Bei vielen Arbeitnehmern aus der Region ist dieser Tage das Weihnachtsgeld auf dem Konto eingegangen. Wie die Unternehmen von Bosch über Mahle bis Züblin in den einzelnen Branchen das 13. Monatsgehalt handhaben, sehen Sie in unserer Übersicht.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Dieser Tage freuen sich Millionen von Beschäftigten in Deutschland wieder über ihr Weihnachtsgeld. 55 Prozent der Arbeitnehmer bekommen ein 13. Monatsgehalt. Dies jedenfalls geht aus einer Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor. Die Chance, Weihnachtsgeld zu erhalten, sind allerdings höchst unterschiedlich.

 

Welche Branche das Weihnachtsgeld wie handhabt und mit welchen Zahlungen die Arbeitnehmer bestimmter Unternehmen rechnen können, sehen Sie in unserem Überblick:

So viel Weihnachtsgeld zahlt der Handel

Lidl: Grundlage für die Höhe des Weihnachtsgeldes ist der Tarifvertrag des Einzelhandels unter Berücksichtigung des jeweiligen Bundeslandes. Je nach Tarifgebiet beträgt das Weihnachtsgeld 50 bis 62,5 Prozent des Tarifgehaltes.

Breuninger: Die Stuttgarter Warenhauskette Breuninger zahlt den Mitarbeitern einen Zuschuss für ihre Weihnachtseinkäufe. Die Höhe richtet sich nach dem Grundgehalt und den Zulagen. Bezogen auf das monatliche Grundgehalt können die Angestellten mit einer Zusatzzahlung zwischen 50 und 62,5 Prozent rechnen. Die Mehrheit erhält 50 Prozent.

dm Drogeriekette: Das Weihnachtsgeld beträgt 62,5 Prozent des monatlichen Bruttogehalts. Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung schüttet dm außerdem eine Sonderzahlung von 17 Millionen Euro an die Mitarbeiter aus.

So viel Weihnachtsgeld zahlen Autobauer und Zulieferer

Daimler: Bei Daimler ist die Höhe des Weihnachtsgeldes tariflich festgelegt und beträgt je nach Betriebszugehörigkeit zwischen 25 und bis 55 Prozent eines Monatsentgelts. Rund 130 000 anspruchsberechtigte der Daimler AG in Deutschland erhalten ein Weihnachtsgeld. Führungskräfte außerhalb des klassischen Tarifbereichs bekommen keines, da sie außertariflich bezahlt werden. Darüber hinaus beteiligt Daimler seine Beschäftigten am Erfolg. Die Höhe richtet sich nach dem Geschäftsergebnis des vergangenen Geschäftsjahres. Im April 2016 wurde an jeden anspruchsberechtigten Vollzeit-Mitarbeiter für das Geschäftsjahr 2015 die bisher höchste Ergebnisbeteiligung von 5650 Euro gezahlt.

Porsche: Der Sportwagenbauer geht über die Tarifregelung hinaus und zahlt auch in diesem Jahr wieder ein volles 13. Monatsgehalt. Noch wichtiger für die Mitarbeiter dürfte die Erfolgsbeteiligung sein. Sie wird im Frühjahr nach der Präsentation der Bilanz ausgezahlt – dieses Jahr waren das 8911 Euro (Vorjahr 8600 Euro) für jeden nach Tarif bezahlten Mitarbeiter.

Bosch: Die Zahlung und Höhe des Weihnachtsgeldes richtet sich nach den Bestimmungen des jeweiligen Tarifvertrags. Das Weihnachtsgeld ist dabei nach Betriebszugehörigkeit gestaffelt.

Mahle: Der Zulieferer zahlt das tarifvertraglich festgelegte Weihnachtsgeld von bis zu 55 Prozent eines Monatsverdienstes. Das gilt für alle Standorte. Die Auszahlung erfolgte überwiegend bereits im Oktober.

Dürr: Beim Anlagenbauer Dürr aus Bietigheim-Bissingen erhalten die Tarifmitarbeiter 60 Prozent ihres Monatsgehalts als Weihnachtsgeld. Das ist etwas mehr als die im Metalltarif vorgesehenen 55 Prozent. Allerdings werden dafür der 24. Dezember und der 31. Dezember nicht als halbe, sondern als volle Urlaubstage gewertet. Zudem zahlt Dürr auch für 2016 wieder eine Erfolgsbeteiligung, deren Höhe allerdings noch nicht feststeht.

So viel Weihnachtsgeld zahlen die Maschinenbauer

Stihl :Das Unternehmen zahlt im Jahr 2016 den Beschäftigten des Stammhauses, der Andreas Stihl AG & Co. KG, eine Weihnachtsgratifikation, die – abhängig von der Betriebszugehörigkeit – zehn bis 55 Prozent eines Monatseinkommens beträgt. Darüber hinaus erhalten die Beschäftigten des Stammhauses jeweils im Mai eine Erfolgsprämie für das Vorjahr und können durch die Stihl Mitarbeiterkapitalbeteiligung jährlich Genussrechte in Höhe von bis zu 1350 Euro erwerben. Davon müssen sie nur 450 Euro selber zahlen, die restlichen 900 Euro übernimmt das Unternehmen.

