Die Straftaten sind in Weil der Stadt im Jahr 2013 deutlich zurückgegangen. Allerdings treiben immer mehr Einbrecher ihr Unwesen – und das nicht nur in der Dämmerung.

Weil der Stadt - Alle Jahre wieder kommt Markus Geistler in den Weiler Gemeinderat. Geschenke hat der Leiter des Leonberger Polizeireviers zwar keine im Gepäck, dafür aber ein paar gute Nachrichten. „Bei Ihnen lässt es sich sicher leben“, erklärt Geistler. Mit dem Beamer wirft er die Kriminalstatistik 2013 an die Wand. Er zeigt auf eine Zahlenreihe: Im vergangenen Jahr wurden in Weil der Stadt 506 Straftaten begangen. Das sind ganze 170 weniger als im Vorjahr.

 

Die Keplerstadt ist nach Weissach die zweitsicherste Kommune im Landkreis Böblingen. Denn dort treiben die wenigsten Straftäter – im Verhältnis zur Einwohnerzahl – ihr Unwesen. In aller Kürze streift Markus Geistler das Thema Polizeireform, geht auf die neuen Strukturen ein. Um dann zu betonen: „Weil der Stadt hat seinen Polizeiposten behalten – und das ist auch gut so.“ Schließlich sei die Aufklärungsquote innerhalb eines Jahres um fast zehn Prozent gestiegen, was maßgeblich dem Leiter der Dienststelle, Rainer Kömpf, und seinen Kollegen zuzuschreiben sein dürfte.

Vom Täter fehlt bislang jede Spur

In einem Fall tappen die Beamten allerdings noch völlig im Dunkeln. Im November hatte ein Mann die Tankstelle in der Grabenstraße überfallen und dabei mehrere Hundert Euro erbeutet. Auf den Überwachungsbildern der Kamera hat der Räuber einen vermeintlichen Bauchansatz, trägt eine Jeans und ein schwarzes Oberteil. „Bei der Fahndung haben wir die komplette Tatkleidung am Bahndamm gefunden“, erklärt Hauptkommissar Rainer Kömpf. Und doch fehlt vom Täter noch jede Spur.

Die Polizeibeamten fahren in der Statistik fort, die vor allem von Diebstählen bestimmt wird. Insgesamt haben diese Delikte in der Zahl zwar abgenommen. „Aber es sind viele Trickdiebe unterwegs, denen häufig ältere Menschen zum Opfer fallen“, erklärt Markus Geistler. Da wären die vermeintlich Taubstummen, die vor einer Bank warten, um dann die Kunden nach Kleingeld anzupumpen. In einem unbeobachteten Moment räumen sie den Geldbeutel leer. Beliebt ist auch der „Küsschen- oder Umarmungstrick“: In der Weiler Volksbank hebt ein Mann 4000 Euro ab, wird dabei von einem anderen Mann beobachtet, der telefoniert. Vor der Bank wird der Kunde von zwei Frauen angesprochen. Er wechselt ihnen Geld, zum Dank umarmen sie ihn. „Zuerst hat er sich gefreut, dass er bei den Damen gut ankommt“, erzählt Rainer Kömpf und grinst. Doch als er später das Geldkuvert aus der Innentasche seiner Jacke holen will, ist es weg.

Viele Trickdiebe sind unterwegs

Bei den Trickdieben handelt es sich laut Polizei um gut organisierte Banden, häufig aus Osteuropa. „Die sind landesweit unterwegs und agieren immer gleich“, weiß Markus Geistler. Sein Tipp: nicht zu vertrauenswürdig sein, bei Verdacht immer gleich die Polizei rufen. „Wir bekommen oft Hinweise, die früher oder später zu den Tätern führen“, sagt er.

19 Wohnungseinbrüche wurden der Polizei im vergangenen Jahr gemeldet, aufgeklärt wurde allerdings kein einziger. Die Zeiten, in denen Einbrecher nur in der Dämmerung kamen, sind längst vorbei, erklärt Geistler. Die Täter seien durchweg am Werk, auch am Abend oder in der Nacht, wenn die Bewohner oben im Haus schlafen. So wurde kürzlich in Rutesheim ein Autoschlüssel geklaut, die Diebe brausten kurzerhand mit einem weißen Porsche davon.

Geistler und Kömpf raten dringend dazu, Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Schräg gestellte Fenster oder ungesicherte Balkontüren sind eine Einladung, erklären sie. Ihr Tipp: Türen immer abschließen, Rollläden herunterlassen und wachsam sein. „Rufen Sie lieber einmal zuviel die Polizei.“

Allgemein ist die Zahl der jungen Täter zurückgegangen. Das sei sehr erfreulich, sagt Rainer Kömpf und lobt auch die Sozialarbeiter Agathe Mücke und Maximilian Frank vom Kinder- und Jugendbüro. „Sie tragen sehr viel zu dieser Entwicklung bei.“