Alles hat ein Ende – sogar der Klassiker der Weinwerbung. Kenner trinken Württemberger, gerne umgewandelt in den Spruch‚ Penner trinken Württemberger, ist nun ein Fall fürs Museum. Künftig wirbt das Anbaugebiet mit den drei Worten Wein – Heimat – Württemberg.

Stuttgart - Die Sonne scheint, dennoch beschleicht mich dieser Tage ein bisschen Wehmut. Täglich landen in meinem Postfach nette Einladungen, die ganz Welt möchte, dass ich sie auf der Pro Wein in Düsseldorf besuchen komme. Und ich? Habe mal wieder keine Zeit, was extrem ärgerlich ist. Moldawien erwartet mich, Griechen würden mir mit Wein zurückzahlen, was ihnen mit Euro nicht möglich ist, die Südafrikaner wollen mein Wissen über ihre Tropfen auffrischen. Aber vor allem die württembergischen Betriebe schicken mir ihre Einladungen, alteingesessene Betriebe, neue Weingüter. Immerhin darf ich mich hier trösten: Liebe Landsleute, wenn ich schon auf eine der größten Weinmessen der Welt nach Düsseldorf fahre, dann nicht unbedingt, um dort Württemberger zu probieren!

 

Wenngleich ich mich damit als Kenner ausweise. Als ich kürzlich diese Kolumne auf Weiers Weinlese im Internet veröffentlich habe, schrieb ein mir fremder Kommentator drunter: „Penner trinken Württemberger.“ Was wiederum zeigt: Der Slogan scheint zu funktionieren. Und dennoch ist es damit vorbei! Allein deshalb wäre eine Reise nach Düsseldorf sinnvoll gewesen. Denn dort wird der 50 Jahre alte Spruch der Werbegemeinschaft unserer Genossenschaften zu Grabe getragen.

Immerhin: Der Kennerkopf bleibt uns erhalten, drum rum stehen nun die höchst originellen drei Wörter: Wein – Heimat – Württemberg. Gut, ich bin auf diesem Gebiet wirklich kein Experte, natürlich auch ein Nostalgiker, und als solcher erschließt sich mir der Fortschritt nicht auf den ersten Blick. Durch das neue Logo signalisieren die Werber anscheinend die Verbundenheit der Genossenschaften mit dem Land der Tüftler, Denker, Dichter und Erfinder. Eine Anzeigenkampagne soll dies unterstützen.

Klar, jeder wie er mag. Am gleichen Tag kam hier eine Botschaft an mit einem tätowierten Typen drauf, dem der Kopf auf dem Bild abgesäbelt worden ist. Er hält eine Flasche in der Hand, auf deren Etikett sich zwei Arme kreuzen, der Wein heißt Blutsbruder. Und der Slogan dazu: „Auch harte Jungs dürfen Rosé.“ Klingt irgendwie ein bisschen cooler als das Land der Tüftler, aber vermutlich hat der Winzer auch eine andere Zielgruppe.

Ich werde es nicht nachprüfen können, wie gesagt. Aber ich werde mit Wehmut ein Glas Genossenschaftswein trinken. Ob ich damit als Kenner gelte oder als Penner, ist mir ganz ehrlich egal.