Die Weinverkostung der Innenstadtredaktion hat sich bis nach Kanada herumgesprochen: ein Leser hat sich gemeldet, der eine besondere Verbindung zu einem der vorgestellten Weine hat.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Dass die Redakteure der Innenstadt-Beilage kürzlich die Weine des Weinguts Stuttgart verkosteten und darüber berichteten, hat sich bis ins kanadische Montreal herumgesprochen. „Mein Vetter sandte mir die Seite der ‚Innenstadt’ mit den Artikeln über den Weinanbau in Stuttgart, darunter Ihren Beitrag über den Saint-Laurent der Mönchhalde. Er wusste, dass ich besonderes Interesse daran habe, und ich freute mich sehr über Ihre Zeilen.“ So beginnt Hartmut Holzbaurs Leserbrief an die Innenstadtredaktion. Holzbaur lebt und arbeitet in der kanadischen Stadt Montreal, genauer gesagt, im Stadtteil Saint-Laurent. „Ich bin in Aalen aufgewachsen, habe aber mütterlicherseits eine Verbindung mit Stuttgart“, erzählt Holzbaur, der vor fast fünfzig Jahren nach Kanada ausgewandert ist.

 

Der Märtyrer auf dem eisernen Rost

Saint-Laurent ist aber nicht nur der Name eines Stadtteils in Montreal, sondern auch der einer breiten Straße, die die Stadt durchzieht, sowie des Stroms Saint-Laurent, der an Montreals Halbinsel vorbeizieht. Stadtteil, Fluss, Straße und letztlich auch der Wein sind nach einem Mönch aus dem dritten Jahrhundert nach Christus benannt: Laurentius von Rom war der Überlieferung zufolge Erzdiakon der Hauptstadt. Der römische Kaiser Valerian wollte ihn zwingen, das Kirchenvermögen herauszugeben. Laurentius verteilte es stattdessen an Arme, Kranke, Witwen und Waisen und präsentierte diese dem Kaiser als wahren Schatz der Kirche. Dafür starb er den Märtyrertod – auf einem eisernen Grillrost. Darum ist er Schutzpatron vieler Berufsgruppen, die mit offenem Feuer zu tun haben, beispielsweise der Feuerwehr, Bäcker und Köche.

Eine Flasche Saint-Laurent liegt im kanadischen Keller

Die Weintraube Saint-Laurent, eine alte französische Traube, soll ihren Namen bekommen haben, weil sie um den Laurenzitag am 10. August essreif wird und die roten Trauben in der Sommersonne braten wie der Märtyrer auf dem Rost. Das Weingut der Stadt baut diese Traube auf der Mönchhalde seit 1955 an, einige Reben stammen aus diesem Pflanzjahr und zählen zu den ältesten des Weinguts. Vom Saint-Laurent-Tropfen des Weinguts hat auch Hartmut Holzbaur eine Flasche im Keller in Montreal liegen. Im Juli ist er in Stuttgart und Region zu Besuch gewesen und hat eine Flasche gekauft. „Ich kenne die Birkenwaldstraße noch, mit dem früheren Zehner fuhr man doch vor Jahren auf den Killesberg“, schreibt er. „Ich warte auf eine Gelegenheit, den Wein zu kosten und ihn mit Ihren Kommentaren zu vergleichen.“