Auf einem Musterabschnitt will die Stadt den historischen Charakter zur Geltung bringen.

S-West - Drei Jahre lang haben die Pläne, die Klaus Volkmer und seine Kollegen vom Stadtplanungsamt erarbeitet haben, in der Schubladen gelegen. Ein Entwurf, wie der Abschnitt der Johannesstraße zwischen Gutenberg- und Ludwigstraße so gestaltet werden kann, dass der historische Charakter des einstigen Prachtboulevards wieder zur Geltung kommt. Der Bezirksbeirat hat die Pläne am 9. Juni 2009 abgenickt. Und aus der Stadtentwicklungspauschale (Step) 300 000 Euro für das Vorhaben gesichert.

 

Danach wurde das prioritäre Projekt auf der Liste der Vorhaben, die mit der Step umgesetzt werden sollen, immer wieder verschoben. Es rutschte auf der Liste nach unten und die Pläne landeten in der Schublade – bis jetzt. Jüngst hatte der Bezirksbeirat wieder Step-Geld zu verteilen. Mit positivem Ergebnis für die Johannesstraße. Das lokale Gremium setzte auf die 300 000 Euro noch 60 000 Euro drauf und beschloss, die Sache nun anzugehen.

Altes Kopfsteinpflaster unter Teerschichten

„Die Johannesstraße ist etwas Besonderes, denn sie ist der erste Boulevard in Stuttgart“, sagt Volkmer. Die gründerzeitliche Prachtstraße zeichne sich durch ihre Breite und die Baumallee aus. In den Bebauungsplänen aus dem Jahr 1855 ist die erste Führung der Straße zu erkennen. „Ende des 19. Jahrhunderts, mit der Zunahme der Motorisierung, wurde die Straße gepflastert“, erzählt Volkmer. Das Kopfsteinpflaster verschwand bis auf den Streifen, dem sogenannten Alten Reitweg, im Zuge diverser Sanierungen in den vergangenen Jahrzehnten unter mehreren Teerschichten. „Es ist aber noch da“, sagt Volkmer. „Im Sommer sieht man manchmal, wie es sich unter der Asphaltdecke abzeichnet.“

Ein wesentlicher Teil der Sanierung soll sein, das historische Pflaster zu sichern und zumindest soweit es noch möglich ist wiederzuverwerten. Der Kreuzungsbereich Johannes- und Ludwigstraße beispielsweise soll damit gepflastert werden. „Wir hoffen, es reicht dafür, da wir so wenig neues Kopfsteinpflaster wie möglich verwenden wollen“, sagt der Stadtplaner.

Die Stellen, an denen das Kopfsteinpflaster noch erhalten ist, sollen ausgebessert, der Gehweg mit neuen Platten versehen werden. Außerdem sind Sitzbänke, Fahrradbügel und einzelne Spielstationen angedacht. „Die Parkbuchten bleiben erhalten“, sagt Volkmer. Parkende Autos auf dem Gehweg, wie es trotz Parkraummanagement hier und da noch vorkommt, sollen komplett verbannt werden – mit Hilfe besonders hoher Bordsteine und Pollern neben den Einfahrten zu Hinterhöfen.

Neues Lichtkonzept für mehr Atmosphäre

Für vielversprechend hält Klaus Volkmer vor allem das Lichtkonzept. „Die Überspannungsbeleuchtung kommt weg, stattdessen stellen wir auf beiden Seiten Mastleuchten auf.“ Diese untermalen den Boulevardcharakter stärker, das Licht sei näher am Fußgänger und reiche aus, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.

Klaus Volkmer hofft, dass der Musterabschnitt den Bürgern und den städtischen Vertretern so gefallen wird, dass es eine Fortsetzung des Umbaus geben wird. Zunächst aber werden die Pläne nun nochmals vom Tiefbauamt geprüft und gegebenenfalls überarbeitet. Diese sollen dann nach den Sommerferien noch einmal dem Bezirksbeirat vorgestellt werden. Erst danach erfolgt die Ausschreibung und die zeitliche Planung des Projekts.