Neue Projekte sollen Demokratie und Toleranz in der Stadt am Schwarzwaldrand fördern. Dafür gibt es jetzt erneut Geld vom Bund. Diesmal sind es 275 000 Euro aus dem Programm „Demokratie leben“.

Weil der Stadt - Für gute Botschaften ist Thilo Schreiber immer zu haben. Und davon hat der Weiler Bürgermeister gleich zwei im Gepäck: „Es wird weitergehen.“ Und: „Wir bekommen 275 000 Euro.“ Schreiber spricht vom Bundesprogramm „Demokratie leben“. Dabei werden Projekte unterstützt, die sich gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit wenden. Auch die Keplerstadt hatte sich um Fördermittel beworben. Und bekommt bis 2019 jährlich 55 000 Euro für verschiedene Projekte. Es ist das zweite Bundesprogramm, bei dem die Stadt dabei ist.

 

„Als ich gelesen habe, dass es um die Bekämpfung von Rechtsextremismus geht, musste ich erst einmal kräftig schlucken“, erzählt Tanja Kübler vom Weiler Amt für Jugend und Soziales. Denn mit Gewalt oder Fremdenfeindlichkeit habe die Stadt keine schwerwiegenden Probleme. Doch die Ziele des Bundesprogramms seien weiter gefasst. So werden auch präventive Projekte gefördert, damit solche Probleme eben gar nicht erst entstehen. Und damit standen die Chancen der Keplerstadt auf Fördermittel gut. Denn in den vergangenen Jahren hat man in Weil der Stadt mit verschiedenen Projekten erfolgreich gezeigt, wie tolerantes Miteinander funktioniert.

Vorurteile abbauen, interkulturelle Kooperation fördern

Und an diesen Erfolg will man jetzt anknüpfen. „Unser Ziel ist es, Vorurteile abzubauen und die interkulturelle Zusammenarbeit in unserer Stadt zu fördern“, erklärt Tanja Kübler. Neue Netzwerke, gerade auch zwischen den örtlichen Vereinen und Institutionen, sollen geknüpft, bereits bestehende ausgebaut werden. Dabei will man so viele Menschen wie möglich mit ins Boot nehmen, völlig unabhängig von Alter, sozialem Stand oder Nationalität. „Denn ohne das bürgerschaftliche Engagement funktioniert das Ganze einfach nicht“, weiß Tanja Kübler.

Welche Projekte in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen, steht zwar noch nicht fest. Klar ist, dass es jedes Jahr 55 000 Euro Förderung vom Bund gibt. „Auch die Stadt wird sich an den Projektkosten beteiligen, der Gemeinderat hat bereits grünes Licht gegeben“, erklärt der Bürgermeister. Ein Schwerpunkt von „Demokratie leben“ ist übrigens die Jugendbeteiligung. Tanja Kübler erklärt, dass man den städtischen Jugendbeirat miteinbinden möchte. Jährlich stehen dafür 5000 Euro zur Verfügung, verwaltet wird das Geld vom Weiler Kinder- und Jugendbüro.

Aus Erfahrung weiß Tanja Kübler: Projektideen gibt es viele. Bei sogenannten Demokratiekonferenzen bekommen Vereine, Institutionen und auch einzelne Bürger die Möglichkeit, ihre Ideen vorzustellen. Danach entscheidet ein Gremium, welche Projekte Chancen auf Förderung haben. „Dann wird das Konzept ausgearbeitet und die Stadt stellt den Antrag“, so Kübler.

Diese Prozedur ist nicht neu. Denn „Demokratie leben“ ist bereits die zweite bundesweite Aktion dieser Art, bei der Weil der Stadt mitmischt. Von 2011 bis 2014 standen der Stadt bei „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ 345 000 Euro zur Verfügung. Der Initiator war, damals wie auch beim jetzigen Programm, der Verein für Jugendhilfe Böblingen. In Weil der Stadt entstand der Lokale Aktionsplan (LAP). Gemeinsam setzten mehr als 4000 Teilnehmer, viele davon waren Ehrenamtliche, 55 verschiedene Projekte um.

Schüler setzen mit Film Zeichen gegen Mobbing

Da sprühten etwa Jugendliche zusammen mit dem Weiler Sozialpädagogen Maximilan Frank Graffiti und lernten dabei, warum diese Kunst häufig illegal und damit strafbar ist. Schüler der Merklinger Würmtalschule setzten mit einem Film ein Zeichen gegen Mobbing. Die Mehr-Generationen-Farm wurde errichtet, innerhalb von 72 Stunden bauten 80 Helfer ein Grillhäuschen auf dem alten Merklinger Sportplatz. Eines der bekanntesten Projekte dürfte das Weiler Netzwerk der Nationen sein, das auch weitergeführt werden soll. Beim LAP stand stets die Förderung von Demokratie und Toleranz im Vordergrund, es wurde viel gesungen und getanzt, gemalt und Theater gespielt.

Dass die Menschen seiner Stadt viel bewegen können, der Bürgermeister ist sich dessen bewusst. Am Anfang habe er mit dem LAP nicht so viel anfangen können, gibt er zu. Als er aber die Summen und die Zahl der Beteiligten gesehen habe, habe er gedacht: „Da haben wir die große Nummer gezogen.“ Nach Freiburg seien in Weil die meisten Projekte in Baden-Württemberg umgesetzt worden. „Und darauf können wir stolz sein“, sagt er. Jetzt heißt es in der Keplerstadt wieder: Demokratie leben.