Die New Yorkerin ging zu einem Arzt, der sie zu einem Abspeckexperten schickte. Sie nahm zwei Pfund in der ersten Woche ab, aber ihr grauste es vor den Treffen in der Klinik, weil die Vorträge der Ärzte belehrend und wenig ermutigend waren. Sie lud Freundinnen, die ebenfalls mit ihrem Gewicht kämpften, in ihr Wohnzimmer ein. Sie motivierten sich gegenseitig durchzuhalten und beichteten sich ihre nächtlichen Überfälle auf den Kühlschrank. "Das half mir mehr." Nidetch erreichte ein Gewicht von 64 Kilo, das sie nach ihren eigenen Angaben bis heute hält.

 

Typisch amerikanisch ist die weitere Entwicklung: Zwei Mitdiätler, das Ehepaar Felice und Al Lippert, überzeugten sie, ein Unternehmen aufzubauen. 1963 wurden die Weight-Watchers geboren. Sie schrieben ein Kochbuch, gründeten nach dem Franchisemodell Abspeckgruppen im ganzen Land, für die die Teilnehmer einen Beitrag zahlten, und wurden in Talkshows eingeladen. Die Methode passte ins kalorienüberfütterte Amerika wie der Topf zum Deckel. 1978 entschieden die Lipperts und Jean Nidetch, die Firma für 71 Millionen Dollar an die Firma Heinz zu verkaufen. Bis heute ist das Unternehmen in 23 Ländern vertreten, Tausende versuchen, in Gruppentreffen Unterstützung im Kampf gegen die Pfunde zu bekommen. Kochbücher und Fertigprodukte werden immer noch vertrieben, und trotz vieler Diättrends von der fettreichen Atkins-Kost bis zu den kohlehydratarmen Menüs der Stars bleiben die Weight-Watchers ein Klassiker.

Jean Nidetch braucht keine Gruppentreffen mehr. Sie habe schon lange kein Verlangen mehr "nach dem süßen Zeug, das ich damals in Unmengen gegessen habe". Vor zwei Jahren brachte sie eine Autobiografie heraus, "The Jean Nidetch Story". Und immer noch wispern Menschen, die ihr in der Öffentlichkeit begegnen: "Das ist sie." Das genießt sie immer noch.