In einer Umfrage unter den Weilheimer Katholiken ist der Pfarrer der St. Franziskus-Gemeinde, Hermann Ehrensperger, ziemlich schlecht weggekommen. Das sorgt für erheblichen Wirbel im Kirchengemeinderat. Das Gremium ist gespalten.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Weilheim - Die Weilheimer Kirchengemeinde St. Franziskus und deren Pfarrer Hermann Ehrensperger bleiben die Sorgenkinder von Paul Magino. Während in allen anderen Orten im Kreis die Kirchengemeinderäte nach der Wahl im März gemeinsam ihre Arbeit begonnen haben, muss der für den Kreis Esslingen zuständige katholische Dekan in der nächsten Woche erneut an den Albrand fahren.

 

Dort will er versuchen, mit einem Moderator den heftigen und hoch emotional geführten Streit zu schlichten. Der tobt sowohl zwischen zwei Gruppen innerhalb des Kirchengemeinderats (KGR) als auch zwischen einer der Gruppen und dem Pfarrer Hermann Ehrensperger. „Da kann man momentan durchaus von einer Spaltung sprechen“, sagt Magino – und wagt keine Prognose, ob seine Mission von Erfolg gekrönt sein wird.

Lieber ins Elsass als auf die Kanzel

Entzündet hat sich der Streit an einer Umfrage, die die neuen Kirchengemeinderäte initiiert hatten. Sie wollten von den Katholiken in Weilheim wissen, ob sie mit ihrem Pfarrer und mit der Arbeit der Kirchengemeinde zufrieden sind. Die rund 60 Fragebögen, die zurückkamen, zeichneten überwiegend kein positives Bild vor allem von der Arbeit Hermann Ehrenspergers, der bereits vor drei Jahren bundesweit für negative Schlagzeilen gesorgt hatte.

Damals hatte Ehrensperger, von dem selbst ihm wohlgesonnene Weilheimer Kirchengemeinderäte sagen, dass „er es pastoral gelegentlich etwas schleifen“ lasse und gerne einmal die Kanzel gegen einen Besuch zum Schlemmen im Elsass eintausche, kurzfristig eine Beerdigung an einen 79-jährigen Lektor abgegeben. Der hatte unter anderem die Urne mit einem Malerpinsel und Wasser aus einem Gurkenglas gesegnet und die Angehörigen mit den Worten: „So, jetzt dürfen Sie Ihrer Mutter Wasser geben“ aufgefordert, es ihm nachzutun. Wegen des „unentschuldbaren Vorgangs“ – so der Pressesprecher der Diözese Rottenburg-Stuttgart damals –, einen nicht befähigten Helfer bei der Beerdigung einzusetzen, war Hermann Ehrensperger 2012 nach Rottenburg einbestellt worden. Das „ernste Personalgespräch“ kam einer Abmahnung gleich.

Der Pfarrer soll die Kirche leer gepredigt haben

Auch im aktuellen Fragebogen tauchen viele Vorwürfe gegen den Pfarrer auf. Sie reichen von der Aufforderung, dass Ehrensperger die Seelsorge mehr in den Vordergrund seiner Arbeit stellen solle, über die Behauptung, dass er weder im Glauben noch in seiner sozialen Einstellung, in der Seelsorge oder bei Krankenbesuchen ein Vorbild sei und gipfelten in heftigen Rücktrittsforderungen. Auch wird bemängelt, dass der Pfarrer die Glaubwürdigkeit der Katholiken aufs Spiel setze und die Weilheimer Kirche leer gepredigt habe. Wörtlich heißt es: „Es ist sinnlos, in die Orgel zu investieren, da die Kirchenbänke immer leerer werden.“

Ausgewertet haben die Umfrage einige der neuen Kirchengemeinderäte. Teile des alten KGR und der Pfarrer verdächtigten daraufhin die neuen Mitglieder, sie hätten die Umfrage manipuliert und forderten vehement deren Herausgabe. Die neuen Kirchengemeinderäte wiederum fürchteten, die gegnerische Seite wolle die unliebsamen Ergebnisse verschwinden lassen – und verweigerten die Herausgabe. Stattdessen übergaben sie die Fragebögen an Paul Magino. Dort liegen sie noch heute. „Da gehören sie natürlich nicht hin“, sagt der Dekan. Er stellt sich aber in dieser Sache eindeutig auf die Seite der neuen Kirchengemeinderäte und betont, dass der Vorwurf der Fälschung „absolut nicht zutrifft“.

Maginos erster Versuch einer Schlichtung misslang: Als Ergebnis einer Krisensitzung im September mit dem Kirchengemeinderat und Ehrensperger wurde vereinbart, dass die Ergebnisse der Umfrage binnen Wochenfrist im Weilheimer Mitteilungsblatt veröffentlicht werden sollten. Ehrensperger habe sich, so Paul Magino, bereit erklärt, die Veröffentlichung in die Wege zu leiten. Geschehen sei bisher nichts.

Der Pfarrer bricht das Telefonat grußlos ab

Hermann Ehrensperger hat keine Lust, die Motive für sein Nichthandeln zu begründen. Er kommt der Bitte nach einem Rückruf zwar nach, verweist dabei auf die Sitzung mit Paul Magino am 22. Oktober und legt in dem Moment, als das Gespräch auf die Umfrage kommt, grußlos auf.

Insofern bleibt von seiner Seite die Frage nach seiner beruflichen Zukunft unbeantwortet. In Weilheim wird gemunkelt, dass Ehrensperger die Stadt spätestens im kommenden Jahr verlassen will. Paul Magino bestätigt, dass es zu diesem Thema Personalgespräche im Ordinariat gibt. Allerdings, so betont der Dekan, sei Ehrensperger mit nun 24 Dienstjahren ohnehin schon doppelt so lang in Weilheim tätig, als das von der katholischen Kirche normalerweise vorgesehen sei. Man müsse also nicht zwangsläufig eine Verbindung zwischen den Wechselüberlegungen und der aktuellen Streitigkeiten herstellen.