Der Verein Glückspelze will Hunde beglücken und verschenkt mit Futter versehene Klopapierrollen. Beim Stopfen der Pakete helfen Kinder.

Filder - Pia weiß genau, wonach sie sucht. Das sechsjährige Mädchen mit dem Blumenkleid und der Spange im Haar beugt sich über die silbrig glänzende Schüssel und schubst mit der Fingerspitze ein Leckerli nach dem anderen zur Seite, bis sie das braune Herzchen gefunden hat. „Vorhin war die Knochenform ganz beliebt“, sagt Jessica Göthel, aber so leise, dass Pia das nicht mitbekommt. Die also legt die Herzchen auf einen Teller, und ihre Freundin Awani greift zu. Die Vierjährige mit den Tierfutterkrümeln auf dem leuchtend blauen Kleid lässt sie in die Papierrolle fallen und drückt dann das obere Ende zu. Fertig ist ein weiteres Geschenkpaket für einen Hund.

 

Göthel, die die Vorsitzende des Echterdinger Vereins Glückspelze ist, sitzt auf einem viel zu kleinen Kinderstuhl und stopft das Geschenk in einen blauen Sack. Mehrere davon sind um sie herum drapiert, die Kinder waren fleißig. Seit einer Stunde werkeln sie in der Möhringer Kita Himpelchen und Pimpelchen jetzt schon vor sich hin, im Schatten des SI-Centrums. Es ist die letzte Station. In den vergangenen Tagen war sie schon in der Kita Energiebündel auf dem Fasanenhof, der Nabu-Jugendgruppe in Nellingen und der Lehenschule in Stuttgart-Süd.

2013 kamen 600 Rollen zusammen, 2014 sind es mehr

„Wir machen das, um den Tieren im Tierheim, die ja keine Familie haben, eine Freude zu machen“, sagt Göthel. „Damit die auch an Weihnachten etwas zum Auspacken haben.“ Die feinen Nasen der Vierbeiner erschnüffeln die Leckerlis in den Rollen. Danach gibt es kein Halten mehr. So geschickt wie Menschen stellen sich die Hunde beim Auspacken freilich nicht an. Nach der Bescherung sieht es aus, als wäre eine Papiermülltonne umgekippt.

Göthel und ihre Mitstreiter von den Glückspelzen haben in diesem Jahr Großes vor. 2013, als sie kurz entschlossen die Idee von einer Bekannten übernommen hatten, übergaben sie rund 600 gefüllte Klopapierrollen an die Tierheime in Stuttgart, Esslingen und Filderstadt. In diesem Jahr, mit etwas mehr Vorlauf, dürften es wohl glatt doppelt so viele sein. Die Geschenke sollen dann auch bis nach Ludwigsburg, Reutlingen und vielleicht auch Schorndorf gebracht werden, auf jeden Fall aber noch vor Weihnachten.

Das bedeutet Säckeschleppen. Die wiegen zwar nicht sonderlich viel, sind aber ganz schön prall und sperrig. Ob Göthel die heutige Produktion der Möhringer Kinder überhaupt in ihren Kleinwagen bekommt, da ist sie sich gar nicht so sicher. Und die Garage ihres Vaters, der in Plieningen wohnt, ist auch schon recht voll. „Er muss sein Auto auf der Straße parken und fragt dauernd, wie lang noch.“

Die Hundegeschenke sind im Übrigen allesamt Spenden. Unternehmer, die von der Aktion erfahren haben, haben die Mitarbeiter gefragt, ob sie beim Rollensammeln helfen können. Inzwischen hat Göthel so viele davon, dass sie gar nicht weiß, wohin damit. Und auch das Hundefutter hat sie umsonst bekommen. Die Pakete selbst stopfen immer die Kinder, und das ist auch so gewollt. „Wir erklären dann auch, was ein Tierheim ist und warum die Hunde überhaupt dort sind“, sagt Göthel.