Im Degerlocher Bezirksrathaus warten Wünsche darauf, vom Baum gepflückt und erfüllt zu werden. Die meisten sind so bescheiden, dass deutlich wird: Es geht den Menschen nicht um das Materielle, sondern um Zuwendung.

Degerloch - Dieser Weihnachtsbaum geht direkt ans Herz. Oder vielmehr die Kärtchen mit Wünschen, Vornamen und Altersangaben, die zwischen den roten Schleifen an seinen Zweigen hängen. Wie geht es einer 83-jährigen Frau, die sich zu Weihnachten schlicht einen „Gutschein für Bäckerei/Konditorei in Degerloch“ wünscht, wie einem 17-Jährigen, der sich eine Jogginghose wünscht, wie einem 89-Jährigen, der einfach nur gerne eine Flasche Rotwein hätte?

 

Die Beispiele für bescheidene wie berührende Wünsche, die sich am Weihnachtswunschbaum im Degerlocher Bezirksrathaus finden, sind bei 239 Kärtchen mannigfaltig. Eingereicht werden sie von circa 40 Einrichtungen, beispielsweise dem Jobcenter, dem Haus auf der Waldau, der Diakonischen Bezirksstelle Degerloch, aber auch von Sportvereinen. „Es sind Institutionen, die mit Menschen arbeiten, die es ein bisschen schwerer haben“, erklärt Degerlochs Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold .

Geschenke im Wert von 20 bis 30 Euro

Bürger oder Firmenvertreter sind dazu aufgerufen, ins Bezirksrathaus an der Großen Falterstraße 2 zu kommen, sich Wünsche zu pflücken und sie zu erfüllen, indem sie die verpackten Päckchen bis zum 8. Dezember im Bezirksrathaus abgeben. Der veranschlagte Wert für die Geschenke beträgt 20 bis 30 Euro. Wobei die anonymen Spender diesen „teilweise weit überschreiten“, wie Kunath-Scheffold sagt.

Zum dritten Mal findet die Aktion Weihnachtswunschbaum in Degerloch statt. Ihr Hauptzweck ist laut Kunath-Scheffold „Freude zu machen“, außerdem soll sie aber „daran erinnern, dass es auch hier bei uns bedürftige Menschen gibt“. Tatsächlich zeugen die Kärtchen davon, dass es nicht in erster Linie um materielle Bedürfnisse geht, sondern es vielen einfach an Menschen mangelt, die ihre Wünsche registrieren. Dass in den Einrichtungen durch die Aktion auch genauer hingehört wird, wenn Wünsche geäußert werden, ist für Kunath-Scheffold ein weiterer positiver Aspekt des Wunschbaums.

Auch Geld willkommen

Im vergangenen Jahr konnten laut Kunath-Scheffold etwa 90 Prozent der Wünsche erfüllt werden, wobei „nie etwas Gebrauchtes abgegeben wurde“, wie die Bezirkschefin betont. Dafür, dass niemand leer ausgeht, wenn die Geschenke dann in der jeweiligen Einrichtung verteilt werden, wird mit privaten Geldspenden gesorgt. Dank dieser Ausfallbürgschaft können Kunath-Scheffold und ihre Mitarbeiter dann die fehlenden Geschenke besorgen und mit den anderen erfüllten Wünschen am 11. Dezember den Vertretern der Institutionen überreichen. Und mit Sicherheit denkt der Schenker an Heiligabend an die 90-Jährige Frau E. E., die dann vielleicht gerade ihr neues Duschgel, das Shampoo und die Körperlotion auspackt.

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