Erstmals haben die Göppinger Einzelhändler den Weihnachtsmarkt genutzt, um eine lange Einkaufsnacht auszurufen. Der Erfolg ist nur mäßig gewesen.

Göppingen - Die Luft ist glühweingeschwängert, dazwischen mischen sich Duftschwaden von Roten Würsten und gebrannten Mandeln – zwischen den Essständen der Göppinger Waldweihnacht ist am Samstagabend fast kein Durchkommen. Doch in den Geschäften in der Marktstraße, die zum ersten Mal im Rahmen der Waldweihnacht für eine lange Einkaufsnacht bis 22 Uhr geöffnet haben, fällt die Bilanz ernüchternd aus, bei vielen zumindest. „Bei uns ist es eher ruhig“, sagt Oliver Seyschab. Der Inhaber des Benetton-Geschäftes hat sich mehr versprochen. Er vermutet, dass die milden Temperaturen die Kauflaune trüben. „Für uns wäre es wahrscheinlich besser, wenn es kalt wäre.“

 

Auch in den Nachbarläden ist es eher still. Die Menschenmassen, vorneweg die Männer, marschieren zielstrebig vorbei und docken an den Ständen an, die Ess- und Trinkbares bieten.

Optimisten denken schon an die kommenden Jahre

Eine der Ausnahmen scheint das Uhrwerk zu sein. „Der Tag war sehr stark, aber wir haben hier auch eine Megalage“, zieht der Inhaber Lars Fröhlich Bilanz. Von den Abendstunden bis 22 Uhr hat er sich allerdings auch nicht zu viel versprochen. Doch selbst wenn es nach 20 Uhr etwas ruhiger war, findet Lars Fröhlich, dass die Geschäfte diesen Service bieten sollten. Die Kunden kämen dann vielleicht ein andermal.

Nicht weit entfernt sitzt Brunhilde Kosma in ihrem Stand mit medizinischen Instrumenten. Viel zu tun hat sie nicht. „Hier in Göppingen reicht es, wenn bis 20 Uhr geöffnet ist“, konstatiert die Eislingerin, die es schade findet, dass nicht alle Geschäfte mitmachen. Bei Schreibwaren Bertz ist gegen 21 Uhr außer dem Personal fast niemand da. „Bis 20 Uhr war wirklich etwas los, jetzt konzentriert sich’s auf die Waldweihnacht“, sagt Stefanie Sanke. Die Bertz-Geschäftsführerin ist auch Vorsitzende des Vereins Göppinger City, der die Waldweihnacht und die Einkaufsnacht veranstaltet. Sanke ist aber davon überzeugt, dass die Resonanz größer würde, wenn die Geschäfte ein paar Jahre durchhalten würden. „Dann wäre das in den Köpfen der Leute.“

Bereits vor Jahren hat man es mit einer langen Einkaufsnacht vor Weihnachten versucht, die Sache aber wieder abgeblasen, da es nicht gut lief. Ob dieser zweite Anlauf ebenfalls im Sand verläuft, ist noch nicht heraus. „Das müssen die Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung im März entscheiden“, sagt Gisela Flaig, die Geschäftsführerin des Marketingvereins, die trotz allem eine positive Bilanz zieht. „Wir haben nicht das Riesengeschäft erwartet, aber bis 20 Uhr ist es eigentlich bei allen gut gelaufen“, sagt sie.

Eine Stadt wirbt für ihre City

Die Idee, eine lange Einkaufsnacht anzubieten, ist aus der Waldweihnacht heraus entstanden. „Viele Besucher wünschten, dass länger geöffnet ist“, sagt Flaig. Um Leben in die Stadt zu bringen, habe man die Läden dazu geholt. Sie findet, dass der Erfolg auch nicht nur am Umsatz des Abends gemessen werden dürfe. Aktionen wie diese seien eine gute Werbung und Kunden, denen es gefallen habe, kämen wieder.

Andreas Sedlak zumindest ist an diesem Abend gerne in Göppingen – seiner Tochter zuliebe. Er wartet mit seinem kleinen Sohn auf dem Arm in einem Laden etwas abseits auf die 14-Jährige, die sich mit seiner Frau ins Getümmel geworfen hat. Er selbst sei aber nicht der große Einkäufer. Immerhin hat er an diesem Abend einen Gürtel erstanden – um ihn sich zu Weihnachten schenken zu lassen.