Plouffe eine ganz andere Kampagne starten. Als Senior Vice President des jungen kalifornischen Start-ups Uber wird er für die weltweite Lobbyarbeit, für die Kommunikation und die Markenstrategie des umstrittenen Fahrdienstes zuständig sein, wie Uber-Chef Travis Kalanick im Blog des Unternehmens mitteilte.

Uber ist in 44 Ländern und 170 Städten vertreten

„Wir brauchten jemanden, der etwas von Politik versteht, aber auch weiß, wie eine Kampagne für ein Unternehmen gefahren wird, das weltweit aktiv ist, von Boston und Peking bis nach London und Lagos“, erläutert Kalanick und zeigt sich außerordentlich begeistert von den Fähigkeiten des neuen Cheflobbyisten, der „ein erprobter General und Stratege“ sei.

Das Unternehmen aus San Francisco ist heute in 44 Ländern in 170 Städten vertreten. Uber wolle einen verlässlichen Transportservice anbieten – überall und für jeden, so Kalanick. Doch dies habe überraschend eine Kontroverse ausgelöst.

Die Kalifornier befinden sich nach seiner Einschätzung heute mitten in einer vom Taxigewerbe angezettelten politischen Kampagne. Das „große Taxikartell“, so Kalanick, nutze seinen langjährigen politischen Einfluss, um den Wettbewerb zu bremsen, die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher einzuschränken und schließlich auch den Fahrern die wirtschaftlichen Chancen zu nehmen.

Wann kommt Uber nach Stuttgar?

Aus der Perspektive eines Jungunternehmers aus dem Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten mag dies so erscheinen. Uber startete 2009 mit seinem Fahrdienst, bei dem Kunden ihren Wagen mit einer Smartphone-App bestellen und auch bezahlen. Große Geldgeber fanden diese Geschäftsidee überzeugend. Renommierte Adressen wie Goldmann Sachs oder Google spendierten Risikokapital, und Uber machte sich daran, die Welt zu erobern. Doch vielerorts stießen die Kalifornier auf den großen Widerstand des Taxigewerbes und der Behörden. Im Juni machten Taxifahrer in etlichen europäischen Städten gegen Uber mobil. Strittig ist vor allem der seit Kurzem auch in einigen deutschen Städten verfügbare Billigdienst Uber Pop, bei dem Privatleute mit ihren eigenen Autos angeblich nebenbei Passagiere befördern. Das Taxigewerbe sieht darin ein illegales Angebot und bemängelt, dass die meisten Uber-Fahrer keinen Personenbeförderungsschein haben, der eine sichere Fahrt mit ausgebildeten Chauffeuren und überprüften Wagen garantiere. Zudem gäbe es versicherungsrechtliche Probleme bei einem Unfall. In Berlin und Hamburg streiten die Amerikaner mit den Behörden, die solchen Wildwuchs verbieten wollen, vor Gericht. Frankfurt, Düsseldorf sowie München prüfen, ob sie gegen Uber vorgehen, und Stuttgart hat vorsorglich bereits rechtliche Schritte angekündigt, sobald Uber hier startet. Wann dies sein wird, ist indes noch offen.

Fabien Nestmann, der General Manager von Uber in Deutschland, antwortet auf die Frage nach dem Start in Stuttgart lediglich ausweichend darauf hin, dass die Nachfrage täglich steige, deshalb mehr und mehr Autos auf die Straßen gebracht werden sollen. „In ganz Deutschland sehen wir einen Bedarf für Uber“, so Nestmann.

Trotz des breiten Widerstands, den es nicht nur in deutschen Städten, sondern beispielsweise auch im koreanischen Seoul gibt, zeigt sich der neue Cheflobbyist in höchstem Maße begeistert von seiner neuen Aufgabe. Uber werde Millionen von Jobs schaffen, werde schnelle, einfache und günstige Transportalternativen bereitstellen, schwärmt Plouffe und lobt die Uber-Mannschaft. „Das ist ein hungriges Team mit einer großen Vision und den Fähigkeiten, diese auch umzusetzen“, meint Plouffe und fügt hinzu: „Uber hat die Chance, ein Unternehmen zu werden, das es nur einmal in einem Jahrzehnt oder sogar nur einmal in einer Generation gibt.“