Arbeitskleidung und Liedtexte müssen sitzen: Berlins studentische Weihnachtsmänner treffen sich schon Wochen vor Heiligabend. Am liebsten würden sie jeden Tag fremde Kinder beschenken.

Berlin - Der Nebenjob dauert nur einen Tag, will aber gut vorbereitet sein: Dafür sitzen knapp hundert Weihnachtsmänner, Engel und Christkinder einen Tag vor dem ersten Advent in der feierlich geschmückten ehemaligen Mensa der Technischen Universität Berlin. Es ist die 66. Vollversammlung der „Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen“ des Studentenwerks.

 

Die hier Versammelten sollen an Heiligabend Familien in der Stadt und im Umland besuchen, Geschenke verteilen, Lieder singen. „Oh Tannenbaum“ und „Klinglöckchen Klingelingeling“ sollen sie dann beherrschen. Sie proben jetzt schon einmal. Es stellt sich heraus: Nicht alle sind schon textsicher.

„Wenn jeden Tag Weihnachten wäre, würde ich den Job jeden Tag machen“, sagt der 24-jährige Nils Sommer, der sich bereits im vergangenen Jahr die rote Arbeitskleidung und den Rauschebart angelegt hat. Eigentlich habe er es wegen des Geldes getan, dann habe es ihm aber auch großen Spaß gemacht.

Noch haben sich nicht genügend Studenten gemeldet

Bis zu 500 Euro kann ein Weihnachtsmann nach Abzug von Steuern, Kostümkosten und Vermittlungsgebühr verdienen. 10 bis 13 Auftritte muss er dafür innerhalb von etwa sechs Stunden hinlegen. Vorher wird er in Workshops vorbereitet und telefoniert mit den Familien, die ihm von den Kindern erzählen - und wo er die Geschenke verstecken soll.

Im vergangenen Jahr haben nach Angaben des Projektleiters Özhan Bayraktar 250 Weihnachtsmänner und 30 Engel insgesamt 2600 Familien besucht. Das Studentenwerk hofft diesmal auf mindestens ebenso viele Weihnachtshelfer. Noch haben sich allerdings nicht genügend Studenten angemeldet. Dabei sei der Job eine tolle Erfahrung, erzählt auch der 23-Jährige Weihnachtsmann Tobias Groß. Man treffe auf Menschen aus allen Gesellschaftsschichten.

Ausländischer Weihnachtsmann? Kein Problem

Auch die Weihnachtsmänner und Engel haben verschiedene Hintergründe. Es machten immer viele Ausländer mit, erzählt Burkhard Seegers vom Studentenwerk. Das sei eine tolle Sache und habe noch nie zu Problemen geführt: „Sie bringen Realität in die deutschen Familien.“

Den hohen Anteil ausländischer Studenten an den Weihnachtsmännern erklärt sich Seegers damit, dass sie ohne ihre Familien hier seien. Die Familien von Sommer und Groß leben in Berlin. Nach rund einem Dutzend Bescherungen in fremden Häusern fahren die beiden an Heiligabend nach Hause und feiern ihr eigenes Weihnachtsfest.