Viele Besucher und Verkäufer des Stuttgarter Weihnachtsmarkts schätzen neben Lichterglanz und Glühweinduft auch seine Sprachenvielfalt.

Stuttgart - Auf dem Antikmarkt fachsimpelt ein Mann auf Französisch mit einer Verkäuferin über eine alte Pfeife, unweit der Stiftskirche diskutieren zwei Japanerinnen an einem Stand über das Essensangebot. „Multi-Kulti“ ist Programm beim Weihnachtsmarkt in Stuttgart. Sehr deutlich zu sehen ist das am Samstagmorgen am Karlsplatz. Zig Busse setzen hier ihre Passagiere ab. Viele kommen aus der Schweiz, aber auch aus Italien und anderen Nachbarländern landen Busse an.

 

„Es ist ein wunderschöner Ausflug und für uns schon Tradition“, sagt Rahel Berger aus dem schweizerischen Winterthur. Ihre gleichaltrige Freundin Barbara Etzensperger aus Frauenfeld schwärmt: „Hier wissen wir, dass es gut ist und wo wir etwas finden.“ Nur einen Tag hätten sie Zeit, das sei „hardcore“. Auf was sie sich besonders freuen? „Den Glühwein“, sagen beide und lachen.

Italienische Reisegruppe erkundet deutsche Märkte

Aus Italien kommt ein munteres Grüppchen. „Wir besuchen unterschiedliche Weihnachtsmärkte in Deutschland“, berichtet Rita Zanone. Im vergangenen Jahr seien München, Neuschwanstein und Lindau drangewesen. Diesmal seien sie schon über den Ludwigsburger Weihnachtsmarkt geschlendert, und jetzt würden sie sich Stuttgart vornehmen, so die 52-Jährige. Zur Frage, was sie an Weihnachtsmärkten so mögen, gehen die Antworten durcheinander: „die Stimmung“, „die Lichter“, „die vielen Menschen aus verschiedenen Ländern“, „den Duft von - wie heißt es? - Zimt“ und natürlich „den Glühwein“.

Die Sprachenvielfalt des Stuttgarter Weihnachtsmarkts ist nicht nur für die Besucher attraktiv, sondern auch für die Händler. „Das ist etwas ganz Besonderes, dieses internationale Flair“, schwärmt Sonja Merz, Chefin der „Esskultur“, das für seine große Pyramide bekannt ist. In diesem Jahr sind nach ihrem Eindruck viele Kunden aus Übersee da, etwa aus den USA und Japan. Besonders gut verkauften sich Glühwein und Wichtelpunsch.

Kerzen-Verkäufer antworten in vielen Sprachen

Auch im Kerzenstudio am Königsbau hat man sich auf internationales Publikum eingestellt. Die Verkäufer kommen selbst aus vielen Ländern, so dass sie neben Deutsch, Englisch und Französisch beispielsweise auch Fragen auf Ungarisch, Polnisch, Japanisch und Arabisch beantworten können. „Wir haben viele Stammkunden aus der Schweiz, aber auch aus Spanien und Italien“, sagt Verkäuferin Eveline Weiß.

Genaue Angaben zu ausländischen Besuchern kann der Veranstalter in.Stuttgart nicht machen. Letztlich lasse sich schon kaum unterscheiden zwischen Weihnachtseinkäufern und Weihnachtsmarktbesuchern. Allerdings vermittelten die Busse, die auf dem Wasen parken, immer einen kleinen Eindruck, erklärt Pressesprecher Christian Eisenhardt. Die Zahl liege seit Jahren bei rund 4500 bis 5000 Bussen während des Weihnachtsmarkts.

Ein Viertel der Busse kommt aus der Schweiz

Im vergangenen Jahr kamen 60 Prozent aus Deutschland, 25 Prozent aus der Schweiz und je rund fünf Prozent aus Italien und Österreich. Der Rest verteilte sich auf Benelux, Ungarn, Lichtenstein und Großbritannien, Spanien sei 2015 nicht vertreten gewesen. Dies sei allerdings nur ein Ausschnitt, denn natürlich würden auch Menschen mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug anreisen, die in.Stuttgart nicht erfasse. Er spricht scherzhaft von einer „Dunkelziffer“.

Darunter fällt vermutlich auch Marie-Pierre Cruveiller. Seit zehn Jahren nutzt sie die Adventszeit, um ihre Kinder und Enkel in Stuttgart zu besuchen - und auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. An einem Stand von Holz-Design ist sich die 61-Jährige gerade mit Verkäuferin Claudia Erb handelseinig geworden. In Paris, wo sie herkommt, fange es jetzt auch mit dem Weihnachtsmarkt an. „Aber die Stimmung ist nicht so wie hier.“