Viele Fluglinien – wie die Lufthansa – haben ihre Verbindungen zum internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wegen des Raketenbeschusses aus dem Gazastreifen vorübergehend eingestellt. Dies setzt das Land nun auch wirtschaftlich unter Druck.

Tel Aviv - Der Ben-Gurion-Flughafen ist Israels Tor zur Welt. Dennoch wollen internationale Airlines aus den USA und Europa, darunter Air Berlin, Lufthansa und alle Tochtergesellschaften, Tel Aviv wegen der Raketengefahr aus Gaza zumindest bis Donnerstag nicht mehr anfliegen. Das trifft die Israelis hart – psychologisch, politisch und, sollte das Flugverbot andauern, auch finanziell.

 

Fieberhaft wurde am Mittwoch nach Alternativen gesucht. Der Uvda-Airport bei Eilat, dessen Öffnung Transportminister Israel Katz mit sofortiger Wirkung anordnete, könnte eine sichere Ausweichmöglichkeit sein. Die Airlines, die sonst ihre Israel-Flüge über Ben-Gurion abwickeln, schienen allerdings zu zögern. Eilat, der Badeort am Roten Meer, ist gut drei Autostunden von Tel Aviv entfernt. Die militärischen Start- und Landebahnen dort werden zwar auch vom zivilen Luftverkehr genutzt, vor allem von Chartermaschinen, die Urlauber bringen. Aber die Kapazitäten sind begrenzt. Mehr Fluglotsen, um die Kontrolltürme zu besetzen, sowie mehr Feuerwehr- und Rettungsmannschaften sollen nach Eilat beordert werden, um reguläre Linienflüge zu ermöglichen. Bislang wurden die Crews nach Bedarf einbestellt.

Die israelische Gesellschaft El Al hält die Stellung

Premier Benjamin Netanjahu appellierte deshalb an US-Außenminister John Kerry, der in Sachen Krisendiplomatie derzeit in Nahost weilt, sich für eine Rücknahme des Flugverbots in Tel Aviv einzusetzen. Armeesprecher Peter Lerner versicherte ebenso, man könne den Ben-Gurion-Airport mit dem Raketenabfangschirm „Eisendom“ ausreichend schützen. Das Abwehrsystem hat sich in mehr als zwei Wochen Gaza-Krieg als hocheffizient erwiesen. Seine Erfolgsquote liegt bei 90 Prozent. Nur, das Restrisiko ist der amerikanischen wie der europäischen Luftfahrtbehörde zu hoch – nicht allein wegen des Abschusses der malaysischen Maschine über der Ukraine. Eine palästinensische Rakete aus Gaza war Dienstagnachmittag 1,5 Kilometer vom Ben-Gurion-Flugfeld entfernt in ein Haus in Jahud eingeschlagen.   Die daraufhin erlassene „dringende Empfehlung“ der US-Flugsicherheit, alle Flüge nach Tel Aviv für mindestens 24 Stunden zu stornieren, wurde am Mittwoch um einen weiteren Tag verlängert. Transportminister Katz kritisierte die Entscheidung als „Belohnung für Terror“.

Die Hamas in Gaza hatte schon zu Beginn der Eskalation gedroht, Raketen auf den Ben-Gurion-Flughafen zu feuern, weil der auch als Militärbasis diene. Die israelische Fluggesellschaft El Al will weiterhin von Tel Aviv aus operieren. „Auf keinen Fall werden wir unsere Flüge aussetzen“, hieß es. Bereits im Golfkrieg 1991, als der Irak unter Saddam Hussein Israel mit Scud-Raketen angreifen ließ, hatte sich El Al als einzige Airline an ihren Flugplan gehalten.

Dass es der Hamas gelungen ist, Israels Drehscheibe für den Luftverkehr zumindest kurzzeitig stillzulegen, erschwert auch die Bemühungen um einen Waffenstillstand. Nach Einschätzung von Sicherheitsexperten könnte sich Israel gezwungen sehen, die Bodenoffensive in Gaza auszudehnen, bis das gesamte Raketenarsenal der Hamas vernichtet sei. Das Tourismus-Geschäft, das fast 1,5 Prozent des Bruttosozialprodukts ausmacht, klagt bereits über Einbußen. Fast ein Drittel der Reisegruppen, heißt es, hätten ihre Buchungen für Juli und August inzwischen storniert.