Die Innenstädte locken kurz vor Weihnachten mit einer Menge Trubel, doch etliche zieht es in dieser Zeit eher aufs Land. Beobachtungen von einer Mühlenweihnacht bei Kirchenkirnberg und einer Waldweihnacht beim Dorf Zumhof.

Murrhardt/Rudersberg - Es hat einige Proben gegeben, trotzdem bleibt Josefs und Marias Ankunft im Stall Jahr für Jahr ein spannendes Ereignis. Mehr als 100 Zuschauer haben sich am Waldrand beim Dorf Zumhof oberhalb von Rudersberg eingefunden, darunter jede Menge Familien mit ihren Sprösslingen. Die Krippe ist aus einer Schutzfolie improvisiert, es brennt ein großes Feuer, das zusammen mit dem Schein einiger Lichterketten eine Lichtinsel in der Dunkelheit schafft.

 

Aus einer kleinen Schutzhütte heraus werden Punsch, Glühwein und Leberkäsbrötchen gereicht. Die Dorfleute und etliche ihrer Besucher stehen im Schein des Feuers und halten sich mit Glühwein und einem Plausch warm. Etliche aus den Nachbarsorten sind dabei. Man sei im Zumhof bekannt für das gute Gemeinschaftsgefühl, sagt der Vereinsvorsitzende Rolf Stegmeier, der launig durch die Programmpunkte führt. „Ohne meine vielen Helfer würde ich das nicht mehr machen.“

Kontrapunkt gegen den Stress

Einige Kilometer, hinter Kirchenkirnberg, hat eine Mühlenweihnacht etliche Besucher angezogen. Zusammen mit den Mühlenbesitzern haben die Naturparkführer ein kleines stimmungsvolles Event geschaffen, zu dem man vom Ort aus durch ein Spalier von Teelichtern gelangt. Man habe absichtlich einen Kontrapunkt zum vorweihnachtlichen Stress setzen wollen, sagt der Naturparkführer Walter Hieber. Die Mühlenbesitzer seien auf die Naturparkführer zugekommen. Es gebe bewusst nur drei Verpflegungsstände mit ausgesuchten regionalen Produkten, betont Walter Hieber

Dass das Ambiente dabei zu kurz komme, war von Anfang an ausgeschlossen. Die Müllerin Anja Hübner ist Floristin, an allen Ecken und Enden finden sich ihre Arrangements aus Tannenzweigen, Moos und alten Habseligkeiten der Mühle, die sich urkundlich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt – und die dank der ehrenamtlicher Förderer des Mühlenwesens über ein intaktes Mahlwerk und ein nagelneues 7,70 Meter hohes Wasserrad verfügt, das die Besucher an diesem Tag fachkundlich erklärt bekommen.

Die Naturparkführer bieten selbst etliche Mitmachaktionen an, zudem haben die Hübners ihre Floristenstube für Basteleien geöffnet, was nicht nur wegen des gemütlichen Ofens für regen Zuspruch sorgt. Kinder wickeln dort Drahtsterne, es gibt kunstvolle Wichtelpuppen und Blumenampeln zu bestaunen, oben zeigt die Floristin Nadja Voß, wie man Motive in Servierbretter brennt. „Das ideale Geschenk für das Enkele“, bestätigt sie lächelnd einem Besucher.

Eintrittskarte für das Dorfleben

Etliche Kilometer weiter im Zumhof ist nach einigen Flötenstücken Leben in die Szenerie gekommen. Die Hirten und Engel machen sich auf die Suche nach Geschenken für das Jesuskind, die Jüngsten stapfen tapfer bei der Herbergssuche um das Feuer mit. 19 Beteiligte hat das Krippenspiel, das „schwankt von Jahr zu Jahr“, sagt Rolf Stegmaier. Für den kleinen Ort, in den vergangenen Jahrzehnten um einige Neubaugebiete gewachsen, ist die Teilnahme eine Art Eintrittskarte in das Dorfleben. Hinzugezogene werden eingeladen mitzumachen, viele bleiben auch als Jugendliche dem Krippenspiel treu, sie flöten mit und geleiten die Jüngeren durch die Handlung, sodass das Jesukind am Ende wohl geborgen in seiner Krippe liegt.

Am Ende wird auch noch der Weihnachtsmann kommen, nicht auf einer Wolke, sondern als Sozius auf einem Quad. Er habe ein Whatsapp geschickt, er verspäte sich etwas, hatte Rolf Stegmaier zuvor gejuxt. Die Kinder drängeln sich um den Barträger, jedes wird mit einem Stofftier und Schokolade nach Hause gehen.