Heimatgeschichte ist sein Steckenpferd und soziales Engagement seine Philosophie. Der Merklinger Hans-Joachim Dvorak feiert am Freitag seinen 70. Geburtstag.

Weil der Stadt - Irgendwo geht ja mal die Zeit aus. Immerhin werde ich 70“, sagt Hans-Joachim Dvorak etwas nachdenklich und lacht. In den vergangenen Monaten sei er etwas kürzer getreten, was die Zahl der Ehrenämter anbelange. Dennoch ist er aktiv geblieben wie eh und je.

 

Würde man die Ehrenämter und die Projekte, die er im Laufe der vergangenen Jahrzehnte inne hatte und von denen er auch heute noch so manches ausfüllt, auf einen Zettel schreiben, da wäre schnell kein Platz mehr. So engagiert sich der aktive Merklinger noch immer mit Leidenschaft als Vorsitzender des hiesigen Heimatkreises und als Vorsitzender des Stadtseniorenrates Weil der Stadt, an dessen Gründung er maßgeblich beteiligt war. Und er organisiert und fährt als einer von zehn ehrenamtlichen Fahrern das Seniorenmobil, das Rentner innerhalb der Stadtgrenzen kostenlos von A nach B schippert. „Bei uns läuft das Telefon jeden Tag heiß“, scherzt Dvorak. Zwei bis drei Fahrten am Tag seien normal. Ehefrau Helga Dvorak unterstützt in der „Telefonzentrale“ und auch beim sozialen Engagement. „Ohne meine Frau wäre das alles gar nicht möglich gewesen.“

Damit machte er viele Menschen glücklich

Stark engagiert war Hans-Joachim Dvorak in der evangelischen Kirchengemeinde Merklingen. Zwölf Jahre war er Kirchengemeinderat und elf Jahre Kirchenpfleger. Eine der bedeutendsten Aktionen, die aus seiner Arbeit entstanden sind, ist „Heilig Abend nicht alleine“. Alleinstehende aus dem ganzen Stadtgebiet können hier den Heiligen Abend in Gesellschaft verbringen. Im Schnitt kämen zwischen 50 und 60 Leute zusammen. Es gibt ein Essen, Geschenke, Weihnachtsgeschichten und Weihnachtslieder. „Da kommt so viel von den Menschen zurück“, erklärt er.

Aus seiner Arbeit für die Kirchengemeinde ist ein weiteres Ehrenamt entstanden. Hans-Joachim Dvorak war bis vor Kurzem Rechner des Krankenpflegevereins, mit etwa 300 Mitgliedern, der ein nichtselbstständiger Teil der evangelischen Kirchengemeinde ist und zusammen mit dem Förderverein Sozialstation Weil der Stadt die Arbeit der hiesigen Sozialstation unterstützt. Autos wurden angeschafft, ein E-Bike für die oft steilen Anstiege in den Gassen der Keplerstadt bei der Fahrt von Patient zu Patient, Bekleidung und die komplette Ausrüstung der Schwestern mit Smartphones.

„Ach ja“, fällt Dvorak ein, „ich war auch einmal der erste Vorsitzende der Freien Wähler.“ Vergessen hat der bescheidene Merklinger das sicher nicht. Genauso wenig wie die Anfänge seines ehrenamtlichen Engagements, und das liegt mehr als ein halbes Jahrhundert zurück.

Am Anfang stand der Sport

Begonnen hat alles mit dem Sport. Hans-Joachim Dvorak war damals 18 Jahre alt. „Mein Vater war im Vorstand beim Turn- und Sportverein Merklingen Pressewart und ich war aktiver Fußballer. Zuerst wurde ich Jugendleiter, dann Abteilungsleiter Fußball, war Abteilungsleiter Tennis und später auch Vorsitzender des TSV.“ Unter seiner Leitung wurden die sechs Merklinger Tennisplätze und die Halle gebaut. Jahrzehnte blieb er dem TSV treu. In seiner beruflichen Laufbahn war er die meiste Zeit als kaufmännischer Angestellter bei der Merklinger Firma Schindele im Außendienst beschäftigt.

Seine Leidenschaft aber ist und bleibt die Heimatkunde, die er im Heimatkreis Merklingen im Torbogenhaus pflegt. Viel Herzblut steckt in den alten Gemäuern der Kirchenburg, die heute wieder in einem sehr guten Zustand da stehen. Ein Verdienst, den sich auch Hans-Joachim Dvorak auf die Fahnen schreiben kann. „Es ist toll, wenn ein solch altes Bauwerk wieder in neuem Glanz erstrahlt“, sagt er. Jedes Jahr organisiert der Heimatkreis dort über den Jahreswechsel eine große Ausstellung und veranstaltet Führungen durch das historische Merklingen.

Endlich Zeit für die Familie

Zeit für die Familie und für ein ganz großes Hobby ist aber immer geblieben. Gemeinsam mit Ehefrau Helga ist er innerhalb von zehn Jahren einmal um die Welt gereist. „Wir waren in Ägypten, Indonesien, den USA, Südafrika, Indien, Nepal, China, Russland, Israel, auf Neuseeland und vielen anderen Ländern und haben dabei vieles gesehen.“ Neben etlichen Eindrücken hat er eine Erkenntnis von den Studienreisen mitgebracht: „Es gibt wirklich sehr, sehr arme Menschen, aber auch in Deutschland gibt es Menschen, die Hilfe brauchen.“ Und schon klingelt wieder das Telefon zu Hause bei den Dvoraks. Hans-Joachim Dvorak zieht sich seine Jacke über. Es geht nach Schafhausen, mit dem Seniorenmobil.