Mitten in der Saison überschlagen sich die Wechselgerüchte in der Formel 1. Eines davon: Sebastian Vettel wird bei Mercedes gehandelt. Fragt sich nur, für wen? In den Boxengassen wird getuschelt und getratscht was das Zeug hält.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Budapest - Der Neuseeländer Chris Amon und der Franzose Maurice Trintignant sind die ruhelosesten Piloten in der Formel-1-Geschichte gewesen. Sie waren nie Weltmeister, aber weltmeisterlich im Wechseln des Arbeitgebers. Die beiden hielten es nirgendwo lange aus. Jeder von ihnen saß bei zwölf verschiedenen Teams im Auto.

 

Wenn ein Rennfahrer mit seinem Material nicht glücklich ist, kehrt er seiner Mannschaft den Rücken zu. Da die Liste der Unzufriedenen lang ist, kursierten beim Ungarn-Grand-Prix die abenteuerlichsten Gerüchte. Vermutlich ist es der Sommerhitze im Land der Magyaren geschuldet, dass immer in Budapest die sogenannte „silly season“ beginnt. Da wird munter drauflosspekuliert und die ohnehin schon geschwätzige Formel-1-Szene um Absurdes bereichert.

Wie sexy findet Vettel Sterne?

Grund für die brodelnde Gerüchteküche sind die beleidigten Leberwürste und Frustrierten. Fernando Alonso ist seit fünf Jahren bei Ferrari und hat mit der roten Mühle noch keinen Titel geholt. Der mit Hauptpreisen zuletzt so verwöhnte Sebastian Vettel nennt seinen Red Bull eine „Gurke“ – so ein Urteil sollte sich mal ein Normalsterblicher über seinen Arbeitgeber erlauben. Und Lewis Hamilton tut sich schwer gegen Nico Rosberg bei Mercedes und hat ziemlich viel Pech.

Daraus folgt? Sie müssen weg. Mercedes flirtet mit Vettel, diese Meldung hat in den vergangenen Tagen Unruhe gestiftet. Auf die Frage, ob es eine Offerte gegeben habe, druckste der Heppenheimer ein bisschen herum und beließ es dabei, dass man sich im Fahrerlager kenne und über den Weg laufe. Gespräche könnten ganz generell so stattfinden, dass keiner etwas davon mitbekommt. Auf die hartnäckige zweite Frage, wie sexy er denn Sterne finde, meinte der 27 Jahre alte Vierfachchampion: „Im Moment finde ich den Mercedes-Stern nicht so sexy, weil er ständig vor uns ist. Was die deutsche Fußball-Nationalmannschaft betrifft, finde ich es sehr sexy, dass sie jetzt vier Sterne hat – da sind wir jetzt praktisch gleich auf.“

Man tratscht und tuschelt, doch keiner kennt die Wahrheit

Im Moment stelle sich für ihn die Frage nach einem Wechsel nicht, denn er sei zufrieden mit seinem Team, wurde Vettel dann doch noch konkret. Die Frage ist ja auch, wen Mercedes vom Hof schicken soll. Mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton sind die Silberpfeile gut aufgestellt. „Wir haben noch nie mit Vettel über einen Vertrag oder eine Zusammenarbeit geredet. Warum nicht? Weil wir zwei Fahrer haben“, sagt der Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda und nimmt den Dampf aus der Debatte. Und der Konzernchef Dieter Zetsche bekräftigt im Hinblick auf eine mögliche Kombination Rosberg/Vettel, dass man nicht den Wunsch habe, ein deutsches Nationalteam zu gründen.

Um die Konkurrenz zu verunsichern, tauchen trotzdem auf der Tauschbörse die wildesten Gerüchte auf. Nicht nur Mercedes schielt demnach auf Vettel, nein, eine Zukunft mit Ferrari soll sogar schon beschlossene Sache sein. Und überhaupt: auch McLaren winkt mit dem Geldkoffer. Was Alonso angeht, wird dieser einmal mit Williams in Verbindung gebracht und ein anderes Mal wieder mit McLaren. Dieser Deal hätte was. Dabei war doch der McLaren-Chef Ron Dennis heilfroh, dass er seinen Piloten nach der Spionageaffäre in die Wüste schicken konnte. All dieses taktische Geplänkel hält die aufgeregte Szene in Atem. Es wird gemunkelt und getuschelt – aber wo liegt die Wahrheit?

Nico Hülkenberg könnte Nutznießer eines Königstransfers sein. So würde für ihn ein Platz in einem Topteam frei werden. Doch der Force-India-Pilot verfolgt die branchenüblichen Spekulationen mit der ihm eigenen Gelassenheit: „Ich muss da echt nur grinsen, wenn ich das höre. Ich glaube, das ist alles Schmarrn und nur dazu da, dass mal was passiert. Es ist zu ruhig in diesem Moment.“ Wie wahr.