Christopher Wetzel ist der neue Fahrradbeauftragte von Weil der Stadt. Er soll nicht nur den holländischen Radtouristen auf der Route von Amsterdam nach Rom, sondern auch den heimischen Radlern bessere Bedingungen in der Stadt verschaffen.

Weil der Stadt - Auf seinem Schreibtisch liegt ein kleiner, gelber Wälzer. Die „Landesbauordnung für Baden-Württemberg“ ist die tägliche Bibel für Christopher Wetzel. Denn der junge Beamte arbeitet im Weiler Stadtbauamt. An der Wand in seinem Büro im Merklinger Rathaus hängt aber auch ein großer Stadtplan mit vielen, bunten Strichen. „Das sind alles Radwege, die durch Weil der Stadt führen“, erklärt Christopher Wetzel. Der Würm-Radweg, der Museumsradweg nach Waldenbuch und die Heckengäu-Rundtour.

 

Ist Weil der Stadt also eine Fahrrad-Metropole? Nicht ganz, zumindest noch nicht, findet die Erste Beigeordnete Susanne Widmaier. „Das Thema war bei uns in der Verwaltung bisher etwas verwaist“, sag sie. Das sei schade. Die Würm, die Täler und Wege, die wunderschöne Landschaft, da zieht es nicht nur die Erste Beigeordnete aufs Rad. Und dann gibt es ja noch die Radroute von Amsterdam über Bozen nach Rom. Ja, die führt tatsächlich über Weil der Stadt, deswegen kommen regelmäßig größere Kontingente von Holländern in die Keplerstadt (siehe Infokasten). Der Radverkehr könnte in der Keplerstadt also künftig eine große Rolle spielen. „Deshalb brauchen wir einen zentralen Ansprechpartner, der sich um das Thema kümmert“, sagt die Beigeordnete Susanne Widmaier.

Und genau der sitzt jetzt im Merklinger Rathaus vor der Karte mit den bunten Linien und heißt Christopher Wetzel. Seit Januar ist er bei der Stadtverwaltung. Nun ist er der Fahrradbeauftragte im Rathaus. Hinter sich hat er schon drei dicke Ordner stehen. „Ich musste erst mal zusammentrage, was wo in der Verwaltung bisher zu diesem Thema gelaufen ist“, berichtet er von seiner neuen Tätigkeit.

Nicht nur das Stadtbauamt, auch das Ordnungsamt, das Liegenschaftsamt und die Tourismusbeauftragte – an dem Thema hätten in der Vergangenheit viele verschieden Stellen gearbeitet. Damit soll jetzt Schluss sein. „Diese ganzen Beteiligten will ich versammeln und an einen Tisch holen“, sagt Christopher Wetzel.

Alle Beteiligten, das sind nicht nur die Verwaltung und der Gemeinderat, sondern auch örtliche Fahrradunternehmer. „Diese Nachricht war sehr erfreulich für uns“, sagt etwa Stefan Stiener, der Geschäftsführer von Velotraum, „denn Weil der Stadt fängt bei diesem Thema ja bei Null an.“

Jeden Tag ist Stefan Stiener mit dem Rad unterwegs, auf toll ausgebauten Radwegen. Aber: „Sobald Sie an die Stadtgrenze kommen, hört jegliche Infrastruktur für Fahrräder auf.“ Vor allem Fahrradstreifen auf der Fahrbahn und die Freigabe von Einbahnstraßen für Radfahrer schlägt Stefan Stiener vor. Solche Forderungen zu sammeln und zu koordinieren – das ist die Aufgabe von Christopher Wetzel. „Von mir gibt es keine fertigen Radverkehrskonzepte“, sagt er deshalb, „sondern alle Beteiligten müssen da gemeinsam eine rote Linie erarbeiten.“

Das soll Ende Oktober geschehen, da plant Christopher Wetzel einen Runden Tisch mit Verwaltung, Gemeinderat, Radsportvertretern und Gewerbetreibenden. Die hören das gerne. „Das Thema steht wirklich noch nicht so ganz vorne dran“, sagt auch Jens Koch, der Radsporthändler in der Badtorstraße. Ihm fällt die Beschilderung der Radwege auf, die noch „nicht so ganz optimal“ sei. Und: „Auch bei den Radwegekarten ist Weil der Stadt entweder rechts oben, oder links unten. Das ist alles sehr bruchstückhaft“, sagt Jens Koch.

Ein zentrales Kataster mit allen Radverkehrsschildern in der Stadt gibt es allerdings nicht. Bisher – denn dafür gibt es ja jetzt Christopher Wetzel, der die Schilder erfassen will. „Da muss ich mir jetzt ein System ausdenken“, sagt er, „und dann können wir weiter konzipieren.“

Die Radaktivisten sind froh, dass sich etwas tut. „Endlich“, sagt Marlot Spengler. Sie plant beim Allgemeinen Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) Touren für Freizeitradler – allerdings nicht durch Weil der Stadt. „So ein schreckliches Kopfsteinpflaster kenn ich aus keiner anderen Altstadt“, berichtet Spengler. Und eine Fahrt über die Kreuzungen der Keplerstadt seien teilweise lebensgefährlich. Jetzt weiß sie wenigstens, beim wem sie mit solchen Problemen anrufen kann – auch wenn Christopher Wetzel wahrscheinlich nicht zaubern kann. Nicht einmal mit radelnden Holländern im Gepäck . . .