Er hat wieder zugeschlagen: Nach dem Spital und dem Klösterle hat Manfred Bürklen jetzt auch eine Turmkapelle in der Stadtkirche saniert.

Weil der Stadt - Eine enge Wendeltreppe hinter der rechten Seitenkapelle. Manfred Bürklen steigt da hoch, immer wieder. Vor drei Jahren schon und jetzt wieder. „Ja, damals war ich mit dem Pfarrer in der Kirche unterwegs“, erinnert er sich. Damals haben sie hier oben die kirchliche Rumpelkammer entdeckt. „Ja, das mache ich“, habe er damals gleich gesagt, „das ist für mich eine Herzensangelegenheit.“

 

15 000 Euro hat Manfred Bürklen seitdem gesammelt, die Rumpelkammer konnte damit „ausgerümpelt“, die Kapelle neu gestrichen und in den mittelalterlichen Zustand zurückversetzt werden. Jetzt steht Manfred Bürklen wieder hier, und seine Augen leuchten, Jugenderinnerungen kommen wieder hoch.

Denn vor genau 62 Jahren ist er schon mal hier hochgestiegen. Damals war die Turmkapelle noch die städtische Registratur. Rechnungsakten lagerten hier, wartetet brav, bis sich jemand für vergangene Zeiten interessierte – zum Beispiel Manfred Bürklen. 16 Jahre alt war er damals, 1954, gerade hatte er als Lehrling bei der Weiler Stadtverwaltung angefangen. „Manfred“, habe der damalige Stadtpfleger Max Rau zu ihm gesagt, „wenn wir was aus der Registratur brauchen, dann gehst du in die Kirche. Du bist der einzige Weil der Städter unter den Lehrbuben, du kannst danach heim und dir die Hände waschen.“

1993 kehrt er zurück in seine Heimatstadt

Das wusste der Stadtpfleger ganz genau. Bis fast zum Dreißigjährigen Krieg lässt sich die Familie von Manfred Bürklen in Weil der Stadt nachweisen, jedenfalls mütterlicherseits. Nach der Lehre im Weiler Rathaus ging er 1961 nach Rutesheim, wurde hier stellvertretender Kämmerer. 1993 dann kam der Ruf in seine Heimatstadt, der Gemeinderat wählte ihn zum Ersten Beigeordneten und damit zum Stellvertreter von Bürgermeister Hans-Josef Straub.

„Man hat jemanden gesucht, der sich hier auskennt“, sagt Manfred Bürklen. Denn schwierige Zeiten standen dem Rathaus bevor: Der Schießrain wird bebaut, die Nordumfahrung gebaut, Grundstücke für die Südumfahrung angekauft, das Steinhaus in Merklingen und das Spital in Weil der Stadt saniert. All das managt der fürs Bauamt zuständige Beigeordnete Bürklen, der im Merklinger Rathaus residiert. „Ja, die Merklinger ticken schon anders“, stellt er damals fest und lächelt. „Sie sind sehr zuverlässig.“

Im Jahr 2000 geht er dann in den Ruhestand. Und mit dem neuen Jahrtausend beginnt auch die zweite Karriere des Weil der Städter Tausendsassas. Statt Mallorca, Radeln und Kegelclub warten Aufgaben auf ihn. „Bürklen, du hast doch jetzt Zeit“, habe damals Bürgermeister Straub zu ihm gesagt, „Dann kümmer’ dich doch um das Spital.“ Denn das hatte das Schicksal heimgesucht, der Dachstuhl wurde 1995 und der West- sowie der Nordflügel 1999 durch Brände zerstört.

Viele 100 000 Euro gesammelt

Mit dem Unternehmer Gerhard Pees ersinnt er das Aufbau-Modell des Erbbaurechts („Da bin ich heut noch stolz“) und für die dortige Unterkunft der Narrenzunft sammelt er Geld. „Da kamen dann 220 000 Euro zusammen, und das innerhalb kürzester Zeit“, erinnert sich Manfred Bürklen. „Das war so eine Erfolgsgeschichte, dass ich die Idee hatte, so auch das Klösterle wieder aufzubauen.“

Mit diesem Wohnzimmer Weil der Stadts verewigt sich der Mann der alten Mauern endgültig im Stadtgedächtnis. Eine halbe Million Euro sammeln Manfred Bürklen und die 400 Mitglieder des Klösterle-Fördervereins seit 2004, da haben die Zuschussgeber in Stadt und Land dann keine Wahl mehr und setzen die Sanierung des alten Kapuzinerklosters endlich um, nachdem die Stadt das Gebäude 1998 gekauft hatte. Im Juni 2012 feiert die Stadt die Eröffnung ihres schmucken Veranstaltungsraums. „Hilfe zur Selbsthilfe“ nennt Manfred Bürklen dieses bürgerschaftliche Engagement. Ohne solche Organisatoren und Koordinatoren wie ihn würde das niemals klappen. „Weil der Stadt hat mir so viel gegeben, da wollte ich eben auch ’was zurückgeben“, sagt er. Sein jüngster Streich von diesem Etwas ist die Turmkapelle in der Stadtkirche, in der seine Karriere als Lehrbub begann – und in der sie auch enden soll. „Jetzt ist Schluss“, sagt der 79-Jährige. „Ich will dann aufhören, wenn es die Leute noch bedauern.“ Spital, Klösterle und Turmkapelle aber bleiben.