Die Bahnsparte DB-Netz bescheinigt, dass eine Verbindung zwischen Calw und Renningen den Betrieb der S-Bahnlinie 6 nicht stört. Die Anhänger fühlen sich bestätigt, doch die Kritiker äußern Zweifel an dem Gutachten.

Weil der Stadt/Renningen - Am Donnerstag hat sich die sogenannte „Expertenrunde“ im Calwer Landratsamt getroffen: Vertreter des Regionalverbandes, die beiden Landräte, der Weiler Bürgermeister Thilo Schreiber und ein Vertreter von Renningen, sowie Kreisräte. Dabei hat die Bahnsparte DB-Netz ihr Gutachten präsentiert – demnach würde die Hermann-Hesse-Bahn auf dem Abschnitt zwischen Weil der Stadt und Renningen im Halbstundentakt problemlos neben der S-Bahn laufen können.

 

Dies erklärt auch ein Bahnsprecher in Stuttgart. „Wir berechnen das immer nach dem gleichen Verfahren“, sagt er. Man gehe dabei vom Ist-Zustand aus und lege den stärksten Verkehr morgens zugrunde, wenn die meisten Pendler unterwegs seien. „Das ist natürlich eine tolle Nachricht“, erklärt dazu Thiemo Stock, der Sprecher des Calwer Landratsamtes auf LKZ-Anfrage. Die DB-Netz habe dabei sogar eine „wirtschaftlich optimale Betriebsqualität“ attestiert. Etwas zurückhaltender ist das Böblinger Landratsamt. Dessen Sprecherin Wiebke Höfer begrüßt zwar, dass die sogenannte „Fahrplan-Robustheits-Prüfung“ auf den Tisch gelegt worden ist. Man regt aber an, nicht nur den frühen Morgen und die Zeit bis Mittag zu untersuchen, sondern den ganzen Tag. Dies solle in den Stresstest mit einfließen. „Wir gehen davon aus, dass diese Anregung vom Kreis Calw aufgegriffen wird“, so Höfer. Zudem solle allen Beteiligten das Gutachten der DB-Netz zur Verfügung gestellt werden, um es „vertiefend zu prüfen“.

Kritik hält weiter an

Noch kritischer äußern sich erwartungsgemäß die beiden Bürgermeister von Weil der Stadt und Renningen. „Eigentlich war im Juli vereinbart worden, dass vor dem Stresstest eine Expertenrunde zusammen kommt“, erklärt Wolfgang Faißt. Das habe Calw nicht eingehalten. Der Weiler Schultes Thilo Schreiber bemängelt zudem, dass die Kritik des Stuttgarter S-Bahnexperten Klaus Wößner vom Calwer Landratsamt nicht aufgegriffen wurde: „Man sollte das nicht einfach abtun.“ Man prüfe weiterhin rechtliche Schritte, Schreiber spricht gar von einem eigenen Gutachten, das man beauftragen wolle.

Einen Disput zwischen den beiden Landkreisen gibt es auch um die Frage, ob am 12. Dezember eine große Bürgerinformation in Weil der Stadt zur Hesse-Bahn stattfinden soll. Der Böblinger Landrat Roland Bernhard drängt darauf, zuletzt am Montag im Verkehrsausschuss des Kreistages. Notfalls werde man auch ohne Vertreter aus dem Nachbarkreis die Veranstaltung durchziehen, erklärte er. Der Calwer Landrats-Sprecher Thiemo Stock hält diese Ankündigung für „unglücklich“.

Terminkollision

Eigentlich wolle man erst dann die Bürger informieren, wenn alle den Stresstest überprüft hätten und auch der Schallschutz geklärt sei. „Wir wollten einen Termin im Januar“, sagt Stock nun. Der Landrat Helmut Riegger habe an dem Datum zudem eine Terminkollision.

Jedenfalls könnte mit dem erfolgreichen Stresstest eine wesentliche Hürde für die Bahnverbindung aus Calw genommen sein. Ein Indiz ist auch ein Interview des Verkehrsministers Winfried Hermann (Grüne) vor Kurzem in der Lokalpresse. Dort lobt er den Calwer Landrat Riegger ausdrücklich und übt Kritik an den Böblingern. „Ich halte das Hin und Her zwischen den Landkreisen für völlig unnötig“, erklärte er. Es ärgere ihn, dass es im Landkreis Böblingen Stimmen gegen die Hesse-Bahn gäbe. Dort habe man schließlich auch von der S-Bahn 60 profitiert.

Allerdings hält der Minister die Idee für „abenteuerlich“, auf der Hesse-Bahn Brennstoffzellen-Züge fahren zu lassen, wie von Calw geplant. Der dortige Landrats-Sprecher Thiemo Stock stellt klar: „Das ist erst später vorgesehen.“ Für das Startjahr 2018 wolle man moderne Dieselloks leasen, um dann erst später auf den Wasserstoff-Antrieb umzusteigen.