Zum 77. Geburtstag backen die Spicklingsweiber den größten Apfelkuchen, den die Keplerstadt je gesehen hat. Beim Narrensprung am Sonntag darf probiert werden. Dazu reichen sie warmen Likör mit Sahne.

Weil der Stadt – Naturgemäß seien die Weiler Spicklingsweiber eher still, hört man von Michael Borger, dem Vorstand der Weiler Narrenzunft AHA. Doch in letzter Zeit seien sie „schon fast im Höhenflug“. Warum, ist schnell erklärt: Eine närrische Schnapszahl führt zum Rausch. Ganze 77 Jahre gibt es die Zunftgruppe in diesem Jahr. Ein Rekord-Spickling, also auf Deutsch ein riesiger Apfelkuchen, wie ihn „die Welt“ oder zumindest die Keplerstadt bislang noch nicht gesehen hat, soll den Geburtstag krönen. Er wird am Sonntag beim Narrensprung nach dem Rathaussturm unter den Arkaden gereicht – gegen eine Spende für das Kinderhospiz in Stuttgart. Der Geburtstagskuchen misst stolze zwei Meter im Durchmesser und ist etwa 60 Kilogramm schwer.

 

Gebacken wird am Samstag, denn der Kuchen soll so frisch wie möglich sein. Am Donnerstag trafen sich die Spicklingsweiber schon einmal im Backhaus von Zunftmitglied Gudrun Schmidt. Zutaten werden angeschleppt und sortiert. Alles soll gut vorbereitet sein, denn einen Zwei-Meter Apfelkuchen, den backt man ja schließlich nicht alle Tage. 90 Eier, 18 Würfel Hefe, ein großer Sack Mehl, acht Kilo Schmand, viele Stück Butter und mehr als 200 Äpfel werden bereit gelegt. Der Rekord-Spickling entspricht 36 normalen Apfelkuchen. „Ein Spickling, das ist ein ganz einfacher und günstiger Kuchen, mit Zutaten, die jeder zu Hause hat - Mehl, Hefe, Eier, Butter, nur wenig Zucker und natürlich Äpfel“, erklärt Simone Bareither, seit zwei Jahren Chefin der Spicklingsweiber. Vor 15 Jahren kam sie auf den Geschmack: „Ich finde es schön, als Spicklingsweib bei den Umzügen ganz ohne Maske Kontakt mit dem Publikum zu haben und zudem habe ich immer schon gerne gebacken.“

Jede backt um die 100 Kuchen im Jahr

Jede der 26 Aktiven in der reinen Frauengruppe backt ihre Kuchen grundsätzlich selbst: pro Saison zwischen 90 und 140 Stück. Das Rezept für den Riesen-Spickling haben Gudrun Schmidt und Viola Sautter vom Jubiläums-Team umgerechnet. „Das Rezept ist nicht geheim, es liegt im Narrenmuseum aus“, verrät Viola Sautter.

Der Spickling, nach dem auch die Spicklingsweiber mit ihren schwarzen Röcken, dem schönen Tuch und dem Häubchen auf dem Kopf benannt sind, ist ein typischer Weiler Apfel- oder Zwetschgenkuchen, der in einer runden, welligen Form, wie man sie früher im Backhaus verwendete, gebacken wird. Oben drauf kommen in Most getränkte Brotstreusel. Zwetschgenkuchen gibt es in Weil der Stadt nicht, weil die kleinen blauen Früchtchen zur Fasnet keine Saison haben. Dafür Äpfel satt, von heimischen Streuobstwiesen, dem eigenen Garten oder aus dem Supermarkt.

Schnell erkennt das geübte Auge, dass ein zwei-Meter Kuchen nie und nimmer in den etwa 80 Zentimeter breiten Steinofen von Spicklingsweib Gudrun passt. Doch die Weiler Frauen sind erfinderisch: „Wir haben von einem Schlosser zwei Formen anfertigen lassen, die haben exakt die Größe von Zwölftel-Dreiecken“, erklärt Spicklingsweib Sautter. Jedes der schweren Kuchenbleche ist etwa einen Meter lang. Zwölf solcher Stücke werden dann für den Riesen-Spickling zusammengesetzt.

Auch der berühmte Weiler Wagenbau hat nur zu diesem Anlass einen Transportwagen aus Holz gebaut, mit dem der fertige Spickling am Sonntag vom Spitll aus über die Stuttgarter Straße zum Marktplatz gefahren wird. Zum saftigen Apfelkuchen reichen die Spicklingsweiber am Sonntag übrigens ihren warmen Jubiläums-Apfellikör mit Sahnehäubchen und Zimt.