Gemeinderat und Verwaltung wollen von April an weniger Autos in der Altstadt und auf der Marktplatz. Das soll die Keplerstadt für Einheimische und Touristen attraktiver machen. Die Testphase läuft ein Jahr, danach wird Bilanz gezogen.

Weil der Stadt - Was lange währt, wird endlich gut. Das dürfte auf das „Verkehrskonzept Innenstadt“ wohl zutreffen. Immer wieder haben Verwaltung, Gemeinderat und Planer in den vergangenen Monaten darüber diskutiert, wie die hübsche Altstadt für die Weiler Bürger, aber auch für Touristen attraktiver werden könnte. Denn so richtig gemütlich ist es in der guten Stube rund um das Rathaus ja nun wirklich nicht.

 

Im Herbst hat die Verwaltung die Vorschläge öffentlich vorgestellt und mit den Bürgern diskutiert. „Wir haben daraus einige Anregungen mitgenommen und in die Pläne eingearbeitet“, erklärt der Weiler Ordnungsamtsleiter Thomas Besser in der Gemeinderatssitzung am Montagabend. Herausgekommen ist ein Konzept, das die Verkehrssituation am Marktplatz und in der westlichen Stuttgarter Straße, in der Hermann-Schnaufer-Straße und am Königstor verändert (siehe Kästen rechts).

Die neuen Regeln gelten erstmal ein Jahr lang

Der Rat hat grünes Licht für eine Testphase gegeben, die neuen Regeln sollen zunächst ein Jahr gelten. „Wir werden das konstruktiv begleiten, eventuell eine Verkehrszählung machen“, erklärt Besser. „Und dann setzen wir uns nach einem Jahr zusammen und schauen, wo wir nachbessern können.“

Doch es soll sich auch optisch was tun im Städtle. Die Gewerbetreibenden und die Gastronomen entlang der Stuttgarter Straße und auf dem Marktplatz bekommen draußen mehr Platz. Die zuständige Stadtplanerin Claudia Krüger will ein schönes Stadtbild schaffen. Zum Beispiel mit einheitlichen Sonnenschirmen. Bereits diesen Sommer hatte ein Gastronom vor dem Marktplatz ein paar Tische und helle Sonnenschirme aufgestellt. „Das macht wirklich was her“, findet die Planerin.

Das Konzept wird nach und nach umgesetzt

Auch den Gemeinderäten gefällt’s. „Das zeigt doch, das sich mit wenig Geld was Gutes erreichen lässt“, sagt Grünen-Chef Alfred Kappler. Auch wenn die Verwaltung die genauen Kosten erst bei den anstehenden Haushaltsberatungen auf den Tisch legen kann. Kappler ist froh, dass sich endlich was tut. Denn: „Schwätzen kann man viel.“ Das sieht Martin Buhl (CDU) genauso. Auch wenn es anfangs sicherlich Widerstand gegen das Verkehrskonzept geben werde: „Es ist keine Entscheidung aus dem hohlen Bauch raus. Es wurde auf einer gesunden Basis gearbeitet“, betont Buhl. Außerdem sei das alles nicht in Beton gegossen und durchaus noch veränderbar. „Wichtig ist, dass wir mal loslegen.“

Das Konzept wird nun nach und nach umgesetzt. Es gibt neue Parkmarkierungen, Schilder werden aufgestellt und Verkehrsführungen geändert. Ende April soll dann alles fertig sein. „Ein längerer Weg geht jetzt erst mal zu Ende“, sagt der Bürgermeister Thilo Schreiber zufrieden. Kann er doch seinen Kaffee schon bald auf dem Marktplatz schlürfen.

