Zwei Wochen nach dem Brand in einer Unterkunft im Industriegebiet richten sich die Flüchtlinge jetzt in Merklingen ein. Das läuft nicht immer glatt. In der Nacht zu Mittwoch gehen zwei Bewohner aufeinander los. Beide werden verletzt.

Weil der Stadt - Die Nachricht ist beunruhigend. Gegen 23 Uhr am Dienstagabend geht bei der Polizei der Notruf ein. Ein Bewohner der Flüchtlingsunterkunft Blannentalhof in Merklingen holt die Polizei, weil er einen Streit zwischen zwei Männern beobachtet. Ein 22 Jahre alter und ein 29 Jahre alter Flüchtling sind in Streit geraten. In dessen Verlauf verletzt der Ältere den Jüngeren wohl mit einem Gemüsemesser am Oberkörper, heißt es später im Polizeibericht.

 

Der 22-Jährige wehrt sich daraufhin mit einem Stuhl, sodass auch der 29-Jährige verletzt wird. Beide Männer werden anschließend im Krankenhaus ambulant versorgt. Der 29 Jahre alte Flüchtling ist stark betrunken, ein Richter weist ihn in eine Zelle des Polizeireviers Leonberg ein, in der er den Rest der Nacht verbringt.

Beunruhigung löst die Nachricht auch im Rathaus von Weil der Stadt aus. „Streit in einer Flüchtlingsunterkunft ist nicht unüblich“, sagt Susanne Widmaier, die als Erste Beigeordnete für die städtische Flüchtlingsarbeit zuständig ist. „Aber Messer sind nicht an der Tagesordnung.“

Den Blannentalhof hat Weil der Stadt erst vor zwei Wochen übernommen

Die Container beim Blannentalhof, direkt neben der Merklinger Festhalle gelegen, hat Weil der Stadt erst vor zwei Wochen übernommen, nachdem die Unterkunft in der Benzstraße im Weiler Industriegebiet gebrannt hatte und nicht mehr bewohnbar war. Ursprünglich war es das Landratsamt, das den Blannentalhof im August 2016 errichtet hatte, um dort eine Erstunterbringung einzurichten.

„Es war notwendig, Weil der Stadt zu helfen“, erklärt Rebecca Kottmann, die Pressesprecherin des Landratsamts. Deshalb habe man den Blannentalhof geräumt und für die Weil der Städter Flüchtlinge freigemacht. Das Landratsamt ist für Flüchtlinge zuständig, deren Asylverfahren noch läuft. Haben die Flüchtlinge ihren Aufenthaltstitel, dann müssen Städte und Gemeinden für ihre Unterbringung sorgen.

„Wir haben festgestellt, dass im Blannentalhof zahlreiche Personen gewohnt haben, die aufgrund des Abschlusses der Asylverfahren ohnehin für eine Anschlussunterbringung vorgesehen waren“, sagt Rebecca Kottmann.

Noch am Tag nach dem Brand vor zwei Wochen in Weil der Stadt sind daher die Flüchtlinge in die Merklinger Einrichtung umgezogen. „Das war eine Nacht-und Nebel-Aktion“, erinnert sich Weil der Stadts stellvertretende Bürgermeisterin Susanne Widmaier. „Für die Flüchtlinge war das zum Teil schlimm, ihre gewohnte Umgebung so plötzlich verlassen zu müssen.“

Da sei es durchaus zu Reibereien gekommen. So erklärt sie jetzt auch den Streit, der am Dienstagabend eskaliert ist. „Die Unterkunft in Merklingen ist ganz anders zugeschnitten, als die in Weil der Stadt“, berichtet Widmaier.

Vorher seien die Bewohner vier Küchen gewohnt gewesen, jetzt hätten sie nur noch eine große Küche zur Verfügung. Auch hätten sie sich von Zwei- auf Vierbettzimmer umstellen müssen.

Dennoch arbeitet die Stadtverwaltung jetzt an einem Sicherheitskonzept für ihre Flüchtlingsunterkünfte. Das Landratsamt hat für seine Einrichtung einen Security-Dienst beauftragt. „Das wollen wir jetzt beim Blannentalhof auch so machen“, gibt Susanne Widmaier bekannt. So sollen pro Nacht zwei Personen für die Sicherheit sorgen.

Ab Montag gibt es einen Hausmeister

„Ab Montag wird es dann einen Hausmeister im Blannentalhof geben“, kündigt die Erste Beigeordnete an. Außerdem sei das städtische Ordnungsamt ständig vor Ort, die Flüchtlingsbeauftragten und der Arbeitskreis Asyl würden sich um die soziale Betreuung der Flüchtling kümmern.

Wie lange die Stadt den Blannentalhof vom Landkreis mieten wird, weiß noch niemand. „Unsere Unterkünfte sind nahezu voll belegt“, sagt Rebecca Kottmann vom Landratsamt. Derzeit könne man es anderweitig auffangen, dass die Einrichtung in Merklingen wegfalle – aber wie es weitergeht, sei ungewiss.

Auch die Stadt Weil der Stadt ist ständig auf der Suche nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge. „Das Neubauprojekt in der Weiler Benzstraße wollen wir jetzt so schnell wie möglich in die Wege leiten“, sagt Susanne Widmaier.

Derweil arbeitet die Polizei noch die vergangenen Vorfälle in Weil der Stadt auf. Der 29-Jährige Tatverdächtige, der den anderen Flüchtling mit dem Gemüsemesser verletzt hat, sitzt mittlerweile im Gefängnis, wie die Polizei auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt. Ausschlaggebend für Inhaftierung ist aber nicht die Attacke. „Der Grund dafür waren vorangegangene Diebstähle“, sagt die Polizeisprecherin Yvonne Schächtele.

Zum Brand vor zwei Wochen gibt es dagegen noch keine neuen Erkenntnisse. Brandstiftung schließt die Polizei zwar weiterhin aus, nach der genauen Ursache sucht aber der Brandsachverständige beim Landeskriminalamt noch.