In einer Serie begleiten wir den Weinbauer Fabian Rajtschan. Im März legt er einen Weinberg neu an.

Feuerbach - Alles zurück auf Anfang, heißt es für Fabian Rajtschans Weinberg im östlichen Teil des Feuerbacher Lembergs. Dort legt der Weinbauer eine zwölf Ar große Fläche von Grund auf neu an. Noch bis vor kurzem standen dort 50 Jahre alte, knorrige Trollingerreben. Mehrere Gründe veranlassten Rajtschan, die Rebstöcke samt Wurzeln zu entfernen und neue zu pflanzen. „Die Reben hatten zwar sehr schöne Trauben, die einen hochwertigen Wein ergeben haben, aber sie hatten nicht mehr viel Ertrag“, erklärt der 27-Jährige. Hinzu kam, dass die Drahtanlage in die Jahre gekommen war. Außerdem möchte der studierte Oenologe sein Sortiment abwechslungsreicher gestalten und auch mehr Weißwein produzieren. Darum wird Rajtschan nun Weißburgunder pflanzen. Nicht zuletzt hat das Neuanlegen des Weinbergs den positiven Nebeneffekt, dass Rajtschan die Reihen etwas breiter anlegen kann, damit künftig auch ein Traktor durchpasst. Das wird ihm die Arbeit immens erleichtern. Um dadurch aber nicht weniger Ertrag zu haben, wird er gleichzeitig den Abstand zwischen den Reben verringern. „Das hat den Vorteil, dass die Pflanzen in größere Konkurrenz zueinander treten und tiefer wurzeln.“

 

Bevor Rajtschan die Reben einpflanzt, kümmert er sich um den Boden. Maschinell wird die Erde bis zu 80 Zentimeter tief gewendet. „Das ist ein wichtiger Vorgang, denn die nächsten 50 Jahre hat man nicht mehr die Möglichkeit, den Boden so aufzulockern und Luft reinzubringen“, sagt er. Der Boden am Feuerbacher Lemberg ist vor allem im unteren Teil schwer und lehmig. Dadurch kann er sehr gut Wasser speichern. Weiter oben ist die Erde sandiger.

Stress in Maßen tut den Reben gut

Insgesamt ist der Feuerbacher Boden mineralstoffreich, aber karg. Das fordert die Pflanzen – und freut den Weinbauer. „Ein bisschen Stress ist gut, dann geben sich die Reben mehr Mühe.“ Denn unter schwierigeren Bedingungen produzierten die Pflanzen Abwehrstoffe. Das ergebe aromatische, tanninhaltige Rotweine, „also genau das, was wir haben wollen“. Und auch der Weißwein profitiere von dem kargen Boden, denn er werde dadurch filigraner im Geschmack. Allerdings werde ein Württemberger Weißwein nie so leicht und fruchtig wie an der Mosel, wo es felsige Schieferböden gibt, schränkt Rajtschan ein. Ob das ein Vor- oder ein Nachteil ist, ist jedoch reine Geschmackssache.

Die neuen Pflanzen, 600 an der Zahl, pflanzt der Feuerbacher voraussichtlich Anfang bis Mitte Mai, wenn der Boden noch recht feucht ist, aber nicht mehr friert. Das erste Jahr wird Rajtschan darauf achten, dass zwischen den Reben kein Gras wächst, das Nährstoffe verbraucht. Damit es trotzdem keine Bodenerosion gibt, wird er im Sommer Stroh zwischen die Reihen legen. Im zweiten Jahr wird er verschiedene einheimische Gräser und Blumen säen. „Ich wähle die Mischung so, dass das ganze Jahr über etwas blüht und Nützlinge anlockt“, sagt der 27-Jährige. Das soll Bienen zur Bestäubung anlocken und Insekten, die Schädlinge fressen.

Wein gibt’s erst im nächsten Jahr

Trauben werden die neuen Reben dieses Jahr noch nicht tragen. Falls sich die Pflanzen gut entwickeln, wird ab kommendem Jahr an jedem Stock etwa eine Traube wachsen. Bis dahin wird Rajtschan viel Arbeit in den jungen Weinberg investieren müssen: den Boden bearbeiten, Gras und Unkraut entfernen, wenn nötig Gießen und die Reben festbinden, damit sie gerade nach oben wachsen. Im Herbst 2015 kann er dann vielleicht das erste Glas vom neuen Weißburgunder probieren.