Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald wirbt für Tannen und Fichten der kurzen Wege. Der stellvertretende Leiter des Kreisforstamts, Hermann Riebel, indes kauft einen kleinen Baum in einem Topf und pflanze seinen Christbaum dann nach dem Fest – im Forst.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Schorndorf - Alle Jahre wieder lädt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) zur Christbaum-Aktion ein. Fast immer geht dieser Termin bei einem Landwirt über die Bühne, der im Winter nebenbei ein paar Bäume aus Christbaumkulturen verkauft. Das Motto der SDW-Rems-Murr kann man kurz und knapp mit diesen Worten auf den Punkt bringen: „Leute, kauft Bäume der kurzen Wege“, also Produkte aus der Region vor der Haustüre.

 

Diesmal hat der SDW-Vorsitzende Gerhard Strobel allerdings in den Staatsforst geladen – zurück zu den Wurzeln, könnte man sagen. Früher haben nämlich fast alle Förster vor Heiligabend Bäume, zumeist Tannen oder Fichten, direkt aus dem Wald verkauft. Solche nicht schurgerade gewachsenen Christbäume mit windschiefen Ästen wolle sich heutzutage aber kaum mehr jemand in die gute Stube stellen, sagte der Förster des Reviers Oberberken, Axel Scheuermann. Während er von früher erzählt, steht er in einem Waldstück oberhalb von Schorndorf, das den schönen Namen Abtshäule trägt. Dieser Name erinnert an längst vergangene Zeiten – der Forst hat einst zum Kloster Adelberg gehört. Heute würden aus dem Forst nur alle paar Jahre jene Bäume gefällt und abtransportiert, die anderen Bäumen das Licht nehmen.

Die Gattin kommt immer mit, denn die entscheidet

Was wäre, wenn der Förster mal jemanden erwischen sollte, der sich auf eigene Faust eine Tanne aus dem Forst holt? Dann, sagt Scheuermann und lächelt milde, würde er Gnade vor Recht gehen lassen und sagen: „Das nächste Mal bist Du aber dran.“ Passiert doch eh nicht, der Modebaum sei die Nordmanntanne, und die wachse nicht im heimischen Wald. Scheuermann selbst sucht sich immer am 23. Dezember einen Baum aus seinem Revier aus, dafür nimmt er sich einen halben Tag Zeit. Und stets komme die Gattin mit, sie entscheide, andernfalls gebe es bloß Ärger.

Tina Hülle ist die Dezernentin für Forstwirtschaft beim Landratsamt. Sie sagt, ein Bio-Chistbaum von hier sei garantiert ohne Düngung gewachsen. Für sie selbst müsse es immer eine Fichte sein. Gerhard Strobel weiß indes: es ist gar nicht so schlecht, dass viele Menschen keinen hundertprozentigen Natur-Weihnachtsbaum wollen. Denn die geschätzt 23 bis 24 Millionen Bäume, die dieser Tage in Deutschland verkauft werden, könnten niemals alle aus dem heimischen Wald geholt werden. Die Hauptaufgabe der Forstwirtschaft sei, gesunde, große Bäume heranzuziehen.

Im Land produzieren rund 300 Erzeuger Christbäume

Im Ländle werden laut Auskunft der SDW jährlich etwa 2,5 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Geschätzt 300 Erzeuger produzierten etwa die Hälfte dieser Christbäume auf einen Fläche von rund 2000 Hektar. Die Preise für die Bäumchen blieben stabil: schöne, große Nordmanntannen kosteten zwischen 18 und 23 Euro, Blaufichten zwischen zehn und zwölf Euro, Fichten nur sechs bis acht Euro.

Der stellvertretende Leiter des Kreisforstamts, Hermann Riebel, verriet am Rande der SDW-Aktion, dass er unkonventionell vorgehe: Er kaufe einen kleinen Baum in einem Topf und pflanze seinen Christbaum dann nach dem Fest – im Forst.