Der Ortsbus verbindet seit 22 Jahren Wolfbusch mit dem Löwen-Markt und hat eine treue Fangemeinde. Feste Haltestellen gibt es eigentlich nicht, denn angehalten wird nach dem „Wink und Fahr“-Prinzip.

Weilimdorf - In der vergangenen Bezirksbeiratssitzung berichtete Mario Graunke über den Weilimdorfer Ortsbus. Er arbeitet beim Busunternehmen Wöhr und ist dort unter anderem für die Planung des Linienverkehrs zuständig. Mit den Weilimdorfer Linien zeigte er sich sehr zufrieden – das zeige sich auch daran, dass er schon lange nicht mehr im Bezirksbeirat gewesen sei.

 

Ein Konzept mit Erfolg- über 6000 Fahrgäste im Jahr 2014

Der Ortsbus pendelt montags bis freitags bis zu sieben Mal täglich zwischen dem Löwen-Markt und dem neuen Friedhof in Wolfbusch. Zudem verbindet eine zweite Linie einmal wöchentlich, immer am Donnerstag, Hausen und Giebel mit dem Friedhof. „Auf Wunsch der vorwiegend älteren Damen“, so Graunke, werde diese Strecke, die bislang nur im Sommerhalbjahr bedient wurde, künftig ganzjährig angeboten.

Aus der Bevölkerung komme immer wieder die Idee, eine dritte Linie einzurichten und damit auch den nördlichen Teil des Bezirks anzufahren, berichtete Graunke. Das Unternehmen stehe der Idee offen gegenüber, er glaube aber eher nicht, dass sich das lohnen würde: „Ich sehe es so, dass es da zu wenig Nachfrage gibt.“ Generell werde der Ortsbus aber sehr gut angenommen, zwischen 6000 und 7000 Fahrgäste seien im vergangenen Jahr auf den beiden Linien befördert worden.

„Wir haben eine ganz ganz treue Nutzerschaft“, erzählte Graunke. Es gebe viele Fahrgäste, die jeden Tag mit dem Ortsbus unterwegs seien. „Aber nicht, weil sie jeden Tag einkaufen müssen, sondern weil sie den sozialen Kontakt halten wollen.“ Neben dem primären Ziel, nämlich den Einwohnern des Bezirks den Einkauf vor Ort zu ermöglichen, komme dem Ortsbus mittlerweile auch die Rolle einer sozialen Institution zu.

Seit 22 Jahren trägt sich das finanzierungsmodell selber

Finanziert wird das Angebot vor allem durch die Werbeanzeigen der Weilimdorfer Gewerbetreibenden auf dem Fahrzeug, erklärte Graunke. Hinzu kommen die Erlöse aus dem Fahrscheinverkauf, eine Einzelfahrt kostet 1,50 Euro. Allerdings hätte mehr als die Hälfte der Fahrgäste einen Schwerbehindertenausweis und werde deswegen unentgeltlich befördert. Insgesamt habe man aber ein Finanzierungsmodell, das sich seit 22 Jahren selber trage, berichtete Graunke – und das sei eine Besonderheit in Deutschland. Andernorts seien meist, wie etwa in Botnang, ehrenamtliche Fahrer im Einsatz oder der Betrieb werde mit öffentlichen Mitteln bezuschusst.

Angehalten wird nach dem „Wink und Fahr“-Prinzip

Auf Nachfrage des SPD-Bezirksbeirats Dieter Benz kam Graunke noch auf die Haltestelle Löwen-Markt an der Pforzheimer Straße zu sprechen. Grundsätzlich sei es so, dass der Ortsbus nach dem „Wink und Fahr“-Prinzip funktioniere, sagte Graunke: Es gebe keine festen Haltestellen, sondern der Bus halte auf Wunsch überall, um Passagiere ein- und aussteigen zu lassen. Davon ausgenommen sei die Haltestelle an der Pforzheimer Straße auf Höhe des Drogeriemarkts beim Bezirksrathaus. „Da wir dort aber keine Haltebucht haben, müssen wir die Kröte schlucken und auf der Straße halten“, erklärte Graunke. Ulrike Zich sah die Situation recht pragmatisch: „Dann trägt der Bus schon zur Verkehrsberuhigung an der Pforzheimer Straße bei“, sagte die Bezirksvorsteherin schmunzelnd.

Tatsächlich steht der Bus an der Starthaltestelle beim Löwen-Markt oft fünf bis zehn Minuten, erzählt die Fahrerin Anette Röckle. „Leute mit Rollatoren oder mit Einkaufwägelchen brauchen doch etwas länger zum Einsteigen.“ Gerade für ältere Leute sei der Bus ein Segen, auch wenn der Einstieg mitunter beschwerlich sei. Eine barrierefreie Haltestelle wäre auch im Sinne Mario Graunkes. Allerdings, räumte er in der Bezirksbeiratssitzung ein, fahre der Ortsbus im Windschatten der SSB: „Große Investitionen zu fordern, ist schwierig.“