Seit einem Wettbewerbssieg des Weinguts Kuhnle in Straßburg vor sechs Jahren bestellt eine Vinothek in Bordeaux alljährlich eine Charge Riesling aus Strümpfelbach.

Weinstadt - Dass der eine oder andere Remstäler Weinfreund ab und an einen edlen Tropfen aus dem Bordeaux ordert, das ist relativ selbstverständlich. Der umgekehrte Weg des Remstalweins, nämlich in die Höhle der Weinlöwen in Frankreichs Westen, gilt allerdings gemeinhin als höchst selten, in Weinkreisen tendenziell als fast undenkbar. Doch es gibt Ausnahmen: Einmal mehr schickt das Strümpfelbacher Weingut Kuhnle eine Charge seines Nonnenberg Rieslings in die Lande an der Garonne, das Bordelaise – ins traditionsreichste Weingebiet Frankreichs und zumindest nach eigener Einschätzung größte Qualitätsweingebiet weltweit.

 

48 Flaschen des Süßweins vom Jahrgang 2014 hat Daniel Kuhnle dieser Tage verpackt und nach Bordeaux versendet. Seit sechs Jahren will dort in der Rue des Bahutiers „La Wine Bar“ und deren Besitzer Giancarlo Savini alljährlich den Tropfen aus dem Remstal für die Sparte der Dessertweine im eigenen Vinotheks-Sortiment, das immerhin mit 340 Tropfen aus Frankreich und der Welt aufwarten kann.

Französische Goldmedaille für den Remstäler

Entdeckt hat der Weinhändler den süßfruchtigen Remstäler beim Weinwettbewerb Grand Concourse du Monde, der für verschiedene Weinsorten alljährlich in Straßburg abgehalten wird. Dort gibt es den Riesling du Monde, den Pinot Blanc du Monde oder den Sylvaner du Monde. Bei Burgunder sei es natürlich schwierig, in Frankreich zu punkten, sagt die Seniorchefin Margret Kuhnle, deshalb habe man sich einst entschieden, lieber mit dem Riesling in den Wettbewerb einzusteigen – „bei dem gibt es dort eher Chancen“. Und prompt hat der hierzulande für 18,50 Euro je Flasche gehandelte edelsüße Nonnenbergriesling vom Jahrgang 2008 beim Wettbewerb im Jahr 2010 eine Goldmedaille samt zusätzlicher und nur an fünf von einigen Hundert Tropfen verliehener „Trophée d’excellence“ gewonnen.

Ein Viertel des Süßweins geht nach Frankreich

Kurz darauf, so erzählt Daniel Kuhnle, habe Monsieur Savini aus Bordeaux die ersten 24 Flaschen des Dessertweins geordert. Und anscheinend funktionierte selbst im Bordeaux der Absatz des Süßweins von rund 45 Jahre alten schwäbischen Reben, der mit deutlich über 100 Grad Öchsle gelesen wird, extrem lang gärt und am Ende lediglich zehn Volumenprozent Alkohol, aber 60 Gramm Restzucker und eine fulminante Frucht hat. Denn in den Jahren darauf hat Le Wine Bar die jährliche Beststellung auf 48 Flaschen erhöht. Die Franzosen beanspruchen damit einen erklecklichen Teil des Desserttropfens aus dem Remstal. Den gibt es nämlich nicht jedes Jahr. Dem Jahrgang 2008 folgten aus weinbautechnischen Gründen wie Gesundheit und Reife lediglich diejenigen von 2011 und 2014. Bei rund 300 Flaschen je Jahrgang geht damit inzwischen rund ein Viertel des Strümpfelbacher Süßweins ins Bordeaux. „Irgendwann“, sagt Daniel Kuhnle, „werden wir mal die Flaschen persönlich abliefern.“