Trumpf: Die Höhe des Weihnachtsgeldes bei Trumpf richtet sich nach den Bestimmungen des Tarifvertrags der Metall- und Elektroindustrie. Außerdem gibt es eine Gewinnbeteiligung, die sich am Unternehmenserfolg bemisst. Die Tarifmitarbeiter haben in diesem Jahr rund 1600 Euro brutto erhalten – bei voller Betriebszugehörigkeit während des Geschäftsjahres. Diese Sonderzahlung wurde mit dem Oktoberentgelt ausbezahlt.

Kärcher: Bei Kärcher gibt es einerseits ein am Tarif orientiertes Weihnachtsgeld. Andererseits wird traditionell ein freiwilliges Weihnachtsgeld ausgezahlt, das von der Dauer der Betriebszugehörigkeit abhängt.

Das erhalten Mitarbeiter im Handwerk und Baugewerbe

Handwerk: Im Handwerk wird nach den Angaben von Oskar Vogel, Hauptgeschäftsführer beim Baden-Württembergischen Handwerkstag, in aller Regel Weihnachtsgeld bezahlt – schon weil alle großen Handwerksbetriebe tarifgebunden seien. Völlig unterschiedlich aber sei die Bezahlung in den einzelnen Gewerken. Je nach Betriebszugehörigkeit gebe es zwischen 20 und 50 Prozent eines Monatsgehalts, manchmal aber auch, wie etwa bei Dachdeckern, 100 Prozent.

Bauwirtschaft: Die meisten Firmen zahlen Weihnachtsgeld und orientieren sich dabei am Tarifvertrag. Danach erhalten die Beschäftigten der Bauwirtschaft rund 55 Prozent eines Bruttomonatseinkommens als Weihnachtsgeld. Eine Öffnungsklausel ermöglicht Firmen eine Absenkung bis auf eine Untergrenze von 780 Euro, wenn das mit dem Betriebsrat vereinbart wird. Bei Gesprächen mit Unternehmen gewinne man den Eindruck, dass eine steigende Anzahl der Baufirmen die Leistungen ihrer Mitarbeiter mit einem Weihnachtsgeld honorieren wollten, sagt Holger Braun von der Bauwirtschaft Baden-Württemberg – auch um sich als attraktive Arbeitgeber zu empfehlen.

Züblin: Die Stuttgarter Baufirma Züblin zahlt unverändert das Weihnachtsgeld nach Bautarif, also 55 Prozent eines Bruttomonatseinkommens im Westen. Ausgezahlt wird es in zwei Raten Ende November und im April.

Soviel gibt es bei den Finanzdienstleistern

LBBW: Die LBBW hat im November das im Bankgewerbe tariflich vereinbarte 13. Monatsgehalt gezahlt.

Südwestbank: Die Tarifmitarbeiter der Privatbank erhielten im November ein 13. Monatsgehalt.

W&W: Die Mitarbeiter von Wüstenrot & Württembergische (W&W) erhalten Sonderzahlungen entsprechend den Tarifen. Die Sonderzahlungen der Wüstenrot-Bausparkasse richten sich nach dem Bankentarifvertrag. Hier wird jeweils im April ein volles Monatsgehalt ausgezahlt. Der Versicherungstarifvertrag sieht eine Sonderzahlung von 80 Prozent eines Monatsgehalts im November vor. Zusätzlich erhalten Mitarbeiter der W&W-Gruppe eine Beteiligung am Unternehmenserfolg, üblicherweise im Juni jeden Jahres.

Diese Sonderzahlungen leisten IT-Firmen

SAP: Beim Walldorfer Softwarehersteller SAP gibt es kein Weihnachtsgeld. Statt dessen gibt es Sonderzahlungen, die teilweise an den Erfolg gekoppelt sind.

GFT: Die GFT hat einen variablen Gehaltsbestandteil für die Mitarbeiter in ihrem Vergütungsmodell fest verankert. Dieser wird einmal jährlich – jeweils im April – ausgezahlt. Es gibt kein separates Weihnachtsgeld.

Das bekommen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst und bei Energieversorgern

Land: Der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder sieht für Arbeitnehmer eine Jahressonderzahlung zwischen 35 und 95 Prozent des monatlichen Entgelts vor – je nach Entgeltgruppe.

Stadt Stuttgart: Die Beschäftigten haben im November eine Jahressonderzahlung erhalten. Diese liegt je nach Entgeltgruppe zwischen 58,59 und 87,89 Prozent.

EnBW: Das Weihnachtsgeld ist bei der EnBW tarifvertraglich geregelt. Es wird in Höhe einer Monatsvergütung Ende November ausgezahlt.