StZ-Weinkolumnist Harald Beck stellt einen Schiller vor. Mit dem schwäbischen Dichterfürsten hat dies nichts zu tun. Vielmehr mit dem schillernden Farbton, entstanden durch die Liaison von Riesling und Burgunder.

Stuttgart - Es geht so langsam dem Sommer entgegen, auch wenn die Witterung dieser Tage nicht immer den Beweis dafür antritt. Immerhin: in den Weinbergen ist die Entwicklung der Pflanzen weit fortgeschritten, knapp vier Wochen sind sie hierzulande früher dran als in weinwirtschaftlichen Durchschnittsjahren. Und mit der vorübergegangenen Kalten Sophie droht auch von den Eisheiligen kaum mehr Ungemach im Wengert. Blick in Richtung Sommer also und damit zu Weinen, die sommerlich leicht daherkommen.

 

Schiller ist da immer ein Thema. Der Nachkomme dessen, was einst als gemeinsam vergorener Mischsatz die Regel war. Der seinen Namen eben nicht dem Dichterfürst Friedrich Schiller zu verdanken hat, sondern seinem schillernden hellrötlichen bis altgoldenen Farbton. Und dem durchaus der Ruch anhaftet, oft nicht nur leicht, sondern manchmal geschmacklich etwas untergewichtig zu sein.

Zu letzterer Kategorie gehört der Schiller derer ganz sicher nicht, die unter dem programmatischen Weingutsnamen „Parfum der Erde“ in Strümpfelbach ihre Tropfen in mit den Geokoordinaten versehene Flaschen füllen. Schön lachsfarben schillernd signalisiert der 2012er, dass aus der Liaison von Riesling und Spätburgunder durchaus aromatische Kraft erwächst. Ein nach wie vor frischer Tropfen mit angenehmen Quitten- und Honigtönen. Vielleicht etwas zum Anstoßen, wenn Jogis Jungs in lauer Sommernacht Tore schießen.

Das Urteil der StZ-Weinrunde:

Kathrin Haasis Auf mich wirkt dieser Schiller wie Containerschorle. Eine wilde Mischung also, die heftig nach Quittengelee und harzigem Duftholz riecht, im Gaumen bitter wird und sich mit einer gewaltigen Säure verabschiedet.

Holger Gayer Dieser Wein ist ein bemerkenswertes Produkt in der Serie „Ich mache eine tolle Verpackung und verlange viel Geld dafür“ – und insofern bestens geeignet für Neureichenpartys. Ich brauche diesen sauren Quitten-Erdbeer-Mix nicht.