Zwei Einsätze allein an diesem Wochenende, 115 Einsätze seit Januar. So oft rückt die Wehr sonst in einem ganzen Jahr aus.

Weil der Stadt - Ein lautes piep, piep mitten in der Nacht. Wenn bei vielen die Tiefschlafphase beginnt, dann heißt es oft „Einsatz“ für die, die bei der Feuerwehr ehrenamtlich engagiert sind. So wie in der Nacht zum Montag, als um 1.41 Uhr der Alarm eingeht: Ein Haus mitten im dicht bebauten Gebiet der Altstadt steht in Flammen.

 

„Da mussten wir natürlich verstärkt ausrücken“, berichtet Kommandant Jürgen Widmann. Gerade in der Altstadt könne sich ein Feuer sofort ausbreiten. 62 Männer und Frauen von der Feuerwehr standen bereit, dazu 18 Rettungskräfte vom DRK und sechs Polizeibeamte.

Ein solcher Einsatz ist in Weil der Stadt derzeit kein Einzelfall. 115-mal ist die Feuerwehr seit Januar bereits ausgerückt – und das Jahr hat noch fast fünf Monate. Normalerweise rechnet die Weiler Wehr mit etwa 110 bis 120 Einsätzen in einem ganzen Jahr.

Etliche Kameraden haben bereits 60 bis 70 Einsätze absolviert

„Die Belastung ist derzeit extrem“, sagt Kommandant Jürgen Widmann im Gespräch mit unserer Zeitung. „Etliche unserer Kameraden haben bereits 60 bis 70 Einsätze absolviert, das geht in die Knochen“, berichtet er.

Das lässt sich am jüngsten Wochenende illustrieren. Als in der Sonntagnacht der Alarm losgeht, hatten viele Kameraden ihre Einsatzkleidung noch nicht mal richtig verstaut. Am Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr waren 45 Wehrleute mit sechs Fahrzeugen in der Friedrich-Hartmann-Straße in Merklingen zugange.

In einem Waschraum war ein Trockner in Flammen aufgegangen. Die Feuerwehrleute konnten rasch löschen, mussten den Trockner zu Nachlöscharbeiten aber nach draußen bringen und den Waschraum belüften. Ein Routineeinsatz unter vielen in diesem Jahr.

Woran es liegt, dass sich die Zahlen derzeit derart häufen? Bei der Feuerwehr ist man ratlos. „Keine Ahnung“, sagt Kommandant Widmann. „Es gibt zwischen den Fällen ja keine Zusammenhänge.“ Auffällig ist dagegen, dass es vielfach keine Bagatellfälle sind. In Erinnerung ist vielen noch der Brand der Flüchtlingsunterkunft im Weiler Industriegebiet im April. 32 Personen musste die Feuerwehr dort retten, betreuen und versorgen. Ebenfalls im April brannte eine Waldhütte in Merklingen. Der dritte Großbrand in diesem Jahr passierte Anfang Juli in der Burgunderstraße, wo das Dach eines Wohnhauses komplett in Flammen stand.

Weniger in die Schlagzeilen schaffen es all die kleineren Einsätze, die für die Ehrenamtlichen aber ebenfalls jedes Mal die Unterbrechung ihrer Arbeit oder der Nachtruhe bedeuten – wie etwa Mitte Juli, als die Feuerwehrleute in der Kuppelzenhütte in Münklingen ein Wespennest entfernen müssen.

Auch Türöffnen oder Wespennester entfernen gehört dazu

Sechsmal mussten die Weiler Kameraden in diesem Jahr schon ausrücken, um eine Tür zu öffnen – jedes Mal ein Einsatz, bei dem acht bis zwölf Feuerwehrleute benötigt werden. „Ja, Türöffnen oder Wespennester machen wir, wenn Gefahr in Verzug ist“, erklärt Jürgen Widmann. „Klar, auch solche Einsätze gehören zu unserer Aufgabe.“

Der Kommandant weiß, wovon er spricht. Der ehrenamtliche Stadtbrandmeister war selbst bei 90 der 115 Einsätze dabei. „Es kam schon vor, dass wir zwei Nächte hintereinander alarmiert wurden“, sagt er. „Da merkt man dann schon irgendwann, dass der Schlaf fehlt.“

Schnelle Abhilfe sieht Widmann nicht. Von Bürgermeister und Stadtverwaltung sieht er sich optimal unterstützt. Mehr hauptamtliche Kräfte wären ohnehin nicht zu finanzieren. „Und die Ehrenamtler bräuchten wir ja trotzdem“, sagt Jürgen Widmann, der für die Freien Wähler zudem im Gemeinderat sitzt.

Wenigstens kann die Polizei noch am Montagnachmittag einen Ermittlungserfolg vermelden und die Ursache für den Brand in der Sonntagnacht in der Zwingergasse vermelden. Der 55-jährige Bewohner hatte vermutlich seine Zigarette brennen lassen, als er ins Bett ging. Die Rettungskräfte sind sofort zur Stelle, drei Bewohner müssen ins Krankenhaus gebracht werden.

„Mit der Leistung meiner Kameraden bin ich zufrieden“, bekundet Kommandant anschließend. So, wie in den anderen mehr als 100 Fällen auch. Denn die Weiler Wehr ist leistungsfähig, auch wenn sich die Fälle häufen, betont Widmann. „Klar, das ist ja unsere Aufgabe.“