Die ersten Pläne für drei Windräder im Merklinger Wald stehen. Gegenwind kommt aus Heimsheim.

Weil der Stadt - In Weil der Stadt weht der Wind offenbar besonders stark. Zumindest der Verband Region Stuttgart sieht das so und hat hier deshalb, wie berichtet, im vergangenen Jahr den einzigen möglichen Standort im Kreis Böblingen für ein Windrad ausgewiesen. „Das hat uns damals selbst sehr überrascht“, gibt der Weiler Bürgermeister Thilo Schreiber zu.

 

Gleichwohl hat sich seine Stadtverwaltung sofort an die Planung gemacht, sich auf dem Windrad-Markt umgeschaut – und ist auf die Sindelfinger Stadtwerke gestoßen. „Das sind die nächstgelegenen Stadtwerke, lokale Player. Deshalb haben wir sie gefragt“, erklärt der Rathauschef. An einem eigenen, auf Windenergie spezialisierten Unternehmen sind die Stadtwerke Sindelfingen beteiligt, der WEBW (siehe unten).

Die ersten Planungen des Windrads auf Merklinger Gemarkung haben die WEBW-Ingenieure jetzt dem Weiler Gemeinderat präsentiert. „Wir planen drei Windkraftanlagen“, berichtet Manuel Di Talia den Räten und nennt die Hausnummern, die auf sie zukommen: Etwa 150 Meter Höhe bis zur Kabinenkanzel, 200 bis 230 Meter Gesamthöhe, 15 000 Tonnen CO2-Einsparung, drei Megawatt Stromproduktion pro Jahr, Strom für etwa 16 000 Menschen.

Jetzige Prüfung ist rechtlich verbindlich

Viel Wind also, der da zukünftig drei Räder antreiben soll. Da das von der Region Stuttgart ausgewiesene Vorranggebiet der Stadt Weil der Stadt gehört, sind die dortigen Gemeinderäte gefragt. Sie müssen dem Pachtvertrag mit der WEBW zustimmen, damit sie die weiteren Prüfungen anberaumen. „Die WEBW würden die weiteren Untersuchungskosten von 200 000 Euro übernehmen“, erklärt der Bürgermeister Thilo Schreiber – allerdings nur nach Abschluss des Pachtvertrags. „Das heißt, dass sich die Stadt jetzt schon verpflichtet, die Flächen bereit zu stellen, sollten die Prüfungen positiv ausfallen“, heißt es in der Tischvorlage für die Weiler Räte.

Die stehen dem Projekt weitgehend positiv gegenüber, nur wenige kritische Nachfragen müssen die WEBW-Ingenieure beantworten. „Wir sollten die Interessen der Bürger in Heimsheim nicht außer Acht lassen“, sagt etwa der CDU-Fraktionschef Martin Buhl. „Mit ihnen sollten wir erst reden, bevor wir abstimmen.“

Denn etwa 850 Meter werden die drei Windkraftanlagen von Heimsheimer Bebauung entfernt stehen. „Ich möchte Sie auch im Sinne einer guten Nachbarschaft bitten und auch auffordern, bei Ihren Überlegungen einen Abstand von wenigstens 1000 Metern zu den Heimsheimer Siedlungsflächen zu berücksichtigen“, hatte der Heimsheimer Bürgermeister Jürgen Troll in der vergangenen Woche seinem Weiler Amtskollegen Schreiber geschrieben.

Da müssen die zuständigen Projektentwickler der WNBW aber enttäuschen. WNBW-Chef Stefan Groos weist darauf hin, dass man den Heimsheimern schon entgegengekommen sei, denn vorgeschrieben sei nur ein Mindestabstand von 700 Metern. „Wenn wir auf 1000 Meter gehen, können wir zwei der drei Anlagen nicht bauen“, sagt er. Weiter nach hinten zu rücken, sehe der Plan der Region Stuttgart nicht vor. „Und dann wäre das Projekt gescheitert.“ So weit wollen es die Weiler Gemeinderäte auf keinen Fall kommen lassen. „Wir müssen diese Chance der nachhaltigen Stromgewinnung nutzen“, appelliert der Grüne Wolfgang Fischer. Seine SPD-Kollegin Silvia Tanczos-Lückge nickt. „Strom für 4000 Haushalte – das ist doch beachtlich.“

„Wir müssen umdenken“

„Ich brauch’ doch auch jeden Tag Strom“, sagt der CDU-Rat Georg Riehle. „Und Atomstrom will ich auch nicht.“ Drei riesige Türme im Merklinger Wald – das ist durchaus ein Eingriff in die Natur, das wissen auch die Stadträte. „Da müssen wir umdenken“, überlegt der Freie Wähler Jürgen Widmann. „Auf der Alb, wo solche Anlagen schon vor 20 Jahren gebaut wurden, hat man sich auch dran gewöhnt.“

Dennoch, ganz außer Acht lassen will zumindest Bürgermeister Thilo Schreiber den Heimsheimer Gegenwind nicht. Am Ende der Debatte im Gemeinderat greift er deshalb die Bitte des CDU-Rates Martin Buhl auf und schlägt eine gemeinsame Sitzung von Heimsheimer und Weil der Städter Gemeinderat vor. Bei sechs Ablehnungen und zwei Enthaltungen stimmen dem 13 Räte zu und vertagen die endgültige Entscheidung um einen Monat. „Meine Zustimmung wird sich in vier Wochen aber trotzdem nicht ändern“, kündigt der Freie Wähler Emilio Diaz Ocampo schon jetzt an.