StZ-Weinkolumnist Holger Gayer ist auf einen Cabernet Dorsa gestoßen, der als Pirat für eine Bordeaux-Weinprobe taugt.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Ist es gestattet, ausnahmsweise mit einem Rückblick zu beginnen? Es ist ja so, dass wir bei unserer öffentlichen Lesestoff-Weinprobe in Uhlbach den 2009er Zweigelt S vom Bönnigheimer Weingut Dautel probiert haben. Ich war damals so angetan von dem Tropfen, dass ich ihn spontan zu einem meiner Favoriten des Jahres gekürt habe. Andere Kollegen sahen das anders. Nun ist exakt jener Zweigelt mit dem Deutschen Rotweinpreis ausgezeichnet worden. Ich möchte behaupten, dass die Jury wusste, was sie tat. . .

 

Aber es ist ja häufiger so, dass es die Guten schwer haben im eigenen Land. Auch die Rebzüchter aus Weinsberg wissen ein Lied davon zu singen. Eine ganze Reihe von neuen Sorten haben sie kreiert, doch bei manchen streiten sich die Experten immer noch, wer die lieben Eltern sind. Der Cabernet Dorsa zum Beispiel soll das Kind einer Kreuzung von Cabernet Sauvignon und Dornfelder sein. Nun aber soll ein DNA-Test bewiesen haben, dass der Vater in Wahrheit ein Lemberger gewesen sei und kein Cabernet Sauvignon. Also ein Kuckucksei? Die Felsengartenkellerei Besigheim schert sich nicht um solche Kinkerlitzchen. Unter dem Label „Schwarzer Rappe“ kredenzt sie einen Cabernet Dorsa, der ein guter Pirat in einer Bordeaux-Weinrunde wäre und auch sonst zu einer späten Zigarrenrunde in schweren Ledersesseln passt: viel Gerbstoff, rauchige Töne und das animalische Aroma von Ledersattel und Pferdedecke. Man muss es halt mögen.

Das Urteil der StZ-Weinrunde:

Kathrin Haasis Erstens: Ein Rotweinpreis bedeutet nicht, dass der Sieger jedem schmecken muss. Zweitens: Der Cabernet Dorsa mundet mir auch nur bedingt. Rauchig, brandig, passt in die Tabak-Lounge. Für eine Cuvée gut, allein schwierig.

Harald Beck Ach ja, die Erinnerung an jenen Zweigelt ist vergleichsweise ganz nett. Der Schwarze Rappe ist mir doch etwas zu ungestüm kräftig. Viel Gerbstoff gewiss, aber einfach von einigem anderem auch etwas zu viel des Guten.

2010er Cabernet Dorsa „Schwarzer Rappen“, 10 Euro, Felsengartenkellerei Besigheim, Tel. 0 71 43/81 60-0, www.felsengartenkellerei.de