Im Württemberger steckt viel mehr als gemeinhin bekannt. Zum Beispiel auch ein Stück Bayern. Unsere Weinrunde hat sich aufgemacht – und einen Spätburgunder vom Bodensee mitgebracht.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart - Im Württemberger steckt viel mehr als gemeinhin bekannt. Zum Beispiel auch ein Stück Bayern. Der Wein macht es möglich, dass ein Zipfel des Freistaats Württemberg zugeschlagen wurde. Bayerischer Bodensee nennt sich das Anbaugebiet, das in einer begehrten Gegend liegt. Denn abgesehen von Österreich und der Schweiz beanspruchen auch viele Deutsche einen Platz am Ufer: Badener, Württemberger und Bayern tummeln sich dort, und zwar nicht nur im Sommer. Für die Winzer ist die Standortfrage noch komplizierter, die 600 mit Reben bepflanzten Hektar wurden zwei Anbaugebieten zugeschlagen, die mit den politischen Grenzen nicht identisch sind: Baden reicht vom Hochrhein bis Hagnau, von Kressbronn bis Lindau wächst Württemberger, letzterer aber eben teils auf bayerischem Boden.

 

Vielen Winzer passt diese Aufteilung gar nicht, sie würden am liebsten Bodenseewein auf ihre Flaschen schreiben. Das klingt schließlich wie Ferien und schmeckt deshalb gleich viel besser. Der Nonnenhorner Winzerhof Gierer nutzt diese Lage entsprechend aus: „Hier, in den südlichsten Rebgärten Deutschlands am bayerischen Bodensee entstehen in mediterranem Klima fruchtig-elegante Weine“, steht auf dessen Webseite. Neben viel Müller-Thurgau zählt dazu auch ein einfacher, aber netter Spätburgunder. Er duftet nach Süßkirsche und Mandel, ist sanft im Gaumen und leicht im Abgang – und die Annektierung eines Stücks Bayern wert.

Das Urteil der StZ-Weinrunde: Harald Beck Ja, wahrlich leicht im Abgang, der Bodensee-Burgunder, quasi fast unmerklich. Nach ganz nettem Duft etwas undefiniert milde Frucht und schnelles Verschwinden. Ich glaub nicht, dass ich dafür mit den Bayern Krieg anzetteln würde.

Holger Gayer Unmittelbar nach dem fiesen 1:2 des VfB gegen Bayern, ist das Urteil vielleicht ein wenig getrübt, deswegen sage ich in aller Vorsicht: Der Wein ist okay. Fruchtig und saftig zwar, aber dennoch genügend Rückgrat, um zu kontern.

Nonnenhorner Spätburgunder 2012 trocken, 6,70 Euro, Winzerhof Gierer, Nonnenhorn, 0 83 82/89 58 1, www.winzerhof-gierer.de