Rund um den Marktplatz

Draußen sitzen und flanieren

Die westliche Stuttgarter Straße wird von der Ecke Hermann-Schnaufer-Straße bis hoch zum Marktplatz offiziell als verkehrsberuhigte Zone ausgewiesen. Künftig kann man bis zum Marktplatz durchfahren. Nach wie vor gibt es auf beiden Seiten Parkmöglichkeiten. Einige bestehende fallen zwar weg, dafür entstehen an anderer Stelle neue. Auf dem Marktplatz fallen zehn Stellplätze zugunsten von Außengastronomie weg, seit September fehlen am Keplerdenkmal und beim Karlsbrunnen vor dem Rathaus bereits vier Plätze. Insgesamt gibt es in diesem verkehrsberuhigten Bereich 65 statt bisher 68 Parkplätze. Die Höchstparkdauer liegt künftig bei einer Stunde.Innerhalb dieser Zone gibt es dann keine Gehwege mehr, alle Verkehrsteilnehmer teilen sich den Platz und sind gleichberechtigt. Fußgänger können die Stuttgarter Straße, wie bislang auch schon, als Flaniermeile nutzen. Cafés können Außenbewirtung anbieten, die Gewerbetreibenden erhalten vor ihren Geschäften mehr Auslagefläche. Die Bars und Cafés rund um den Marktplatz dürfen den Platz vor dem Rathaus bestuhlen. Durch einheitliche Sonnenschirme, Bäume und Sträucher soll die „gute Stube“ der Stadt besonders im Sommer schöner und gemütlicher werden und zum Verweilen einladen. Auch auf der Treppe zur Stadtkirche, am Weißen Haus und am Narrenbrunnen soll die Aufenthaltsqualität so gesteigert werden. wed

Hermann-Schnaufer-Straße

Teilweise wird es einspurig

Wer über die Hermann-Schnaufer-Straße kommend am katholischen Gemeindehaus vorbei in die Innenstadt möchte, muss entweder zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren. Für Autos, Motorräder oder gar Lastwagen ist ab Höhe der Einmündung Brühlweg künftig die Durchfahrt verboten. Denn die Hermann-Schnaufer-Straße wird stadtauswärts (aus Richtung Badtorstraße oder Stuttgarter Straße kommend) bis zum Edeka-Einkaufszentrum zur Einbahnstraße. Für Radfahrer in Richtung Innenstadt wird ein separater Radstreifen entlang der Fahrbahn markiert. Für den stadtauswärts fahrenden Radverkehr ändert sich nichts, alle fahren weiterhin auf der Straße. Die neue Verkehrssituation wird ausgeschildert. Ein ebenfalls neues Sackgassen-Verkehrszeichen auf Höhe des Parkplatzes E-Center und der Straße „An der Wolldecke“ weist darauf hin, dass es keine Wendemöglichkeit für Schwerfahrzeuge gibt. An der Einmündung zum Brühlweg wird ein mobiler Pflanzenkübel aufgestellt. Das sieht nicht nur hübsch aus, sondern hindert auch am Durchfahren. Um die Hermann-Schnaufer-Straße noch mehr zu entlasten, empfehlen die Planer, am Kreisverkehr der B 295 an der Jet-Tankstelle und an der Zufahrt Wolldecke an der Südumfahrung allgemeine Hinweisschilder zum Einkaufszentrum, zum Seniorenzentrum oder zu den dort ansässigen Geschäften aufzustellen. wed

Königstor/Badtorstraße

Fahnen, Schirme Bäume

Im Bereich rund um die Badtorstraße und den Viehmarktplatz tut sich ebenfalls einiges. Allerdings können weder die Pfarrgasse noch der Kapuzinerberg und die Kapuzinergasse, wie von einigen Bürgern angeregt, als verkehrsberuhigte Zone ausgewiesen werden. Denn das Fußgängeraufkommen ist laut Regierungspräsidium Stuttgart zu gering, flaniert wie etwa in der Innenstadt wird dort ebenfalls nicht. Die meisten Menschen nutzen die Straßen, um in die Innenstadt oder zu den umliegenden Gebäuden zu gelangen. Die Planer schlagen vor, optische Akzente zu setzen: Mit Fahnen oben an den Häusern oder über Straßenzügen sowie Kletterpflanzen an den Hauswänden. Das Königstör beim Kino-Center soll künftig nur noch einspurig durchfahren werden können. Die Planer empfehlen den einspurigen Abschnitt auf einer Länge von etwa 30 Metern. Sogenannte mobile Pflanzenelemente, also Bäume oder Sträucher, die sich auch gegebenenfalls hin- und herschieben lassen, sollen den Bereich vor den Hauseingängen sichtbar von der Fahrbahn trennen. Das schützt auch die Fußgänger vor den fahrenden Autos. Die umliegenden Cafés und Kneipen bekommen ebenfalls klar abgetrennte Bereiche, in denen sie Außengastronomie anbieten können. Auch hier sollen einfarbige Sonnenschirme ohne Werbeaufdrucke für ein einheitliches und ansprechendes Bild sorgen. wed