Seit 1987 organisiert der Arbeitskreis Asyl jährlich kurz nach den Feiertagen das Weihnachtsfest International. In diesem Jahr ist die Weihnachtsbotschaft für die Organisatoren noch ein bisschen dringlicher als sonst.

Stuttgart - Eigentlich ist das internationale Weihnachtsfest, das der Arbeitskreis (AK) Asyl seit 1987 jährlich kurz nach den Feiertagen ausrichtet, schon eine kleine Institution im Stuttgarter Norden. Wie selbstverständlich kommen auch an diesem Samstagabend wieder rund 300 Menschen vieler Nationen zusammen und genießen ein von Migranten aus den verschiedensten Erdteilen zusammengestelltes Programm, dazu wird hausgemachtes Essen aus Palästina und dem Irak serviert. In Zeiten von ausländerfeindlichen Demonstrationen in ganz Deutschland setzt der AK Asyl in diesem Jahr aber ein besonderes Zeichen. Am Eingang bekommt jeder einen Anstecker, auf dem „Herzlich Willkommen bei uns“ steht. Auch für die Organisatoren hat die Feier in diesem Jahr einen besonderen Stellenwert.

 

Gespräche statt Vorurteile

„Es ist wichtig, dass wir den Menschen das Gefühl geben, willkommen in unserem Land zu sein“, sagt Gül Güzel, die Sprecherin von AK Asyl, „außerdem ist es die beste Gelegenheit, Vorurteile abzubauen und miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Denn nur Dialog und Kommunikation helfen dabei, offen anderen Kulturen zu begegnen, sagt Güzel, die seit 1972 in Deutschland lebt. „Wenn wir nichts von einander wissen, können wir uns nicht mit Toleranz begegnen.“

Im Vorraum der Evangelischen Martinskirche verkauft Alexandra Lulay-Alsayyad Baklava, eine Nachspeise, dessen Zubereitung sie von der Familie ihres syrischen Mannes gelernt hat. Auch für sie ist das internationale Weihnachten ein wichtiges Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit: „Hier werden Hemmschwellen zwischen den Kulturen abgebaut. Es ist außerdem sehr wichtig für die Flüchtlinge, aus den Heimen herauszukommen und Kontakt auch außerhalb aufzunehmen.“

Weihnachtsbotschaft klingt wie eine Falschmeldung

Asylpfarrer Werner Baumgarten, der an diesem Abend durch das Programm führt und die Weihnachtsansprache hält, hat den Eindruck, dass die Öffentlichkeit das Thema Asyl und Flüchtlinge zur Zeit stärker wahrnimmt als bisher. „Die Weihnachtsbotschaft ,Friede auf Erden’ klingt im Kriegs- und Krisenjahr wie eine Falschmeldung aus einer anderen Welt“, sagt Baumgarten. Zwar gebe es viele, die Flüchtlinge aufnehmen und in festen Häusern anständig unterbringen würden, sagt Baumgarten, aber: „Auch bei uns herrscht Fremdenangst im Umfeld geplanter Unterkünfte – etwa in Feuerbach.“ Mit dem internationalen Weihnachtsfest soll allen Beteiligten diese Angst genommen werden – auf dass der Friedenswunsch so greifbarer werde.