StZ-Weinkolumnist Holger Gayer öffnet einen Lemberger, der so schwäbisch ist wie der Mann, der ihn macht: Martin Notz.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Im fortgeschrittenen Stadium sind wir Weinfreunde ja so etwas wie die legitimen Brüder und Schwestern des Trüffelschweins: immer auf der Suche nach dem Besonderen, das im Verborgenen wächst. Und was haben wir seit sechs Jahren in Ausübung unserer Kolumnistenpflicht nicht schon alles probiert: Schorle in Dosen, Wein-to-go im Plastikbecher, Süßes und Saures, Edelschmecker, die sich kaum jemand leisten will (oder kann), Grenzgänger zwischen Baden und Württemberg, internationale Schwaben aus Neuseeland, Südfrankreich, Israel.

 

Wie schön ist es da, wenn man bei einem gut sortierten Händler inmitten vieler vinologischer Modetrends den Lemberger eines Wengerters wiederentdeckt, der ganz traditionelle Werte pflegt – Bescheidenheit und gutes Handwerk. Die Rede ist von Martin Notz aus Hohenhaslach. Der Mann klebt noch die Preismünzen der Landesprämierung auf seine Flaschen, und fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde sein Betrieb vor zwei Jahren mit dem Staatsehrenpreis ausgezeichnet. Ich mag dieses Understatement, und ich mag seine ungekünstelten Weine – die weißen vor allem, aber auch diesen trockenen Lemberger S mit 2,7 Gramm Restzucker aus dem Jahr 2012, der den Schnupperer mit einem feurigen Pfefferaroma und einer Kräuternase empfängt, ehe sich im Mund der Geschmack von Waldbeeren dazu gesellt. Dieser Wein ist ganz einfach – das Erzeugnis eines sympathischen Facharbeiters.

Das Urteil der StZ-Weinrunde: Kathrin Haasis Dieser Lemberger ist sicherlich ein netter, süffiger Alltagsbegleiter. Aber für einen herausragenden Genussmoment taugt diese bodenständige Variante eher nicht. Und dafür ist der Preis auch gar nicht so bescheiden.

Harald Beck Ein angenehm gradliniger Zeitgenosse, der nichts Besonderes sein will, sondern eben ein schlichter, angenehm trockener und mit ausreichend Frucht aufwartender Lemberger. Nichts dagegen einzuwenden.

2012er Lemberger S trocken,
9,50 Euro, Weingut Martin Notz, Sachsenheim-Hohenhaslach, Tel. 0 71 42/84 15, www.weingut-notz.de