Die Klasse 8 d des Gymnasiums gewinnt den Wheelmap-Wettbewerb des Landkreises.

Weil der Stadt - Das Johannes-Kepler-Gymnasium (JKG) hat beim Wettbewerb rund um das Projekt „Wheelmap“ im Landkreis Böblingen den ersten Platz gewonnen. Knapp 30 Schüler der Klasse 8 d waren daran beteiligt. Sie haben ihre Stadt auf Barrierefreiheit geprüft, die Ergebnisse auf der Straßenkarte der Internetplattform „Wheelmap“ eingetragen und so die höchste Punktzahl aller 24 beteiligten Schulen im Kreis Böblingen erreicht. Das Preisgeld von 500 Euro hat Landrat Roland Bernhard den Schülern und ihren Lehrerinnen Anna Breucker und Cornelia Meier am Donnerstagabend in der Holzgerlinger Stadthalle überreicht. „Wir haben dem Projekt hohe Priorität zugemessen,“ sagte Schulleiter Rolf Bayer. Er sei sehr stolz auf seine Schüler und die Lehrerinnen.

 

Schüler machen sich viele Gedanken

Mitte Oktober haben sie sich zum ersten Mal mit den ebenso beteiligten Senioren und Rollstuhlfahrern getroffen, um ihr Vorgehen zu besprechen. Die Achtklässler haben sich einige Gedanken gemacht, welche Läden und Einrichtungen sie zwei Wochen später auf Barrierefreiheit hin testen wollen. „Auf Arztpraxen sind wir wirklich nicht gekommen. Gut, dass wir uns vorher besprochen haben“, resümierte die engagierte Lehrerin Cornelia Meier. Sie und ihre Kollegin Anna Breucker waren sofort von dem Wettbewerb begeistert und brachten so den Stein ins Rollen. „Das Thema Inklusion beschäftigt mich schon länger. Mir ist es ein Anliegen, dass die Schüler da sensibel werden“, erklärte sie ihren Einsatz.

Am sogenannten „Thementag“, an dem ihre Mitschüler der anderen Klassen Ausflüge machen oder ins Kino gehen, sind sie in fünf Gruppen in der Stadt und den Teilorten von 9 bis 15 Uhr unterwegs. „Wir haben uns in Journalisten, Statistiker und Architekten aufgeteilt“, erklärte Max Schumm von der 8 d. „Die Journalisten schrieben die Berichte, die Statistiker führten Protokoll und die Architekten haben alles mit dem Meterstab ausgemessen. Jeder durfte mal im Rollstuhl sitzen.“ Die Schüler bekamen nämlich auch selbst Rollstühle bereitgestellt, um sich besser in deren Nutzer hineinversetzen zu können.

Die Rollstuhlfahrer aus Weil der Stadt und die Mitglieder vom Stadtseniorenrat haben sie auf ihrer Tour begleitet und über die Begeisterung der Schüler ganz schön gestaunt: „Was für Eigeninitiative sie entwickelt haben!“, erzählte der Weil der Städter Senior Heinrich Weidner. „Kein Laden wurde von ihnen verschont.“ Mit dabei war auch die Schülerin Jule Fabisch. „Als wir begonnen haben, waren die Einträge auf der Karte fast alle noch grau“, erklärte sie. Grau bedeutet „Status unbekannt“, rot „nicht rollstuhlgerecht“. Gelb bedeutet „teilweise rollstuhlgerecht“ und grün „voll rollstuhlgerecht“. Schaut man nun auf Weil der Stadt auf der Internetseite wheelmap.org, ist die Karte dank der Schüler nun bunt. Und so bunt sind auch ihre Berichte. „Eine Behindertentoilette war total versteckt in einem Hinterhaus“, erinnerte sich Max.

Mit Meterstäben Türen abgemessen

„Das Kopfsteinpflaster in der Altstadt ist für Rollstuhlfahrer so anstrengend. Es hoppelt so sehr“, sagte Annika Grün. Mit den Meterstäben messen sie die nötige Türbreite von 90 Zentimetern, die maximale Eingangsstufe von zwei Zentimetern oder die Rampensteigung von maximal sechs Prozent. „Ich guck die Stadt nun ganz anders an. Dort wo ich noch nicht war, frag’ ich mich, ob das behindertengerecht ist“, sagte Kai Tietgen. „Zum Beispiel ist seit Monaten der Aufzug am Bahnhof kaputt. Rollstuhlfahrer können gerade nicht S-Bahn fahren“, ärgerte sich der Achtklässler.

Auch in Leonberg und Renningen ist die Wheelmap-Karte bunt geworden, was unter anderem der Realschule Renningen, der Ostertag-Realschule zu verdanken ist, die es aber nicht auf das Siegertreppchen geschafft haben.